Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864.weiß, daß jeder Perser die Arbeit des Kampfes der ruhm- Ein dumpfes bejahendes Gemurmel, unterbrochen von "Das ist es, was ich zu wissen verlangte," fuhr Mit diesen Worten verließ der Herrscher die Halle. "Was willst Du hier?" fragte er denselben. "Jch habe dem Prinzen Bartja etwas zu übergeben." "Dem Bartja? Hat er Deinen Herrn um eine Sä- Der Knabe schüttelte seinen sonnenverbrannten Kopf "So hat Dich ein Andrer geschickt?" fragte Boges, weiß, daß jeder Perſer die Arbeit des Kampfes der ruhm- Ein dumpfes bejahendes Gemurmel, unterbrochen von „Das iſt es, was ich zu wiſſen verlangte,“ fuhr Mit dieſen Worten verließ der Herrſcher die Halle. „Was willſt Du hier?“ fragte er denſelben. „Jch habe dem Prinzen Bartja etwas zu übergeben.“ „Dem Bartja? Hat er Deinen Herrn um eine Sä- Der Knabe ſchüttelte ſeinen ſonnenverbrannten Kopf „So hat Dich ein Andrer geſchickt?“ fragte Boges, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0134" n="132"/> weiß, daß jeder Perſer die Arbeit des Kampfes der ruhm-<lb/> loſen Unthätigkeit vorzieht; — ich habe wiſſen wollen,<lb/> was ihr an meiner Stelle den Maſſageten antworten wür-<lb/> det. — Haltet ihr die Seele meines Vaters, des Mannes,<lb/> dem ihr eure Größe verdankt, für gerächt?“</p><lb/> <p>Ein dumpfes bejahendes Gemurmel, unterbrochen von<lb/> wenigen heftigen Verneinungen, antwortete dem Könige,<lb/> deſſen zweite Frage: „Sollen wir die Bedingungen der<lb/> heut eingetroffnen Geſandtſchaft annehmen und dem gelich-<lb/> teten, von den Göttern heimgeſuchten Volke Frieden ſchen-<lb/> ken?“ von allen Anweſenden lebhaft bejaht wurde.</p><lb/> <p>„Das iſt es, was ich zu wiſſen verlangte,“ fuhr<lb/> Kambyſes fort. „Morgen wollen wir in der Nüchternheit,<lb/> nach alter Sitte, erwägen, was im Rauſche beſchloſſen<lb/> wurde. Durchzecht die letzten Stunden der Nacht; ich ver-<lb/> laſſe euern Kreis und erwarte euch beim letzten Schrei des<lb/> heiligen Vogels Parodar <hi rendition="#sup">94</hi>) am Thore des Bel, um mit<lb/> euch zu jagen!“</p><lb/> <p>Mit dieſen Worten verließ der Herrſcher die Halle.<lb/> Ein donnerndes „Sieg dem Könige“ brauste ihm nach.<lb/> — Boges, der Eunuch, hatte ſich vor ſeinem Gebieter<lb/> aus dem Saale geſchlichen. Jm Vorhofe deſſelben fand er<lb/> einen Burſchen des Blumenzüchters von den hängenden<lb/> Gärten.</p><lb/> <p>„Was willſt Du hier?“ fragte er denſelben.</p><lb/> <p>„Jch habe dem Prinzen Bartja etwas zu übergeben.“</p><lb/> <p>„Dem Bartja? Hat er Deinen Herrn um eine Sä-<lb/> merei oder einen Steckling gebeten?“</p><lb/> <p>Der Knabe ſchüttelte ſeinen ſonnenverbrannten Kopf<lb/> und lächelte ſchelmiſch.</p><lb/> <p>„So hat Dich ein Andrer geſchickt?“ fragte Boges,<lb/> aufmerkſamer werdend.</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [132/0134]
weiß, daß jeder Perſer die Arbeit des Kampfes der ruhm-
loſen Unthätigkeit vorzieht; — ich habe wiſſen wollen,
was ihr an meiner Stelle den Maſſageten antworten wür-
det. — Haltet ihr die Seele meines Vaters, des Mannes,
dem ihr eure Größe verdankt, für gerächt?“
Ein dumpfes bejahendes Gemurmel, unterbrochen von
wenigen heftigen Verneinungen, antwortete dem Könige,
deſſen zweite Frage: „Sollen wir die Bedingungen der
heut eingetroffnen Geſandtſchaft annehmen und dem gelich-
teten, von den Göttern heimgeſuchten Volke Frieden ſchen-
ken?“ von allen Anweſenden lebhaft bejaht wurde.
„Das iſt es, was ich zu wiſſen verlangte,“ fuhr
Kambyſes fort. „Morgen wollen wir in der Nüchternheit,
nach alter Sitte, erwägen, was im Rauſche beſchloſſen
wurde. Durchzecht die letzten Stunden der Nacht; ich ver-
laſſe euern Kreis und erwarte euch beim letzten Schrei des
heiligen Vogels Parodar 94) am Thore des Bel, um mit
euch zu jagen!“
Mit dieſen Worten verließ der Herrſcher die Halle.
Ein donnerndes „Sieg dem Könige“ brauste ihm nach.
— Boges, der Eunuch, hatte ſich vor ſeinem Gebieter
aus dem Saale geſchlichen. Jm Vorhofe deſſelben fand er
einen Burſchen des Blumenzüchters von den hängenden
Gärten.
„Was willſt Du hier?“ fragte er denſelben.
„Jch habe dem Prinzen Bartja etwas zu übergeben.“
„Dem Bartja? Hat er Deinen Herrn um eine Sä-
merei oder einen Steckling gebeten?“
Der Knabe ſchüttelte ſeinen ſonnenverbrannten Kopf
und lächelte ſchelmiſch.
„So hat Dich ein Andrer geſchickt?“ fragte Boges,
aufmerkſamer werdend.
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