Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.labenden Wassers, der glänzenden Metalle, der Weiden, Dann schloß das Gebet des Königs die Opferfeier- Sobald sich der König und sein Gefolge entfernt Die persischen Götter verschmähten das Opfer, als Wie der Magier gebetet hatte, so sollten alle Perser labenden Waſſers, der glänzenden Metalle, der Weiden, Dann ſchloß das Gebet des Königs die Opferfeier- Sobald ſich der König und ſein Gefolge entfernt Die perſiſchen Götter verſchmähten das Opfer, als Wie der Magier gebetet hatte, ſo ſollten alle Perſer <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0065" n="63"/> labenden Waſſers, der glänzenden Metalle, der Weiden,<lb/> der Bäume und der reinen Geſchöpfe wurden geprieſen, die<lb/> böſen Geiſter des Dunkels, der Lüge, welche die Menſchen<lb/> betrügt, der Krankheit, des Todes, der Sünde, der Wüſte,<lb/> der ſtarren Kälte, der verödenden Dürre, des häßlichen<lb/> Schmutzes und alles Ungeziefers ſammt ihrem Vater, dem<lb/> böſen Angramainjus, verflucht; und endlich ſtimmten alle<lb/> Anweſenden ſingend in das Feſtgebet ein: „Reinheit und<lb/> Herrlichkeit wartet des reinen Gerechten <hi rendition="#sup">49</hi>)!“</p><lb/> <p>Dann ſchloß das Gebet des Königs die Opferfeier-<lb/> lichkeit. — Kambyſes beſtieg im reichſten Ornate den mit<lb/> vier ſchneeweißen niſäiſchen Roſſen beſpannten, goldnen,<lb/> mit Karneolen, Topaſen und Bernſtein geſchmückten Wa-<lb/> gen, und begab ſich in die große Empfangshalle, um die<lb/> Würdenträger und Abgeordneten der Provinzen zu em-<lb/> pfangen.</p><lb/> <p>Sobald ſich der König und ſein Gefolge entfernt<lb/> hatte, wählten ſich die Prieſter die beſten Stücke des Opfer-<lb/> fleiſches aus, und geſtatteten dem herandrängenden Volke<lb/> das übrig gebliebene mit nach Hauſe zu nehmen.</p><lb/> <p>Die perſiſchen Götter verſchmähten das Opfer, als<lb/> Speiſe; ſie verlangten nur die Seelen der geſchlachteten<lb/> Thiere, und mancher Aermere friſtete ſein Leben von dem<lb/> Fleiſche der reichen Königsopfer.</p><lb/> <p>Wie der Magier gebetet hatte, ſo ſollten alle Perſer<lb/> beten. Jhre Religion verbot, daß der Einzelne etwas für<lb/> ſich allein von den Himmliſchen verlange. Vielmehr mußte<lb/> jeder Fromme für alle Perſer, beſonders aber für den<lb/> König Gutes erflehn; war doch der Einzelne ein Theil<lb/> des Ganzen, wurde doch auch er beglückt, wenn die Göt-<lb/> ter dem Reiche Segen verliehen. Dieſes ſchöne Aufgehen<lb/> in der Geſammtheit hatte die Perſer groß gemacht. Wenn<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [63/0065]
labenden Waſſers, der glänzenden Metalle, der Weiden,
der Bäume und der reinen Geſchöpfe wurden geprieſen, die
böſen Geiſter des Dunkels, der Lüge, welche die Menſchen
betrügt, der Krankheit, des Todes, der Sünde, der Wüſte,
der ſtarren Kälte, der verödenden Dürre, des häßlichen
Schmutzes und alles Ungeziefers ſammt ihrem Vater, dem
böſen Angramainjus, verflucht; und endlich ſtimmten alle
Anweſenden ſingend in das Feſtgebet ein: „Reinheit und
Herrlichkeit wartet des reinen Gerechten 49)!“
Dann ſchloß das Gebet des Königs die Opferfeier-
lichkeit. — Kambyſes beſtieg im reichſten Ornate den mit
vier ſchneeweißen niſäiſchen Roſſen beſpannten, goldnen,
mit Karneolen, Topaſen und Bernſtein geſchmückten Wa-
gen, und begab ſich in die große Empfangshalle, um die
Würdenträger und Abgeordneten der Provinzen zu em-
pfangen.
Sobald ſich der König und ſein Gefolge entfernt
hatte, wählten ſich die Prieſter die beſten Stücke des Opfer-
fleiſches aus, und geſtatteten dem herandrängenden Volke
das übrig gebliebene mit nach Hauſe zu nehmen.
Die perſiſchen Götter verſchmähten das Opfer, als
Speiſe; ſie verlangten nur die Seelen der geſchlachteten
Thiere, und mancher Aermere friſtete ſein Leben von dem
Fleiſche der reichen Königsopfer.
Wie der Magier gebetet hatte, ſo ſollten alle Perſer
beten. Jhre Religion verbot, daß der Einzelne etwas für
ſich allein von den Himmliſchen verlange. Vielmehr mußte
jeder Fromme für alle Perſer, beſonders aber für den
König Gutes erflehn; war doch der Einzelne ein Theil
des Ganzen, wurde doch auch er beglückt, wenn die Göt-
ter dem Reiche Segen verliehen. Dieſes ſchöne Aufgehen
in der Geſammtheit hatte die Perſer groß gemacht. Wenn
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