So begreif ich dieses nicht, Dabei kan ich wieder merken, Daß mir dieses könn bestärken, Wie der Seelen schwaches Licht, Der Verstand nicht sehen kan, Was der Schöpfer hat gethan.
Jch verspüre in Gedanken, Wie gar eng gesezt die Schranken Die ich übersteigen kan; So viel kan ich nur erkennen: Du bist gros, ich nichts zu nennen, Gib nur, daß ich denke dran, Daß du bist ein solcher Geist, Der uns unermeslich heist.
Gib daß ich mich stets bestrebe, Wenn ich mich zu dir erhebe, Nur auf mich herab zu sehn; So werd ich gar bald ermessen, Das kein Mensch des Schöpfers Grössen, Die unendlich, könn verstehn. So erkenn ich: GOtt allein, Jst nur gros; wir alle klein.
Die
Die Betrachtung der Groͤſſe GOttes.
So begreif ich dieſes nicht, Dabei kan ich wieder merken, Daß mir dieſes koͤnn beſtaͤrken, Wie der Seelen ſchwaches Licht, Der Verſtand nicht ſehen kan, Was der Schoͤpfer hat gethan.
Jch verſpuͤre in Gedanken, Wie gar eng geſezt die Schranken Die ich uͤberſteigen kan; So viel kan ich nur erkennen: Du biſt gros, ich nichts zu nennen, Gib nur, daß ich denke dran, Daß du biſt ein ſolcher Geiſt, Der uns unermeslich heiſt.
Gib daß ich mich ſtets beſtrebe, Wenn ich mich zu dir erhebe, Nur auf mich herab zu ſehn; So werd ich gar bald ermeſſen, Das kein Menſch des Schoͤpfers Groͤſſen, Die unendlich, koͤnn verſtehn. So erkenn ich: GOtt allein, Jſt nur gros; wir alle klein.
Die
<TEI><text><body><divn="1"><lgtype="poem"><lgn="3"><l><pbfacs="#f0232"n="216"/><fwplace="top"type="header">Die Betrachtung der Groͤſſe GOttes.</fw></l><lb/><l>So begreif ich dieſes nicht,</l><lb/><l>Dabei kan ich wieder merken,</l><lb/><l>Daß mir dieſes koͤnn beſtaͤrken,</l><lb/><l>Wie der Seelen ſchwaches Licht,</l><lb/><l>Der Verſtand nicht ſehen kan,</l><lb/><l>Was der Schoͤpfer hat gethan.</l></lg><lb/><lgn="4"><l><hirendition="#in">J</hi>ch verſpuͤre in Gedanken,</l><lb/><l>Wie gar eng geſezt die Schranken</l><lb/><l>Die ich uͤberſteigen kan;</l><lb/><l>So viel kan ich nur erkennen:</l><lb/><l>Du biſt gros, ich nichts zu nennen,</l><lb/><l>Gib nur, daß ich denke dran,</l><lb/><l>Daß du biſt ein ſolcher Geiſt,</l><lb/><l>Der uns unermeslich heiſt.</l></lg><lb/><lgn="5"><l><hirendition="#in">G</hi>ib daß ich mich ſtets beſtrebe,</l><lb/><l>Wenn ich mich zu dir erhebe,</l><lb/><l>Nur auf mich herab zu ſehn;</l><lb/><l>So werd ich gar bald ermeſſen,</l><lb/><l>Das kein Menſch des Schoͤpfers Groͤſſen,</l><lb/><l>Die unendlich, koͤnn verſtehn.</l><lb/><l>So erkenn ich: GOtt allein,</l><lb/><l>Jſt nur gros; wir alle klein.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#b">Die</hi></fw><lb/></body></text></TEI>
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Die Betrachtung der Groͤſſe GOttes.
So begreif ich dieſes nicht,
Dabei kan ich wieder merken,
Daß mir dieſes koͤnn beſtaͤrken,
Wie der Seelen ſchwaches Licht,
Der Verſtand nicht ſehen kan,
Was der Schoͤpfer hat gethan.
Jch verſpuͤre in Gedanken,
Wie gar eng geſezt die Schranken
Die ich uͤberſteigen kan;
So viel kan ich nur erkennen:
Du biſt gros, ich nichts zu nennen,
Gib nur, daß ich denke dran,
Daß du biſt ein ſolcher Geiſt,
Der uns unermeslich heiſt.
Gib daß ich mich ſtets beſtrebe,
Wenn ich mich zu dir erhebe,
Nur auf mich herab zu ſehn;
So werd ich gar bald ermeſſen,
Das kein Menſch des Schoͤpfers Groͤſſen,
Die unendlich, koͤnn verſtehn.
So erkenn ich: GOtt allein,
Jſt nur gros; wir alle klein.
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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 216. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/232>, abgerufen am 21.07.2024.
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