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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864.

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Ehrenzeichen, als da sind: kostbare Kleider, goldne Ketten,
Ringe, Säbel und Sterne von edlem Gestein 109), während
er Gold- und Silbermünzen unter die Soldaten auswer-
fen ließ.

Der Hauptangriff der Aegypter hatte sich gegen das
Mitteltreffen der Perser, an dessen Spitze der König
kämpfte, so nachdrücklich gerichtet, daß die Garden schon
zu weichen anfingen, als Bartja mit seinen Reitern recht-
zeitig eintraf, die Wankenden mit neuem Muth beseelte
und endlich, wie ein Löwe fechtend, den Ausgang des
Tages durch seine Tapferkeit und Schnelligkeit entschied.

Die Perser jubelten dem Jünglinge entgegen und
nannten ihn laut "den Sieger von Pelusium" und "den
Besten der Achämeniden."

Diese Rufe kamen dem Könige zu Ohren und erfüllten
ihn mit tiefem Groll. Er war sich bewußt, mit Auf-
opferung seines Lebens, wahrem Heldenmuthe und der Kraft
eines Riesen gekämpft zu haben, und wäre dennoch ver-
loren gewesen, wenn ihn dieser Knabe nicht gerettet haben
würde. Sein Bruder, der ihm das Glück der Liebe ver-
kümmert hatte, nahm ihm jetzt die Hälfte seines Kriegs-
ruhms. Kambyses fühlte deutlich, daß er Bartja hasse,
und seine Fäuste ballten sich, als er des jungen, von edlem
Selbstbewußtsein strahlenden Helden ansichtig wurde.

Phanes weilte verwundet in seinem Zelte, und neben
ihm ruhte der verröchelnde Aristomachos.

"Das Orakel hat dennoch gelogen," murmelte der
Spartaner. "Jch sterbe und sehe die Heimath niemals wieder!"

"Es redete die Wahrheit!" gab Phanes zurück. "Wie
lauteten die letzten Worte der Pythia?"

"Führt Dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,
Welches dem irrenden Fuß heimischen Frieden gewährt!"

Ehrenzeichen, als da ſind: koſtbare Kleider, goldne Ketten,
Ringe, Säbel und Sterne von edlem Geſtein 109), während
er Gold- und Silbermünzen unter die Soldaten auswer-
fen ließ.

Der Hauptangriff der Aegypter hatte ſich gegen das
Mitteltreffen der Perſer, an deſſen Spitze der König
kämpfte, ſo nachdrücklich gerichtet, daß die Garden ſchon
zu weichen anfingen, als Bartja mit ſeinen Reitern recht-
zeitig eintraf, die Wankenden mit neuem Muth beſeelte
und endlich, wie ein Löwe fechtend, den Ausgang des
Tages durch ſeine Tapferkeit und Schnelligkeit entſchied.

Die Perſer jubelten dem Jünglinge entgegen und
nannten ihn laut „den Sieger von Peluſium“ und „den
Beſten der Achämeniden.“

Dieſe Rufe kamen dem Könige zu Ohren und erfüllten
ihn mit tiefem Groll. Er war ſich bewußt, mit Auf-
opferung ſeines Lebens, wahrem Heldenmuthe und der Kraft
eines Rieſen gekämpft zu haben, und wäre dennoch ver-
loren geweſen, wenn ihn dieſer Knabe nicht gerettet haben
würde. Sein Bruder, der ihm das Glück der Liebe ver-
kümmert hatte, nahm ihm jetzt die Hälfte ſeines Kriegs-
ruhms. Kambyſes fühlte deutlich, daß er Bartja haſſe,
und ſeine Fäuſte ballten ſich, als er des jungen, von edlem
Selbſtbewußtſein ſtrahlenden Helden anſichtig wurde.

Phanes weilte verwundet in ſeinem Zelte, und neben
ihm ruhte der verröchelnde Ariſtomachos.

„Das Orakel hat dennoch gelogen,“ murmelte der
Spartaner. „Jch ſterbe und ſehe die Heimath niemals wieder!“

„Es redete die Wahrheit!“ gab Phanes zurück. „Wie
lauteten die letzten Worte der Pythia?“

„Führt Dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde,
Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!“

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[158/0168] Ehrenzeichen, als da ſind: koſtbare Kleider, goldne Ketten, Ringe, Säbel und Sterne von edlem Geſtein 109), während er Gold- und Silbermünzen unter die Soldaten auswer- fen ließ. Der Hauptangriff der Aegypter hatte ſich gegen das Mitteltreffen der Perſer, an deſſen Spitze der König kämpfte, ſo nachdrücklich gerichtet, daß die Garden ſchon zu weichen anfingen, als Bartja mit ſeinen Reitern recht- zeitig eintraf, die Wankenden mit neuem Muth beſeelte und endlich, wie ein Löwe fechtend, den Ausgang des Tages durch ſeine Tapferkeit und Schnelligkeit entſchied. Die Perſer jubelten dem Jünglinge entgegen und nannten ihn laut „den Sieger von Peluſium“ und „den Beſten der Achämeniden.“ Dieſe Rufe kamen dem Könige zu Ohren und erfüllten ihn mit tiefem Groll. Er war ſich bewußt, mit Auf- opferung ſeines Lebens, wahrem Heldenmuthe und der Kraft eines Rieſen gekämpft zu haben, und wäre dennoch ver- loren geweſen, wenn ihn dieſer Knabe nicht gerettet haben würde. Sein Bruder, der ihm das Glück der Liebe ver- kümmert hatte, nahm ihm jetzt die Hälfte ſeines Kriegs- ruhms. Kambyſes fühlte deutlich, daß er Bartja haſſe, und ſeine Fäuſte ballten ſich, als er des jungen, von edlem Selbſtbewußtſein ſtrahlenden Helden anſichtig wurde. Phanes weilte verwundet in ſeinem Zelte, und neben ihm ruhte der verröchelnde Ariſtomachos. „Das Orakel hat dennoch gelogen,“ murmelte der Spartaner. „Jch ſterbe und ſehe die Heimath niemals wieder!“ „Es redete die Wahrheit!“ gab Phanes zurück. „Wie lauteten die letzten Worte der Pythia?“ „Führt Dich der zaudernde Kahn hinab zu jenem Gefilde, Welches dem irrenden Fuß heimiſchen Frieden gewährt!“

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 3. Stuttgart, 1864, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter03_1864/168>, abgerufen am 29.11.2024.