Jch weiß Herrn Professor Lepsius, der mich darauf aufmerksam machte, daß eine ausschließlich auf ägyptischem Boden stehende Kunstdarstellung den Leser ermüden werde, großen Dank. Seinem Winke ge- mäß hab ich meinen dem Herodot entnommenen Stoff so disponirt, daß ich den Leser zunächst, gleich- sam einleitend, in einen griechischen Kreis führe, dessen Wesen ihm nicht ganz fremd zu sein pflegt. Durch diesen hellenischen Vorhof gelangt er vorbe- reitet nach Aegypten, von dort nach Persien und endlich wieder zum Nile zurück. Er soll sein Jn- teresse gleichmäßig an die genannten Völker vertheilen. Darum ruht die ganze Schwere der Handlung nicht auf einem einzigen Helden; ich bin vielmehr bemüht gewesen, alle drei Nationen durch geeignete Repräsen- tanten zu individualisiren. Wenn ich meinem Ro- mane trotzdem den Namen der "ägyptischen Kö- nigstochter" gegeben habe, so geschah es, weil durch das Schicksal der Nitetis das Wohl und Weh aller anderen handelnden Personen bedingt wird, und diese also als der Mittelpunkt des Ganzen betrachtet werden darf.
Bei der Charakteristik des Amasis bin ich der meisterhaften Schilderung des Herodot gefolgt, welche durch das von Rosellini auf einem alten Denkmale gefundene Bild dieses Königs bestätigt wird. Auch die Grundzüge zu meinem Kambyses hab' ich dem Herodot entnommen, wie denn dem ganzen Romane
Jch weiß Herrn Profeſſor Lepſius, der mich darauf aufmerkſam machte, daß eine ausſchließlich auf ägyptiſchem Boden ſtehende Kunſtdarſtellung den Leſer ermüden werde, großen Dank. Seinem Winke ge- mäß hab ich meinen dem Herodot entnommenen Stoff ſo disponirt, daß ich den Leſer zunächſt, gleich- ſam einleitend, in einen griechiſchen Kreis führe, deſſen Weſen ihm nicht ganz fremd zu ſein pflegt. Durch dieſen helleniſchen Vorhof gelangt er vorbe- reitet nach Aegypten, von dort nach Perſien und endlich wieder zum Nile zurück. Er ſoll ſein Jn- tereſſe gleichmäßig an die genannten Völker vertheilen. Darum ruht die ganze Schwere der Handlung nicht auf einem einzigen Helden; ich bin vielmehr bemüht geweſen, alle drei Nationen durch geeignete Repräſen- tanten zu individualiſiren. Wenn ich meinem Ro- mane trotzdem den Namen der „ägyptiſchen Kö- nigstochter“ gegeben habe, ſo geſchah es, weil durch das Schickſal der Nitetis das Wohl und Weh aller anderen handelnden Perſonen bedingt wird, und dieſe alſo als der Mittelpunkt des Ganzen betrachtet werden darf.
Bei der Charakteriſtik des Amaſis bin ich der meiſterhaften Schilderung des Herodot gefolgt, welche durch das von Roſellini auf einem alten Denkmale gefundene Bild dieſes Königs beſtätigt wird. Auch die Grundzüge zu meinem Kambyſes hab’ ich dem Herodot entnommen, wie denn dem ganzen Romane
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[XI/0013]
Jch weiß Herrn Profeſſor Lepſius, der mich
darauf aufmerkſam machte, daß eine ausſchließlich auf
ägyptiſchem Boden ſtehende Kunſtdarſtellung den Leſer
ermüden werde, großen Dank. Seinem Winke ge-
mäß hab ich meinen dem Herodot entnommenen
Stoff ſo disponirt, daß ich den Leſer zunächſt, gleich-
ſam einleitend, in einen griechiſchen Kreis führe,
deſſen Weſen ihm nicht ganz fremd zu ſein pflegt.
Durch dieſen helleniſchen Vorhof gelangt er vorbe-
reitet nach Aegypten, von dort nach Perſien und
endlich wieder zum Nile zurück. Er ſoll ſein Jn-
tereſſe gleichmäßig an die genannten Völker vertheilen.
Darum ruht die ganze Schwere der Handlung nicht
auf einem einzigen Helden; ich bin vielmehr bemüht
geweſen, alle drei Nationen durch geeignete Repräſen-
tanten zu individualiſiren. Wenn ich meinem Ro-
mane trotzdem den Namen der „ägyptiſchen Kö-
nigstochter“ gegeben habe, ſo geſchah es, weil
durch das Schickſal der Nitetis das Wohl und Weh
aller anderen handelnden Perſonen bedingt wird, und
dieſe alſo als der Mittelpunkt des Ganzen betrachtet
werden darf.
Bei der Charakteriſtik des Amaſis bin ich der
meiſterhaften Schilderung des Herodot gefolgt, welche
durch das von Roſellini auf einem alten Denkmale
gefundene Bild dieſes Königs beſtätigt wird. Auch
die Grundzüge zu meinem Kambyſes hab’ ich dem
Herodot entnommen, wie denn dem ganzen Romane
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Ebers, Georg: Eine Aegyptische Königstochter. Bd. 1. Stuttgart, 1864, S. XI. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebers_koenigstochter01_1864/13>, abgerufen am 22.07.2024.
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