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Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737.

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Gebeths getröstet worden, er drauf zur Antwort gegeben: Er würde wohl nicht mehr auf die Cantzel kommen, sondern es würde heissen, wie offt bey den Propheten stünde, daß GOtt sagete: Sie werden beten, aber ich will sie nicht erhören; von solchen auch etliche Sprüche aus den Propheten angezogen. Dergleichen war auch zu spühren am vergangenen Sonntage ungefehr eine Stund oder 3. vor seinen seeligen End, Denn als wir Beywesenden, auf unsern Knyen liegende, GOtt den HErrn anrufften, daß, weil er auch Todten auferwecken könnte, er uns Gnade vor seinen Augen finden und sich erbitten lassen wolle, und diesen seinen Diener uns erhalten; hat er, der seelige Herr Magister, ob wir gleich vermeinten, daß vor grosser Schwachheit er es so eigendlich nicht wahrnehme, dennoch mit grosser Bewegung dreymahl Nein, Nein, Nein, geschryen: und hiermit gleichsam zu verstehen geben wollen, daß vor seine Gesundheit und Leben zu bitten es wieder seinen Willen und gleichsam eine vergebne Arbeit wäre. Worauf wir denn in unserm Gebet bey GOtt dem HErrn flehentlich nur um diß angehalten daß, weil sich allerhand schmertzliche Symptomata bey seiner Schwachheit zeugeten, GOtt ihn doch davon erlösen, vor seinem Ende noch erqvicken, und mit einen sanfften Abdrücken begnaden wolle, welches denn auch geschehen. Denn obgleich an der Vernunfft, was irrdische Sachen belangete, eine ziemliche Schwachheit an ihm zu vermercken war, er auch mit der Sprache sehr übel fort konnte, so konnte man doch die lateinische Sprache noch ziemlich verstehen, und war der Verstand, qvoad Spiritualia, in Sachen, seinen Glauben und Seeligkeit betreffend, in einer feinen Richtigkeit sonderlich die letzten 2 Stunden biß an sein Ende, also, daß er auch einen und den andern Zuspruch mit Worten und Geberden gnungsam bezeugete, daß ers verstünde, auch seiner Seeligkeit gantz gewiß wäre. Denn als ich erinnerte, er solte seinen HErrn JEsum, auf den er getaufft, an den er gegläubet, den er geprediget hätte, fest behalten in seinen Hertzen, und der gewissen Zuversicht seyn, derselbe treue fromme Heyland, der ihn erlöset, deme er gedienet, werde auch an ihme das Wort des Evangelii wahr machen, was er andern geprediget hätte, und ihn das Ende seines Glaubens lassen davon bringen, nehmlich das ewige Leben. Und endlich diese Worte brauchete: Credisne per Gratiam Domini JEsu Salvari; Gläubt ihr durch die Gnade des HErrn JEsu seelig zu werden; fieng er drauf gantz vernehmlich an, und sagte mit einem besondern Ernst: Credo, annon sufficit? das ist, ich glaubs ja und hoffe es, ist es es denn nicht genug? worauf ich ihn zurieff: imo sufficit,

Gebeths getröstet worden, er drauf zur Antwort gegeben: Er würde wohl nicht mehr auf die Cantzel kommen, sondern es würde heissen, wie offt bey den Propheten stünde, daß GOtt sagete: Sie werden beten, aber ich will sie nicht erhören; von solchen auch etliche Sprüche aus den Propheten angezogen. Dergleichen war auch zu spühren am vergangenen Sonntage ungefehr eine Stund oder 3. vor seinen seeligen End, Denn als wir Beywesenden, auf unsern Knyen liegende, GOtt den HErrn anrufften, daß, weil er auch Todten auferwecken könnte, er uns Gnade vor seinen Augen finden und sich erbitten lassen wolle, und diesen seinen Diener uns erhalten; hat er, der seelige Herr Magister, ob wir gleich vermeinten, daß vor grosser Schwachheit er es so eigendlich nicht wahrnehme, dennoch mit grosser Bewegung dreymahl Nein, Nein, Nein, geschryen: und hiermit gleichsam zu verstehen geben wollen, daß vor seine Gesundheit und Leben zu bitten es wieder seinen Willen und gleichsam eine vergebne Arbeit wäre. Worauf wir denn in unserm Gebet bey GOtt dem HErrn flehentlich nur um diß angehalten daß, weil sich allerhand schmertzliche Symptomata bey seiner Schwachheit zeugeten, GOtt ihn doch davon erlösen, vor seinem Ende noch erqvicken, und mit einen sanfften Abdrücken begnaden wolle, welches denn auch geschehen. Denn obgleich an der Vernunfft, was irrdische Sachen belangete, eine ziemliche Schwachheit an ihm zu vermercken war, er auch mit der Sprache sehr übel fort konnte, so konnte man doch die lateinische Sprache noch ziemlich verstehen, und war der Verstand, qvoad Spiritualia, in Sachen, seinen Glauben und Seeligkeit betreffend, in einer feinen Richtigkeit sonderlich die letzten 2 Stunden biß an sein Ende, also, daß er auch einen und den andern Zuspruch mit Worten und Geberden gnungsam bezeugete, daß ers verstünde, auch seiner Seeligkeit gantz gewiß wäre. Denn als ich erinnerte, er solte seinen HErrn JEsum, auf den er getaufft, an den er gegläubet, den er geprediget hätte, fest behalten in seinen Hertzen, und der gewissen Zuversicht seyn, derselbe treue fromme Heyland, der ihn erlöset, deme er gedienet, werde auch an ihme das Wort des Evangelii wahr machen, was er andern geprediget hätte, und ihn das Ende seines Glaubens lassen davon bringen, nehmlich das ewige Leben. Und endlich diese Worte brauchete: Credisne per Gratiam Domini JEsu Salvari; Gläubt ihr durch die Gnade des HErrn JEsu seelig zu werden; fieng er drauf gantz vernehmlich an, und sagte mit einem besondern Ernst: Credo, annon sufficit? das ist, ich glaubs ja und hoffe es, ist es es denn nicht genug? worauf ich ihn zurieff: imo sufficit,

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Gebeths getröstet worden, er drauf zur Antwort gegeben: Er würde wohl nicht mehr auf die Cantzel kommen, sondern es würde heissen, wie offt bey den Propheten stünde, daß GOtt sagete: Sie werden beten, aber ich will sie nicht erhören; von solchen auch etliche Sprüche aus den Propheten angezogen. Dergleichen war auch zu spühren am vergangenen Sonntage ungefehr eine Stund oder 3. vor seinen seeligen End, Denn als wir Beywesenden, auf unsern Knyen liegende, GOtt den HErrn anrufften, daß, weil er auch Todten auferwecken könnte, er uns Gnade vor seinen Augen finden und sich erbitten lassen wolle, und diesen seinen Diener uns erhalten; hat er, der seelige Herr Magister, ob wir gleich vermeinten, daß vor grosser Schwachheit er es so eigendlich nicht wahrnehme, dennoch mit grosser Bewegung dreymahl Nein, Nein, Nein, geschryen: und hiermit gleichsam zu verstehen geben wollen, daß vor seine Gesundheit und Leben zu bitten es wieder seinen Willen und gleichsam eine vergebne Arbeit wäre. Worauf wir denn in unserm Gebet bey GOtt dem HErrn flehentlich nur um diß angehalten daß, weil sich allerhand schmertzliche <hi rendition="#aq">Symptomata</hi> bey seiner Schwachheit zeugeten, GOtt ihn doch davon erlösen, vor seinem Ende noch erqvicken, und mit einen sanfften Abdrücken begnaden wolle, welches denn auch geschehen. Denn obgleich an der Vernunfft, was irrdische Sachen belangete, eine ziemliche Schwachheit an ihm zu vermercken war, er auch mit der Sprache sehr übel fort konnte, so konnte man doch die lateinische Sprache noch ziemlich verstehen, und war der Verstand, <hi rendition="#aq">qvoad Spiritualia,</hi> in Sachen, seinen Glauben und Seeligkeit betreffend, in einer feinen Richtigkeit sonderlich die letzten 2 Stunden biß an sein Ende, also, daß er auch einen und den andern Zuspruch mit Worten und Geberden gnungsam bezeugete, daß ers verstünde, auch seiner Seeligkeit gantz gewiß wäre. Denn als ich erinnerte, er solte seinen HErrn JEsum, auf den er getaufft, an den er gegläubet, den er geprediget hätte, fest behalten in seinen Hertzen, und der gewissen Zuversicht seyn, derselbe treue fromme Heyland, der ihn erlöset, deme er gedienet, werde auch an ihme das Wort des Evangelii wahr machen, was er andern geprediget hätte, und ihn das Ende seines Glaubens lassen davon bringen, nehmlich das ewige Leben. Und endlich diese Worte brauchete: <hi rendition="#aq">Credisne per Gratiam Domini JEsu Salvari;</hi> Gläubt ihr durch die Gnade des HErrn JEsu seelig zu werden; fieng er drauf gantz vernehmlich an, und sagte mit einem besondern Ernst: <hi rendition="#aq">Credo, annon sufficit?</hi> das ist, ich glaubs ja und hoffe es, ist es es denn nicht genug? worauf ich ihn zurieff: <hi rendition="#aq">imo sufficit,
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[52/0056] Gebeths getröstet worden, er drauf zur Antwort gegeben: Er würde wohl nicht mehr auf die Cantzel kommen, sondern es würde heissen, wie offt bey den Propheten stünde, daß GOtt sagete: Sie werden beten, aber ich will sie nicht erhören; von solchen auch etliche Sprüche aus den Propheten angezogen. Dergleichen war auch zu spühren am vergangenen Sonntage ungefehr eine Stund oder 3. vor seinen seeligen End, Denn als wir Beywesenden, auf unsern Knyen liegende, GOtt den HErrn anrufften, daß, weil er auch Todten auferwecken könnte, er uns Gnade vor seinen Augen finden und sich erbitten lassen wolle, und diesen seinen Diener uns erhalten; hat er, der seelige Herr Magister, ob wir gleich vermeinten, daß vor grosser Schwachheit er es so eigendlich nicht wahrnehme, dennoch mit grosser Bewegung dreymahl Nein, Nein, Nein, geschryen: und hiermit gleichsam zu verstehen geben wollen, daß vor seine Gesundheit und Leben zu bitten es wieder seinen Willen und gleichsam eine vergebne Arbeit wäre. Worauf wir denn in unserm Gebet bey GOtt dem HErrn flehentlich nur um diß angehalten daß, weil sich allerhand schmertzliche Symptomata bey seiner Schwachheit zeugeten, GOtt ihn doch davon erlösen, vor seinem Ende noch erqvicken, und mit einen sanfften Abdrücken begnaden wolle, welches denn auch geschehen. Denn obgleich an der Vernunfft, was irrdische Sachen belangete, eine ziemliche Schwachheit an ihm zu vermercken war, er auch mit der Sprache sehr übel fort konnte, so konnte man doch die lateinische Sprache noch ziemlich verstehen, und war der Verstand, qvoad Spiritualia, in Sachen, seinen Glauben und Seeligkeit betreffend, in einer feinen Richtigkeit sonderlich die letzten 2 Stunden biß an sein Ende, also, daß er auch einen und den andern Zuspruch mit Worten und Geberden gnungsam bezeugete, daß ers verstünde, auch seiner Seeligkeit gantz gewiß wäre. Denn als ich erinnerte, er solte seinen HErrn JEsum, auf den er getaufft, an den er gegläubet, den er geprediget hätte, fest behalten in seinen Hertzen, und der gewissen Zuversicht seyn, derselbe treue fromme Heyland, der ihn erlöset, deme er gedienet, werde auch an ihme das Wort des Evangelii wahr machen, was er andern geprediget hätte, und ihn das Ende seines Glaubens lassen davon bringen, nehmlich das ewige Leben. Und endlich diese Worte brauchete: Credisne per Gratiam Domini JEsu Salvari; Gläubt ihr durch die Gnade des HErrn JEsu seelig zu werden; fieng er drauf gantz vernehmlich an, und sagte mit einem besondern Ernst: Credo, annon sufficit? das ist, ich glaubs ja und hoffe es, ist es es denn nicht genug? worauf ich ihn zurieff: imo sufficit,

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Zitationshilfe: Eckarth, Friedrich: Chronica Oder Historische Beschreibung Des Dorffes Herwigsdorff. 1737, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/eckarth_chronica_1737/56>, abgerufen am 21.11.2024.