Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Schnee.

An den Jdeen? bei dem Erklären,
Wird er euch neue Räthfel lehren.

Die, welche unsers Schöpfers Siz,
Den ausgespannten Raum ergründet;
Und deren wollgeschärfter Witz
Jn dunklen Tieffen Klarheit findet,
Erwählen eine andre Art,
Wie sich des Schnees Dunst verpaart:
Sie meinen, daß der Dünste Schwingen,
Die steif, sich an einander hingen.
Wenn sich der Lüffte Kreis bewegt,
Der voll von kleinen Theilen schwimmet,
Ein Dunst sich zu dem andern schlägt,
Darin noch etwas Wärme glimmet:
So wird wenn eins zum andern fliegt,
Ein ieder Dunst gekrümmt, gebiegt,
Da sie sich drauf geschwind vereinen,
Als runde Wassertropfen scheinen.
Hingegen wenn die Lufft erfrorn,
So hätten auch die Wasser Dünste,
Bewegung und die Wärm verlohrn,
Und so entstünde ein Gespinste,
Das starr sich an einander hengt,
Wie Flokken drauf zusammen drengt;
Und durch den Trieb von regen Winden,
Entstünde nachmahls ihr Verbinden.
Nach-
C 5

Der Schnee.

An den Jdeen? bei dem Erklaͤren,
Wird er euch neue Raͤthfel lehren.

Die, welche unſers Schoͤpfers Siz,
Den ausgeſpannten Raum ergruͤndet;
Und deren wollgeſchaͤrfter Witz
Jn dunklen Tieffen Klarheit findet,
Erwaͤhlen eine andre Art,
Wie ſich des Schnees Dunſt verpaart:
Sie meinen, daß der Duͤnſte Schwingen,
Die ſteif, ſich an einander hingen.
Wenn ſich der Luͤffte Kreis bewegt,
Der voll von kleinen Theilen ſchwimmet,
Ein Dunſt ſich zu dem andern ſchlaͤgt,
Darin noch etwas Waͤrme glimmet:
So wird wenn eins zum andern fliegt,
Ein ieder Dunſt gekruͤmmt, gebiegt,
Da ſie ſich drauf geſchwind vereinen,
Als runde Waſſertropfen ſcheinen.
Hingegen wenn die Lufft erfrorn,
So haͤtten auch die Waſſer Duͤnſte,
Bewegung und die Waͤrm verlohrn,
Und ſo entſtuͤnde ein Geſpinſte,
Das ſtarr ſich an einander hengt,
Wie Flokken drauf zuſammen drengt;
Und durch den Trieb von regen Winden,
Entſtuͤnde nachmahls ihr Verbinden.
Nach-
C 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="6">
            <l>
              <pb facs="#f0057" n="41"/>
              <fw place="top" type="header">Der Schnee.</fw>
            </l><lb/>
            <l>An den Jdeen? bei dem Erkla&#x0364;ren,</l><lb/>
            <l>Wird er euch neue Ra&#x0364;thfel lehren.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="7">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie, welche un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers Siz,</l><lb/>
            <l>Den ausge&#x017F;pannten Raum ergru&#x0364;ndet;</l><lb/>
            <l>Und deren wollge&#x017F;cha&#x0364;rfter Witz</l><lb/>
            <l>Jn dunklen Tieffen Klarheit findet,</l><lb/>
            <l>Erwa&#x0364;hlen eine andre Art,</l><lb/>
            <l>Wie &#x017F;ich des Schnees Dun&#x017F;t verpaart:</l><lb/>
            <l>Sie meinen, daß der Du&#x0364;n&#x017F;te Schwingen,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;teif, &#x017F;ich an einander hingen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="8">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn &#x017F;ich der Lu&#x0364;ffte Kreis bewegt,</l><lb/>
            <l>Der voll von kleinen Theilen &#x017F;chwimmet,</l><lb/>
            <l>Ein Dun&#x017F;t &#x017F;ich zu dem andern &#x017F;chla&#x0364;gt,</l><lb/>
            <l>Darin noch etwas Wa&#x0364;rme glimmet:</l><lb/>
            <l>So wird wenn eins zum andern fliegt,</l><lb/>
            <l>Ein ieder Dun&#x017F;t gekru&#x0364;mmt, gebiegt,</l><lb/>
            <l>Da &#x017F;ie &#x017F;ich drauf ge&#x017F;chwind vereinen,</l><lb/>
            <l>Als runde Wa&#x017F;&#x017F;ertropfen &#x017F;cheinen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="9">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>ingegen wenn die Lufft erfrorn,</l><lb/>
            <l>So ha&#x0364;tten auch die Wa&#x017F;&#x017F;er Du&#x0364;n&#x017F;te,</l><lb/>
            <l>Bewegung und die Wa&#x0364;rm verlohrn,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;o ent&#x017F;tu&#x0364;nde ein Ge&#x017F;pin&#x017F;te,</l><lb/>
            <l>Das &#x017F;tarr &#x017F;ich an einander hengt,</l><lb/>
            <l>Wie Flokken drauf zu&#x017F;ammen drengt;</l><lb/>
            <l>Und durch den Trieb von regen Winden,</l><lb/>
            <l>Ent&#x017F;tu&#x0364;nde nachmahls ihr Verbinden.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Nach-</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0057] Der Schnee. An den Jdeen? bei dem Erklaͤren, Wird er euch neue Raͤthfel lehren. Die, welche unſers Schoͤpfers Siz, Den ausgeſpannten Raum ergruͤndet; Und deren wollgeſchaͤrfter Witz Jn dunklen Tieffen Klarheit findet, Erwaͤhlen eine andre Art, Wie ſich des Schnees Dunſt verpaart: Sie meinen, daß der Duͤnſte Schwingen, Die ſteif, ſich an einander hingen. Wenn ſich der Luͤffte Kreis bewegt, Der voll von kleinen Theilen ſchwimmet, Ein Dunſt ſich zu dem andern ſchlaͤgt, Darin noch etwas Waͤrme glimmet: So wird wenn eins zum andern fliegt, Ein ieder Dunſt gekruͤmmt, gebiegt, Da ſie ſich drauf geſchwind vereinen, Als runde Waſſertropfen ſcheinen. Hingegen wenn die Lufft erfrorn, So haͤtten auch die Waſſer Duͤnſte, Bewegung und die Waͤrm verlohrn, Und ſo entſtuͤnde ein Geſpinſte, Das ſtarr ſich an einander hengt, Wie Flokken drauf zuſammen drengt; Und durch den Trieb von regen Winden, Entſtuͤnde nachmahls ihr Verbinden. Nach- C 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/57
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/57>, abgerufen am 24.11.2024.