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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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sank. Als man ihn aufgerichtet hatte, glich sein Antlitz
einem grünlich-blauen Kürbiß. -- Die Knaben jubelten
über diesen Streich; wir aber bewunderten die Geschick-
lichkeit des Hellenen und freuten uns der guten Stimmung
des Königs, die sich besonders bemerkbar machte, wenn
ihm Phanes muntere griechische Lieder und Tanzweisen
zu den Klängen der Laute vorsang.

"Jndessen hatte Kassandane durch die Kunst des
Aegypters Nebenchari ihr Augenlicht wieder erlangt, -- ein
Vorfall, welcher natürlich dazu beitrug, den Tiefsinn des
Königs noch mehr zu zerstreuen. Wir hatten gute Tage,
und ich wollte mich eben um Atossa's Hand bewerben, als
Phanes nach Arabien aufbrach, und sich Alles schnell ver-
änderte.

"Sobald nämlich der Athener die Pforte verlassen
hatte, schienen alle bösen Diw's in den König gefahren zu
sein. Stumm und düster ging er einher, sprach kein
Wort und genoß, um seinen Trübsinn zu übertäuben,
schon am frühen Morgen ganze Kannen des schwersten
syrischen Weins. Des Abends war er so trunken, daß
man ihn gewöhnlich aus der Halle tragen mußte, während
er des Morgens mit Krämpfen und Kopfschmerzen er-
wachte. -- Bei Tage wandelte er umher, als suche er
Etwas, und bei Nacht hörte man ihn oft den Namen
Nitetis rufen. Die Aerzte waren für seine Gesundheit
besorgt und gaben ihm Arzneien, die er fortgoß. Krösus
hatte ganz Recht, als er denselben eines Tages zurief:
,Ehe man sich mit der Heilung befaßt, ihr Herren
Magier und Chaldäer, muß man den Sitz der Krankheit
ergründet haben! Kennt ihr denselben? Nein? Dann
will ich euch sagen, was dem Könige fehlt! Er hat ein
inneres Leiden und eine Wunde. Das erstere heißt Lange-

ſank. Als man ihn aufgerichtet hatte, glich ſein Antlitz
einem grünlich-blauen Kürbiß. — Die Knaben jubelten
über dieſen Streich; wir aber bewunderten die Geſchick-
lichkeit des Hellenen und freuten uns der guten Stimmung
des Königs, die ſich beſonders bemerkbar machte, wenn
ihm Phanes muntere griechiſche Lieder und Tanzweiſen
zu den Klängen der Laute vorſang.

„Jndeſſen hatte Kaſſandane durch die Kunſt des
Aegypters Nebenchari ihr Augenlicht wieder erlangt, — ein
Vorfall, welcher natürlich dazu beitrug, den Tiefſinn des
Königs noch mehr zu zerſtreuen. Wir hatten gute Tage,
und ich wollte mich eben um Atoſſa’s Hand bewerben, als
Phanes nach Arabien aufbrach, und ſich Alles ſchnell ver-
änderte.

„Sobald nämlich der Athener die Pforte verlaſſen
hatte, ſchienen alle böſen Diw’s in den König gefahren zu
ſein. Stumm und düſter ging er einher, ſprach kein
Wort und genoß, um ſeinen Trübſinn zu übertäuben,
ſchon am frühen Morgen ganze Kannen des ſchwerſten
ſyriſchen Weins. Des Abends war er ſo trunken, daß
man ihn gewöhnlich aus der Halle tragen mußte, während
er des Morgens mit Krämpfen und Kopfſchmerzen er-
wachte. — Bei Tage wandelte er umher, als ſuche er
Etwas, und bei Nacht hörte man ihn oft den Namen
Nitetis rufen. Die Aerzte waren für ſeine Geſundheit
beſorgt und gaben ihm Arzneien, die er fortgoß. Kröſus
hatte ganz Recht, als er denſelben eines Tages zurief:
‚Ehe man ſich mit der Heilung befaßt, ihr Herren
Magier und Chaldäer, muß man den Sitz der Krankheit
ergründet haben! Kennt ihr denſelben? Nein? Dann
will ich euch ſagen, was dem Könige fehlt! Er hat ein
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[77/0087] ſank. Als man ihn aufgerichtet hatte, glich ſein Antlitz einem grünlich-blauen Kürbiß. — Die Knaben jubelten über dieſen Streich; wir aber bewunderten die Geſchick- lichkeit des Hellenen und freuten uns der guten Stimmung des Königs, die ſich beſonders bemerkbar machte, wenn ihm Phanes muntere griechiſche Lieder und Tanzweiſen zu den Klängen der Laute vorſang. „Jndeſſen hatte Kaſſandane durch die Kunſt des Aegypters Nebenchari ihr Augenlicht wieder erlangt, — ein Vorfall, welcher natürlich dazu beitrug, den Tiefſinn des Königs noch mehr zu zerſtreuen. Wir hatten gute Tage, und ich wollte mich eben um Atoſſa’s Hand bewerben, als Phanes nach Arabien aufbrach, und ſich Alles ſchnell ver- änderte. „Sobald nämlich der Athener die Pforte verlaſſen hatte, ſchienen alle böſen Diw’s in den König gefahren zu ſein. Stumm und düſter ging er einher, ſprach kein Wort und genoß, um ſeinen Trübſinn zu übertäuben, ſchon am frühen Morgen ganze Kannen des ſchwerſten ſyriſchen Weins. Des Abends war er ſo trunken, daß man ihn gewöhnlich aus der Halle tragen mußte, während er des Morgens mit Krämpfen und Kopfſchmerzen er- wachte. — Bei Tage wandelte er umher, als ſuche er Etwas, und bei Nacht hörte man ihn oft den Namen Nitetis rufen. Die Aerzte waren für ſeine Geſundheit beſorgt und gaben ihm Arzneien, die er fortgoß. Kröſus hatte ganz Recht, als er denſelben eines Tages zurief: ‚Ehe man ſich mit der Heilung befaßt, ihr Herren Magier und Chaldäer, muß man den Sitz der Krankheit ergründet haben! Kennt ihr denſelben? Nein? Dann will ich euch ſagen, was dem Könige fehlt! Er hat ein inneres Leiden und eine Wunde. Das erſtere heißt Lange-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/87>, abgerufen am 23.11.2024.