Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Beschaffenheit und Arbeit.
Die die Lunge paustend machet und den Saft zum
Kreislauf bringt.

Zwischen dieser Lung und Herz sind die zarten Darm-
Gefässe,

Die mit einem Darm umstrikt, worin eine zähe
Nässe

Die dem flüßgen Harze gleichet, daraus wird das
Garn gestrikt,

Das man als ein Kunstgewebe um den Seidenwurm
erblikt.

Doch eh wir ihn Weben sehn, müssen wir annoch
erwegen,

Was die weise Vorsehung ihn noch wollen mehr
beilegen:

Er trägt unter seinem Maule ein noch wunderbahres
Glied,

Darin man zwo Löcher findet, dadurch er die Fa-
den zieht;

Es gleicht einem Jnstrument, das man kan bei de-
nen sehen,

Die den zarten Silberdraht in durchbohrten Bleche
drehen.

Durch die Löcher wird gesprüzzet von der zähen
Feuchtigkeit,

Daraus er die Faden spinnet, und sich macht sein
Garn bereit,

Darin er sich wikkeln wil. Fänget er nun an zu
weben,

So pflegt er die Tröpfelein an dem Orte fest zu kle-
ben,

Welchen er dazu ersehen. Kaum sind diese Faden
fest

Welch er durch die Löcher ziehet, und wie Harz
aus sich gepreßt;

So
P 4
Beſchaffenheit und Arbeit.
Die die Lunge pauſtend machet und den Saft zum
Kreislauf bringt.

Zwiſchen dieſer Lung und Herz ſind die zarten Darm-
Gefaͤſſe,

Die mit einem Darm umſtrikt, worin eine zaͤhe
Naͤſſe

Die dem fluͤßgen Harze gleichet, daraus wird das
Garn geſtrikt,

Das man als ein Kunſtgewebe um den Seidenwurm
erblikt.

Doch eh wir ihn Weben ſehn, muͤſſen wir annoch
erwegen,

Was die weiſe Vorſehung ihn noch wollen mehr
beilegen:

Er traͤgt unter ſeinem Maule ein noch wunderbahres
Glied,

Darin man zwo Loͤcher findet, dadurch er die Fa-
den zieht;

Es gleicht einem Jnſtrument, das man kan bei de-
nen ſehen,

Die den zarten Silberdraht in durchbohrten Bleche
drehen.

Durch die Loͤcher wird geſpruͤzzet von der zaͤhen
Feuchtigkeit,

Daraus er die Faden ſpinnet, und ſich macht ſein
Garn bereit,

Darin er ſich wikkeln wil. Faͤnget er nun an zu
weben,

So pflegt er die Troͤpfelein an dem Orte feſt zu kle-
ben,

Welchen er dazu erſehen. Kaum ſind dieſe Faden
feſt

Welch er durch die Loͤcher ziehet, und wie Harz
aus ſich gepreßt;

So
P 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0247" n="231"/>
          <fw place="top" type="header">Be&#x017F;chaffenheit und Arbeit.</fw><lb/>
          <l>Die die Lunge pau&#x017F;tend machet und den Saft zum<lb/><hi rendition="#et">Kreislauf bringt.</hi></l><lb/>
          <l>Zwi&#x017F;chen die&#x017F;er Lung und Herz &#x017F;ind die zarten Darm-<lb/><hi rendition="#et">Gefa&#x0364;&#x017F;&#x017F;e,</hi></l><lb/>
          <l>Die mit einem Darm um&#x017F;trikt, worin eine za&#x0364;he<lb/><hi rendition="#et">Na&#x0364;&#x017F;&#x017F;e</hi></l><lb/>
          <l>Die dem flu&#x0364;ßgen Harze gleichet, daraus wird das<lb/><hi rendition="#et">Garn ge&#x017F;trikt,</hi></l><lb/>
          <l>Das man als ein Kun&#x017F;tgewebe um den Seidenwurm<lb/><hi rendition="#et">erblikt.</hi></l><lb/>
          <l>Doch eh wir ihn Weben &#x017F;ehn, mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en wir annoch<lb/><hi rendition="#et">erwegen,</hi></l><lb/>
          <l>Was die wei&#x017F;e Vor&#x017F;ehung ihn noch wollen mehr<lb/><hi rendition="#et">beilegen:</hi></l><lb/>
          <l>Er tra&#x0364;gt unter &#x017F;einem Maule ein noch wunderbahres<lb/><hi rendition="#et">Glied,</hi></l><lb/>
          <l>Darin man zwo Lo&#x0364;cher findet, dadurch er die Fa-<lb/><hi rendition="#et">den zieht;</hi></l><lb/>
          <l>Es gleicht einem Jn&#x017F;trument, das man kan bei de-<lb/><hi rendition="#et">nen &#x017F;ehen,</hi></l><lb/>
          <l>Die den zarten Silberdraht in durchbohrten Bleche<lb/><hi rendition="#et">drehen.</hi></l><lb/>
          <l>Durch die Lo&#x0364;cher wird ge&#x017F;pru&#x0364;zzet von der za&#x0364;hen<lb/><hi rendition="#et">Feuchtigkeit,</hi></l><lb/>
          <l>Daraus er die Faden &#x017F;pinnet, und &#x017F;ich macht &#x017F;ein<lb/><hi rendition="#et">Garn bereit,</hi></l><lb/>
          <l>Darin er &#x017F;ich wikkeln wil. Fa&#x0364;nget er nun an zu<lb/><hi rendition="#et">weben,</hi></l><lb/>
          <l>So pflegt er die Tro&#x0364;pfelein an dem Orte fe&#x017F;t zu kle-<lb/><hi rendition="#et">ben,</hi></l><lb/>
          <l>Welchen er dazu er&#x017F;ehen. Kaum &#x017F;ind die&#x017F;e Faden<lb/><hi rendition="#et">fe&#x017F;t</hi></l><lb/>
          <l>Welch er durch die Lo&#x0364;cher ziehet, und wie Harz<lb/><hi rendition="#et">aus &#x017F;ich gepreßt;</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">P 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">So</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[231/0247] Beſchaffenheit und Arbeit. Die die Lunge pauſtend machet und den Saft zum Kreislauf bringt. Zwiſchen dieſer Lung und Herz ſind die zarten Darm- Gefaͤſſe, Die mit einem Darm umſtrikt, worin eine zaͤhe Naͤſſe Die dem fluͤßgen Harze gleichet, daraus wird das Garn geſtrikt, Das man als ein Kunſtgewebe um den Seidenwurm erblikt. Doch eh wir ihn Weben ſehn, muͤſſen wir annoch erwegen, Was die weiſe Vorſehung ihn noch wollen mehr beilegen: Er traͤgt unter ſeinem Maule ein noch wunderbahres Glied, Darin man zwo Loͤcher findet, dadurch er die Fa- den zieht; Es gleicht einem Jnſtrument, das man kan bei de- nen ſehen, Die den zarten Silberdraht in durchbohrten Bleche drehen. Durch die Loͤcher wird geſpruͤzzet von der zaͤhen Feuchtigkeit, Daraus er die Faden ſpinnet, und ſich macht ſein Garn bereit, Darin er ſich wikkeln wil. Faͤnget er nun an zu weben, So pflegt er die Troͤpfelein an dem Orte feſt zu kle- ben, Welchen er dazu erſehen. Kaum ſind dieſe Faden feſt Welch er durch die Loͤcher ziehet, und wie Harz aus ſich gepreßt; So P 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/247
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/247>, abgerufen am 06.05.2024.