dere hochgestellte Magier, die Satrapen mehrerer Provin- zen, unter denen sich auch der Jude Daniel befand, und eine Menge von Persern, Medern und Eunuchen, welche hohe Staatsämter bekleideten.
Zur Rechten des Königs saß Bartja. Diesem folg- ten Krösus, Hystaspes, Gobrias, Araspes und andre Achämeniden, nach ihrem Alter und Range. Die Kebs- weiber saßen theils am untersten Ende der Tafel, theils standen sie gegenüber dem Könige, um durch Spiel und Gesang die Festfreude zu erhöhen. Hinter ihnen verweilten viele Eunuchen, welche Acht zu geben hatten, daß sie ihre Augen nicht zu den Männern erhoben 87).
Der erste Blick de[s] Kambyses galt Nitetis, welche in aller Pracht und Würde einer Königin, bleich aber über alle Beschreibung schön in den neuen Purpurkleidern, an seiner Seite saß.
Die Augen der Verlobten begegneten sich.
Kambyses fühlte, daß ihm aus dem Blicke seiner Braut heiße Liebe entgegenstrahle. Dennoch bemerkte er mit dem feinen Jnstinkte zärtlicher Leidenschaft, daß dem theuren Wesen ein ihm unbekanntes Etwas begegnet sein müsse. Wehmüthiger Ernst umspielte heut ihren Mund, und ein trüber nur ihm bemerkbarer Schleier umflorte ihren sonst so ebenmäßig klaren, ruhig heitren Blick. -- "Jch werde sie später fragen, was ihr widerfahren," dachte der König; "meine Unterthanen dürfen nicht bemerken, wie lieb mir dieses Mädchen ist."
Nun küßte er die Stirn seiner Mutter, seiner Ge- schwister und nächsten Anverwandten, sprach ein kurzes Gebet, in welchem er den Göttern für ihre Gnade dankte und ein neues glückliches Jahr für sich selbst und alle Perser erflehte, nannte die ungeheure Summe, mit der er
dere hochgeſtellte Magier, die Satrapen mehrerer Provin- zen, unter denen ſich auch der Jude Daniel befand, und eine Menge von Perſern, Medern und Eunuchen, welche hohe Staatsämter bekleideten.
Zur Rechten des Königs ſaß Bartja. Dieſem folg- ten Kröſus, Hyſtaspes, Gobrias, Araspes und andre Achämeniden, nach ihrem Alter und Range. Die Kebs- weiber ſaßen theils am unterſten Ende der Tafel, theils ſtanden ſie gegenüber dem Könige, um durch Spiel und Geſang die Feſtfreude zu erhöhen. Hinter ihnen verweilten viele Eunuchen, welche Acht zu geben hatten, daß ſie ihre Augen nicht zu den Männern erhoben 87).
Der erſte Blick de[s] Kambyſes galt Nitetis, welche in aller Pracht und Würde einer Königin, bleich aber über alle Beſchreibung ſchön in den neuen Purpurkleidern, an ſeiner Seite ſaß.
Die Augen der Verlobten begegneten ſich.
Kambyſes fühlte, daß ihm aus dem Blicke ſeiner Braut heiße Liebe entgegenſtrahle. Dennoch bemerkte er mit dem feinen Jnſtinkte zärtlicher Leidenſchaft, daß dem theuren Weſen ein ihm unbekanntes Etwas begegnet ſein müſſe. Wehmüthiger Ernſt umſpielte heut ihren Mund, und ein trüber nur ihm bemerkbarer Schleier umflorte ihren ſonſt ſo ebenmäßig klaren, ruhig heitren Blick. — „Jch werde ſie ſpäter fragen, was ihr widerfahren,“ dachte der König; „meine Unterthanen dürfen nicht bemerken, wie lieb mir dieſes Mädchen iſt.“
Nun küßte er die Stirn ſeiner Mutter, ſeiner Ge- ſchwiſter und nächſten Anverwandten, ſprach ein kurzes Gebet, in welchem er den Göttern für ihre Gnade dankte und ein neues glückliches Jahr für ſich ſelbſt und alle Perſer erflehte, nannte die ungeheure Summe, mit der er
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dere hochgeſtellte Magier, die Satrapen mehrerer Provin-
zen, unter denen ſich auch der Jude Daniel befand, und
eine Menge von Perſern, Medern und Eunuchen, welche
hohe Staatsämter bekleideten.
Zur Rechten des Königs ſaß Bartja. Dieſem folg-
ten Kröſus, Hyſtaspes, Gobrias, Araspes und andre
Achämeniden, nach ihrem Alter und Range. Die Kebs-
weiber ſaßen theils am unterſten Ende der Tafel, theils
ſtanden ſie gegenüber dem Könige, um durch Spiel und
Geſang die Feſtfreude zu erhöhen. Hinter ihnen verweilten
viele Eunuchen, welche Acht zu geben hatten, daß ſie ihre
Augen nicht zu den Männern erhoben 87).
Der erſte Blick des Kambyſes galt Nitetis, welche in
aller Pracht und Würde einer Königin, bleich aber über
alle Beſchreibung ſchön in den neuen Purpurkleidern, an
ſeiner Seite ſaß.
Die Augen der Verlobten begegneten ſich.
Kambyſes fühlte, daß ihm aus dem Blicke ſeiner
Braut heiße Liebe entgegenſtrahle. Dennoch bemerkte er
mit dem feinen Jnſtinkte zärtlicher Leidenſchaft, daß dem
theuren Weſen ein ihm unbekanntes Etwas begegnet ſein
müſſe. Wehmüthiger Ernſt umſpielte heut ihren Mund,
und ein trüber nur ihm bemerkbarer Schleier umflorte
ihren ſonſt ſo ebenmäßig klaren, ruhig heitren Blick. —
„Jch werde ſie ſpäter fragen, was ihr widerfahren,“ dachte
der König; „meine Unterthanen dürfen nicht bemerken, wie
lieb mir dieſes Mädchen iſt.“
Nun küßte er die Stirn ſeiner Mutter, ſeiner Ge-
ſchwiſter und nächſten Anverwandten, ſprach ein kurzes
Gebet, in welchem er den Göttern für ihre Gnade dankte
und ein neues glückliches Jahr für ſich ſelbſt und alle
Perſer erflehte, nannte die ungeheure Summe, mit der er
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 2. Stuttgart, 1864, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter02_1864/120>, abgerufen am 16.02.2025.
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