Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Ged. über die Figur aufrecht gestellte der Menschen.
Gedanken
über die
aufrecht gestellte Figur der
Menschen.
Die Thiere welche blos der Erden an-
gehörn,

Und ohne die Vernunfft, nur sinn-
lich sind geschaffen,

Die können ihr Gesicht auch nie
recht aufwerts kehrn,

Sie müssen blos allein gebükt die
Erd angaffen.

Der Mensch das Hauptgeschöpf, der Fürste dieser
Welt,

Der theils vom Himmel stammt, theils aus dem
Schoß der Erden,

Jst von dem weisen GOtt so aufgericht gestellt,
Daß sein Gesichte kan zur Höh gelenket werden;
Und auch zur Erde hin. Wer nun ein Mensch wil
seyn,

Der besser als ein Thier, und eine Seele heget,
Der lenket sein Gesicht nicht nur zur Erd allein,
Zu dem was irdisch ist, und was der Erdball trä-
get:

Er sieht vornemlich hin, woher sein Geist ent-
flammt,

Und
Ged. uͤber die Figur aufrecht geſtellte der Menſchen.
Gedanken
uͤber die
aufrecht geſtellte Figur der
Menſchen.
Die Thiere welche blos der Erden an-
gehoͤrn,

Und ohne die Vernunfft, nur ſinn-
lich ſind geſchaffen,

Die koͤnnen ihr Geſicht auch nie
recht aufwerts kehrn,

Sie muͤſſen blos allein gebuͤkt die
Erd angaffen.

Der Menſch das Hauptgeſchoͤpf, der Fuͤrſte dieſer
Welt,

Der theils vom Himmel ſtammt, theils aus dem
Schoß der Erden,

Jſt von dem weiſen GOtt ſo aufgericht geſtellt,
Daß ſein Geſichte kan zur Hoͤh gelenket werden;
Und auch zur Erde hin. Wer nun ein Menſch wil
ſeyn,

Der beſſer als ein Thier, und eine Seele heget,
Der lenket ſein Geſicht nicht nur zur Erd allein,
Zu dem was irdiſch iſt, und was der Erdball traͤ-
get:

Er ſieht vornemlich hin, woher ſein Geiſt ent-
flammt,

Und
<TEI>
  <text>
    <body>
      <pb facs="#f0271" n="255"/>
      <fw place="top" type="header">Ged. u&#x0364;ber die Figur aufrecht ge&#x017F;tellte der Men&#x017F;chen.</fw><lb/>
      <div n="1">
        <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Gedanken</hi></hi><lb/>
u&#x0364;ber die<lb/><hi rendition="#b">aufrecht ge&#x017F;tellte Figur der<lb/>
Men&#x017F;chen.</hi></head><lb/>
        <lg type="poem">
          <l><hi rendition="#in">D</hi>ie Thiere welche blos der Erden an-<lb/><hi rendition="#et">geho&#x0364;rn,</hi></l><lb/>
          <l>Und ohne die Vernunfft, nur &#x017F;inn-<lb/><hi rendition="#et">lich &#x017F;ind ge&#x017F;chaffen,</hi></l><lb/>
          <l>Die ko&#x0364;nnen ihr Ge&#x017F;icht auch nie<lb/><hi rendition="#et">recht aufwerts kehrn,</hi></l><lb/>
          <l>Sie mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en blos allein gebu&#x0364;kt die<lb/><hi rendition="#et">Erd angaffen.</hi></l><lb/>
          <l>Der Men&#x017F;ch das Hauptge&#x017F;cho&#x0364;pf, der Fu&#x0364;r&#x017F;te die&#x017F;er<lb/><hi rendition="#et">Welt,</hi></l><lb/>
          <l>Der theils vom Himmel &#x017F;tammt, theils aus dem<lb/><hi rendition="#et">Schoß der Erden,</hi></l><lb/>
          <l>J&#x017F;t von dem wei&#x017F;en <hi rendition="#fr">GOtt</hi> &#x017F;o aufgericht ge&#x017F;tellt,</l><lb/>
          <l>Daß &#x017F;ein Ge&#x017F;ichte kan zur Ho&#x0364;h gelenket werden;</l><lb/>
          <l>Und auch zur Erde hin. Wer nun ein Men&#x017F;ch wil<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;eyn,</hi></l><lb/>
          <l>Der be&#x017F;&#x017F;er als ein Thier, und eine Seele heget,</l><lb/>
          <l>Der lenket &#x017F;ein Ge&#x017F;icht nicht nur zur Erd allein,</l><lb/>
          <l>Zu dem was irdi&#x017F;ch i&#x017F;t, und was der Erdball tra&#x0364;-<lb/><hi rendition="#et">get:</hi></l><lb/>
          <l>Er &#x017F;ieht vornemlich hin, woher &#x017F;ein Gei&#x017F;t ent-<lb/><hi rendition="#et">flammt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0271] Ged. uͤber die Figur aufrecht geſtellte der Menſchen. Gedanken uͤber die aufrecht geſtellte Figur der Menſchen. Die Thiere welche blos der Erden an- gehoͤrn, Und ohne die Vernunfft, nur ſinn- lich ſind geſchaffen, Die koͤnnen ihr Geſicht auch nie recht aufwerts kehrn, Sie muͤſſen blos allein gebuͤkt die Erd angaffen. Der Menſch das Hauptgeſchoͤpf, der Fuͤrſte dieſer Welt, Der theils vom Himmel ſtammt, theils aus dem Schoß der Erden, Jſt von dem weiſen GOtt ſo aufgericht geſtellt, Daß ſein Geſichte kan zur Hoͤh gelenket werden; Und auch zur Erde hin. Wer nun ein Menſch wil ſeyn, Der beſſer als ein Thier, und eine Seele heget, Der lenket ſein Geſicht nicht nur zur Erd allein, Zu dem was irdiſch iſt, und was der Erdball traͤ- get: Er ſieht vornemlich hin, woher ſein Geiſt ent- flammt, Und

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/271
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/271>, abgerufen am 22.11.2024.