Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Menschliche Körper. Der Vorderzähne dichte Reihn, Die sich der Zung entgegen stellen, Die können Pallisaden seyn, Gesezt auf denen hohen Wällen. Sie sind wie Stacheln spiz gewezt, Wer sich dran wagt, der wird verlezt; Die Lippen können uns abspiegeln, Ein ausgebreitet Thor mit zwei geschloßnen Flügeln. Sehn wir des Leibes Bauwerk an, O! wie viel schöne Kunstmaschinen! Sind hier vereint, und jede kan, Uns sicher zum Beweisthum dienen: Daß eines weisen Meisters Macht, Dieselben all herfürgebracht; Und unter sich also verbunden, Wie er es zu dem Zwek bequem hat ausge- funden. Die Brust läst ein Gewölbe sehn, Worin der Lungen Blasbalg lieget, Und durch der Lüffte paustend Wehn, Sich immer auf und niederbieget. Die Lufftröhr dehnt und zieht sich ein, Kan eine Orgel-Pfeiffe seyn, Woraus wenn sie sich dehnt, ein lauter Schall entspringet, Und ein verschiedner Thon, wie sie sich ziehet, klinget. Der Q 5
Der Menſchliche Koͤrper. Der Vorderzaͤhne dichte Reihn, Die ſich der Zung entgegen ſtellen, Die koͤnnen Palliſaden ſeyn, Geſezt auf denen hohen Waͤllen. Sie ſind wie Stacheln ſpiz gewezt, Wer ſich dran wagt, der wird verlezt; Die Lippen koͤnnen uns abſpiegeln, Ein ausgebreitet Thor mit zwei geſchloßnen Fluͤgeln. Sehn wir des Leibes Bauwerk an, O! wie viel ſchoͤne Kunſtmaſchinen! Sind hier vereint, und jede kan, Uns ſicher zum Beweisthum dienen: Daß eines weiſen Meiſters Macht, Dieſelben all herfuͤrgebracht; Und unter ſich alſo verbunden, Wie er es zu dem Zwek bequem hat ausge- funden. Die Bruſt laͤſt ein Gewoͤlbe ſehn, Worin der Lungen Blasbalg lieget, Und durch der Luͤffte pauſtend Wehn, Sich immer auf und niederbieget. Die Lufftroͤhr dehnt und zieht ſich ein, Kan eine Orgel-Pfeiffe ſeyn, Woraus wenn ſie ſich dehnt, ein lauter Schall entſpringet, Und ein verſchiedner Thon, wie ſie ſich ziehet, klinget. Der Q 5
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Der Menſchliche Koͤrper.
Der Vorderzaͤhne dichte Reihn,
Die ſich der Zung entgegen ſtellen,
Die koͤnnen Palliſaden ſeyn,
Geſezt auf denen hohen Waͤllen.
Sie ſind wie Stacheln ſpiz gewezt,
Wer ſich dran wagt, der wird verlezt;
Die Lippen koͤnnen uns abſpiegeln,
Ein ausgebreitet Thor mit zwei geſchloßnen
Fluͤgeln.
Sehn wir des Leibes Bauwerk an,
O! wie viel ſchoͤne Kunſtmaſchinen!
Sind hier vereint, und jede kan,
Uns ſicher zum Beweisthum dienen:
Daß eines weiſen Meiſters Macht,
Dieſelben all herfuͤrgebracht;
Und unter ſich alſo verbunden,
Wie er es zu dem Zwek bequem hat ausge-
funden.
Die Bruſt laͤſt ein Gewoͤlbe ſehn,
Worin der Lungen Blasbalg lieget,
Und durch der Luͤffte pauſtend Wehn,
Sich immer auf und niederbieget.
Die Lufftroͤhr dehnt und zieht ſich ein,
Kan eine Orgel-Pfeiffe ſeyn,
Woraus wenn ſie ſich dehnt, ein lauter Schall
entſpringet,
Und ein verſchiedner Thon, wie ſie ſich ziehet,
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