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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.

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ich halte eueren großen Geist, welcher Dich in der Löwengrube
beschützte und aus Deinem Munde so wunderbare Deutun-
gen gehen ließ, nicht für machtlos.

"Noch Eins, Beltsazar! Mehrere Juden haben neulich
die Götter der Babylonier geschmäht und sind dafür be-
straft worden. Warne Deine Landsleute! Sie machen sich
verhaßt durch ihren starren Aberglauben 58) und den
Hochmuth, mit dem sie sich zu behaupten erkühnen, euer
großer Geist sei die einzige wahre Gottheit! Nehmt ein
Beispiel an uns, die wir, zufrieden mit dem, was wir
haben, auch den Besitz der Andern gut sein lassen. Haltet
euch selbst nicht für besser als alle übrigen Menschen! Jch
will euch wohl, denn selbstbewußter Stolz gefällt meinem
Herzen; hütet euch aber, daß der Stolz nicht zu eurem
Schaden in Ueberhebung ausarte! Lebt wohl und bleibt meiner
Huld versichert!"

Die Juden entfernten sich, enttäuscht, aber doch nicht
ohne Hoffnung, denn Daniel wußte bestimmt, daß sich
jenes den Tempelbau zu Jerusalem betreffende Document
im Archive von Ekbatana vorfinden müsse.

Den Juden folgte die Gesandtschaft der Syrer und
der jonischen Griechen. Als die letzten des Zuges zeigten
sich in Thierfelle gekleidete, wild aussehende Männer von
fremdartiger Gesichtsbildung. -- Jhre Gürtel, Schulter-
bänder, Bogen-Futterale, Aexte und Lanzenspitzen waren
aus gediegenem Golde roh gearbeitet, ihre hohen Pelz-
mützen mit goldenen Zierrathen versehen. Jhnen voraus
ging ein Mann in persischer Tracht, dessen Züge andeu-
teten, daß er demselben Stamme wie die ihm folgenden
Männer angehöre 59).

Der König schaute mit Verwunderung auf diese sich
dem Throne nähernden Gesandten. Seine Stirn verfin-

ich halte eueren großen Geiſt, welcher Dich in der Löwengrube
beſchützte und aus Deinem Munde ſo wunderbare Deutun-
gen gehen ließ, nicht für machtlos.

„Noch Eins, Beltſazar! Mehrere Juden haben neulich
die Götter der Babylonier geſchmäht und ſind dafür be-
ſtraft worden. Warne Deine Landsleute! Sie machen ſich
verhaßt durch ihren ſtarren Aberglauben 58) und den
Hochmuth, mit dem ſie ſich zu behaupten erkühnen, euer
großer Geiſt ſei die einzige wahre Gottheit! Nehmt ein
Beiſpiel an uns, die wir, zufrieden mit dem, was wir
haben, auch den Beſitz der Andern gut ſein laſſen. Haltet
euch ſelbſt nicht für beſſer als alle übrigen Menſchen! Jch
will euch wohl, denn ſelbſtbewußter Stolz gefällt meinem
Herzen; hütet euch aber, daß der Stolz nicht zu eurem
Schaden in Ueberhebung ausarte! Lebt wohl und bleibt meiner
Huld verſichert!“

Die Juden entfernten ſich, enttäuſcht, aber doch nicht
ohne Hoffnung, denn Daniel wußte beſtimmt, daß ſich
jenes den Tempelbau zu Jeruſalem betreffende Document
im Archive von Ekbatana vorfinden müſſe.

Den Juden folgte die Geſandtſchaft der Syrer und
der joniſchen Griechen. Als die letzten des Zuges zeigten
ſich in Thierfelle gekleidete, wild ausſehende Männer von
fremdartiger Geſichtsbildung. — Jhre Gürtel, Schulter-
bänder, Bogen-Futterale, Aexte und Lanzenſpitzen waren
aus gediegenem Golde roh gearbeitet, ihre hohen Pelz-
mützen mit goldenen Zierrathen verſehen. Jhnen voraus
ging ein Mann in perſiſcher Tracht, deſſen Züge andeu-
teten, daß er demſelben Stamme wie die ihm folgenden
Männer angehöre 59).

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[72/0074] ich halte eueren großen Geiſt, welcher Dich in der Löwengrube beſchützte und aus Deinem Munde ſo wunderbare Deutun- gen gehen ließ, nicht für machtlos. „Noch Eins, Beltſazar! Mehrere Juden haben neulich die Götter der Babylonier geſchmäht und ſind dafür be- ſtraft worden. Warne Deine Landsleute! Sie machen ſich verhaßt durch ihren ſtarren Aberglauben 58) und den Hochmuth, mit dem ſie ſich zu behaupten erkühnen, euer großer Geiſt ſei die einzige wahre Gottheit! Nehmt ein Beiſpiel an uns, die wir, zufrieden mit dem, was wir haben, auch den Beſitz der Andern gut ſein laſſen. Haltet euch ſelbſt nicht für beſſer als alle übrigen Menſchen! Jch will euch wohl, denn ſelbſtbewußter Stolz gefällt meinem Herzen; hütet euch aber, daß der Stolz nicht zu eurem Schaden in Ueberhebung ausarte! Lebt wohl und bleibt meiner Huld verſichert!“ Die Juden entfernten ſich, enttäuſcht, aber doch nicht ohne Hoffnung, denn Daniel wußte beſtimmt, daß ſich jenes den Tempelbau zu Jeruſalem betreffende Document im Archive von Ekbatana vorfinden müſſe. Den Juden folgte die Geſandtſchaft der Syrer und der joniſchen Griechen. Als die letzten des Zuges zeigten ſich in Thierfelle gekleidete, wild ausſehende Männer von fremdartiger Geſichtsbildung. — Jhre Gürtel, Schulter- bänder, Bogen-Futterale, Aexte und Lanzenſpitzen waren aus gediegenem Golde roh gearbeitet, ihre hohen Pelz- mützen mit goldenen Zierrathen verſehen. Jhnen voraus ging ein Mann in perſiſcher Tracht, deſſen Züge andeu- teten, daß er demſelben Stamme wie die ihm folgenden Männer angehöre 59). Der König ſchaute mit Verwunderung auf dieſe ſich dem Throne nähernden Geſandten. Seine Stirn verfin-

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Zitationshilfe: Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/74>, abgerufen am 22.11.2024.