Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.Worte an ... Verwünscht! Rede und mach's kurz! Jm "Jch befand mich noch in Aegypten, als Deine Ge- "Trafst Du mit ihm auf Samos zusammen?" "Nein; Theodoros hatte aber das Haupt eines Sonnen- "Deine Erzählung fängt wenig glaubhaft an. Wie "Theodoros hat dieß Meisterwerk vollbracht und wird "Jch verlange nicht darnach. Erzähle weiter!" "Auf meiner Reise hierher, die ich, Dank den vor- "Wer gestattete Dir, als Fremden, die Benutzung der "Der für den Sohn des Krösus ausgestellte Freipaß, Worte an ... Verwünſcht! Rede und mach’s kurz! Jm „Jch befand mich noch in Aegypten, als Deine Ge- „Trafſt Du mit ihm auf Samos zuſammen?“ „Nein; Theodoros hatte aber das Haupt eines Sonnen- „Deine Erzählung fängt wenig glaubhaft an. Wie „Theodoros hat dieß Meiſterwerk vollbracht und wird „Jch verlange nicht darnach. Erzähle weiter!“ „Auf meiner Reiſe hierher, die ich, Dank den vor- „Wer geſtattete Dir, als Fremden, die Benutzung der „Der für den Sohn des Kröſus ausgeſtellte Freipaß, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0212" n="210"/> Worte an ... Verwünſcht! Rede und mach’s kurz! Jm<lb/> Hofe bellen ſchon die Hunde!“</p><lb/> <p>„Jch befand mich noch in Aegypten, als Deine Ge-<lb/> ſandtſchaft dorthin kam, um Nitetis nach Perſien zu holen.<lb/> Jm Hauſe meiner trefflichen, vielberühmten Landsmännin<lb/> und Freundin Rhodopis wurde ich mit Kröſus und dem<lb/> Sohne desſelben bekannt, während ich Deinen Bruder und<lb/> die Freunde desſelben nur flüchtig zu ſehen bekam. Trotz-<lb/> dem erinnerte ich mich des ſchönen Angeſichts des könig-<lb/> lichen Jünglings gar wohl, denn als ich ſpäter zu Samos<lb/> die Werkſtätte des großen Bildhauers Theodoros beſuchte,<lb/> erkannte ich die Züge desſelben ſofort wieder —“</p><lb/> <p>„Trafſt Du mit ihm auf Samos zuſammen?“</p><lb/> <p>„Nein; Theodoros hatte aber das Haupt eines Sonnen-<lb/> gottes, der von den Alkmäoniden für den neuen Tempel<lb/> zu Delphi bei ihm beſtellt war, mit den Zügen Deines<lb/> Bruders, welche ſich ſeinem Gedächtniſſe getreulich ein-<lb/> geprägt hatten, geſchmückt.“</p><lb/> <p>„Deine Erzählung fängt wenig glaubhaft an. Wie<lb/> wäre es möglich, ein Angeſicht, das man nicht vor ſich<lb/> hat, ſo ähnlich nachzubilden?“</p><lb/> <p>„Theodoros hat dieß Meiſterwerk vollbracht und wird<lb/> Dir gern, wenn Du ſeine Kunſtfertigkeit erproben willſt,<lb/> ein zweites Bild Deines Bruders —“</p><lb/> <p>„Jch verlange nicht darnach. Erzähle weiter!“</p><lb/> <p>„Auf meiner Reiſe hierher, die ich, Dank den vor-<lb/> trefflichen Einrichtungen Deines Vaters, in unglaublich<lb/> kurzer Zeit, bei jeder vierten Meile die Pferde wechſelnd,<lb/> zurücklegte —“</p><lb/> <p>„Wer geſtattete Dir, als Fremden, die Benutzung der<lb/> Poſtpferde?“</p><lb/> <p>„Der für den Sohn des Kröſus ausgeſtellte Freipaß,<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [210/0212]
Worte an ... Verwünſcht! Rede und mach’s kurz! Jm
Hofe bellen ſchon die Hunde!“
„Jch befand mich noch in Aegypten, als Deine Ge-
ſandtſchaft dorthin kam, um Nitetis nach Perſien zu holen.
Jm Hauſe meiner trefflichen, vielberühmten Landsmännin
und Freundin Rhodopis wurde ich mit Kröſus und dem
Sohne desſelben bekannt, während ich Deinen Bruder und
die Freunde desſelben nur flüchtig zu ſehen bekam. Trotz-
dem erinnerte ich mich des ſchönen Angeſichts des könig-
lichen Jünglings gar wohl, denn als ich ſpäter zu Samos
die Werkſtätte des großen Bildhauers Theodoros beſuchte,
erkannte ich die Züge desſelben ſofort wieder —“
„Trafſt Du mit ihm auf Samos zuſammen?“
„Nein; Theodoros hatte aber das Haupt eines Sonnen-
gottes, der von den Alkmäoniden für den neuen Tempel
zu Delphi bei ihm beſtellt war, mit den Zügen Deines
Bruders, welche ſich ſeinem Gedächtniſſe getreulich ein-
geprägt hatten, geſchmückt.“
„Deine Erzählung fängt wenig glaubhaft an. Wie
wäre es möglich, ein Angeſicht, das man nicht vor ſich
hat, ſo ähnlich nachzubilden?“
„Theodoros hat dieß Meiſterwerk vollbracht und wird
Dir gern, wenn Du ſeine Kunſtfertigkeit erproben willſt,
ein zweites Bild Deines Bruders —“
„Jch verlange nicht darnach. Erzähle weiter!“
„Auf meiner Reiſe hierher, die ich, Dank den vor-
trefflichen Einrichtungen Deines Vaters, in unglaublich
kurzer Zeit, bei jeder vierten Meile die Pferde wechſelnd,
zurücklegte —“
„Wer geſtattete Dir, als Fremden, die Benutzung der
Poſtpferde?“
„Der für den Sohn des Kröſus ausgeſtellte Freipaß,
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/212 |
Zitationshilfe: | Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 210. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/212>, abgerufen am 22.07.2024. |