Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

Bild:
<< vorherige Seite

aus. Laß darum die zweitausend vornehmen Jünglinge
von Memphis, die Du, zur Strafe für die Ermordung
unsrer Gesandtschaft, zum Tode bestimmt hast, sofort hin-
richten. Auch kann es nicht schaden, wenn Du den Sohn
des Psamtik, um den sich die Empörer einstmals schaaren
werden, zu den Verurtheilten gesellst. Die Töchter des
früheren Königs und des Oberpriesters Neithoteph müssen,
wie ich höre, für die Bäder des edlen Phanes Wasser
tragen."

Der Athener lächelte bei diesen Worten und sagte:
"Kambyses, mein Herr, hat mir auf meine Bitte so vor-
nehme Dienerinnen zu halten gestattet."

"Dir aber verboten," fügte Kambyses hinzu, "das
Leben irgend eines Mitgliedes des gestürzten Herrscher-
hauses zu gefährden. Nur ein König darf Könige be-
strafen!"

Phanes verneigte sich; Kambyses aber wandte sich
wiederum an Megabyzus und befahl demselben, die Hin-
richtung der Verurtheilten am folgenden Tage als war-
nendes Beispiel vollziehen zu lassen. Ueber das Schicksal
des Königssohnes wollte er später eine Entscheidung fällen;
derselbe sollte aber jedenfalls mit den andern Verurtheilten
zum Richtplatze geführt werden. "Man muß sehen," rief
er, "daß wir der Feindseligkeit mit Strenge zu begegnen
wissen!"

Als Krösus sich erlaubte, um Gnade für den unschul-
digen Knaben zu bitten, lächelte Kambyses und sagte: "Sei
ruhig, alter Freund, das Kind ist noch am Leben und
wird es vielleicht nicht schlimmer bei uns haben, als Dein
Sohn, der bei Pelusium so wacker kämpfte! Uebrigens
möcht' ich wissen, ob Psamtik sein Schicksal gefaßt und männ-
lich, wie Du vor fünfundzwanzig Jahren, zu tragen versteht!"

aus. Laß darum die zweitauſend vornehmen Jünglinge
von Memphis, die Du, zur Strafe für die Ermordung
unſrer Geſandtſchaft, zum Tode beſtimmt haſt, ſofort hin-
richten. Auch kann es nicht ſchaden, wenn Du den Sohn
des Pſamtik, um den ſich die Empörer einſtmals ſchaaren
werden, zu den Verurtheilten geſellſt. Die Töchter des
früheren Königs und des Oberprieſters Neithoteph müſſen,
wie ich höre, für die Bäder des edlen Phanes Waſſer
tragen.“

Der Athener lächelte bei dieſen Worten und ſagte:
„Kambyſes, mein Herr, hat mir auf meine Bitte ſo vor-
nehme Dienerinnen zu halten geſtattet.“

„Dir aber verboten,“ fügte Kambyſes hinzu, „das
Leben irgend eines Mitgliedes des geſtürzten Herrſcher-
hauſes zu gefährden. Nur ein König darf Könige be-
ſtrafen!“

Phanes verneigte ſich; Kambyſes aber wandte ſich
wiederum an Megabyzus und befahl demſelben, die Hin-
richtung der Verurtheilten am folgenden Tage als war-
nendes Beiſpiel vollziehen zu laſſen. Ueber das Schickſal
des Königsſohnes wollte er ſpäter eine Entſcheidung fällen;
derſelbe ſollte aber jedenfalls mit den andern Verurtheilten
zum Richtplatze geführt werden. „Man muß ſehen,“ rief
er, „daß wir der Feindſeligkeit mit Strenge zu begegnen
wiſſen!“

Als Kröſus ſich erlaubte, um Gnade für den unſchul-
digen Knaben zu bitten, lächelte Kambyſes und ſagte: „Sei
ruhig, alter Freund, das Kind iſt noch am Leben und
wird es vielleicht nicht ſchlimmer bei uns haben, als Dein
Sohn, der bei Peluſium ſo wacker kämpfte! Uebrigens
möcht’ ich wiſſen, ob Pſamtik ſein Schickſal gefaßt und männ-
lich, wie Du vor fünfundzwanzig Jahren, zu tragen verſteht!“

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0173" n="163"/>
aus. Laß darum die zweitau&#x017F;end vornehmen Jünglinge<lb/>
von Memphis, die Du, zur Strafe für die Ermordung<lb/>
un&#x017F;rer Ge&#x017F;andt&#x017F;chaft, zum Tode be&#x017F;timmt ha&#x017F;t, &#x017F;ofort hin-<lb/>
richten. Auch kann es nicht &#x017F;chaden, wenn Du den Sohn<lb/>
des P&#x017F;amtik, um den &#x017F;ich die Empörer ein&#x017F;tmals &#x017F;chaaren<lb/>
werden, zu den Verurtheilten ge&#x017F;ell&#x017F;t. Die Töchter des<lb/>
früheren Königs und des Oberprie&#x017F;ters Neithoteph mü&#x017F;&#x017F;en,<lb/>
wie ich höre, für die Bäder des edlen Phanes Wa&#x017F;&#x017F;er<lb/>
tragen.&#x201C;</p><lb/>
        <p>Der Athener lächelte bei die&#x017F;en Worten und &#x017F;agte:<lb/>
&#x201E;Kamby&#x017F;es, mein Herr, hat mir auf meine Bitte &#x017F;o vor-<lb/>
nehme Dienerinnen zu halten ge&#x017F;tattet.&#x201C;</p><lb/>
        <p>&#x201E;Dir aber verboten,&#x201C; fügte Kamby&#x017F;es hinzu, &#x201E;das<lb/>
Leben irgend eines Mitgliedes des ge&#x017F;türzten Herr&#x017F;cher-<lb/>
hau&#x017F;es zu gefährden. Nur ein König darf Könige be-<lb/>
&#x017F;trafen!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Phanes verneigte &#x017F;ich; Kamby&#x017F;es aber wandte &#x017F;ich<lb/>
wiederum an Megabyzus und befahl dem&#x017F;elben, die Hin-<lb/>
richtung der Verurtheilten am folgenden Tage als war-<lb/>
nendes Bei&#x017F;piel vollziehen zu la&#x017F;&#x017F;en. Ueber das Schick&#x017F;al<lb/>
des Königs&#x017F;ohnes wollte er &#x017F;päter eine Ent&#x017F;cheidung fällen;<lb/>
der&#x017F;elbe &#x017F;ollte aber jedenfalls mit den andern Verurtheilten<lb/>
zum Richtplatze geführt werden. &#x201E;Man muß &#x017F;ehen,&#x201C; rief<lb/>
er, &#x201E;daß wir der Feind&#x017F;eligkeit mit Strenge zu begegnen<lb/>
wi&#x017F;&#x017F;en!&#x201C;</p><lb/>
        <p>Als Krö&#x017F;us &#x017F;ich erlaubte, um Gnade für den un&#x017F;chul-<lb/>
digen Knaben zu bitten, lächelte Kamby&#x017F;es und &#x017F;agte: &#x201E;Sei<lb/>
ruhig, alter Freund, das Kind i&#x017F;t noch am Leben und<lb/>
wird es vielleicht nicht &#x017F;chlimmer bei uns haben, als Dein<lb/>
Sohn, der bei Pelu&#x017F;ium &#x017F;o wacker kämpfte! Uebrigens<lb/>
möcht&#x2019; ich wi&#x017F;&#x017F;en, ob P&#x017F;amtik &#x017F;ein Schick&#x017F;al gefaßt und männ-<lb/>
lich, wie Du vor fünfundzwanzig Jahren, zu tragen ver&#x017F;teht!&#x201C;</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[163/0173] aus. Laß darum die zweitauſend vornehmen Jünglinge von Memphis, die Du, zur Strafe für die Ermordung unſrer Geſandtſchaft, zum Tode beſtimmt haſt, ſofort hin- richten. Auch kann es nicht ſchaden, wenn Du den Sohn des Pſamtik, um den ſich die Empörer einſtmals ſchaaren werden, zu den Verurtheilten geſellſt. Die Töchter des früheren Königs und des Oberprieſters Neithoteph müſſen, wie ich höre, für die Bäder des edlen Phanes Waſſer tragen.“ Der Athener lächelte bei dieſen Worten und ſagte: „Kambyſes, mein Herr, hat mir auf meine Bitte ſo vor- nehme Dienerinnen zu halten geſtattet.“ „Dir aber verboten,“ fügte Kambyſes hinzu, „das Leben irgend eines Mitgliedes des geſtürzten Herrſcher- hauſes zu gefährden. Nur ein König darf Könige be- ſtrafen!“ Phanes verneigte ſich; Kambyſes aber wandte ſich wiederum an Megabyzus und befahl demſelben, die Hin- richtung der Verurtheilten am folgenden Tage als war- nendes Beiſpiel vollziehen zu laſſen. Ueber das Schickſal des Königsſohnes wollte er ſpäter eine Entſcheidung fällen; derſelbe ſollte aber jedenfalls mit den andern Verurtheilten zum Richtplatze geführt werden. „Man muß ſehen,“ rief er, „daß wir der Feindſeligkeit mit Strenge zu begegnen wiſſen!“ Als Kröſus ſich erlaubte, um Gnade für den unſchul- digen Knaben zu bitten, lächelte Kambyſes und ſagte: „Sei ruhig, alter Freund, das Kind iſt noch am Leben und wird es vielleicht nicht ſchlimmer bei uns haben, als Dein Sohn, der bei Peluſium ſo wacker kämpfte! Uebrigens möcht’ ich wiſſen, ob Pſamtik ſein Schickſal gefaßt und männ- lich, wie Du vor fünfundzwanzig Jahren, zu tragen verſteht!“

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/173
Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/173>, abgerufen am 30.11.2024.