Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Unverhoft kommt oft. Als daß er plözlich werd in Todes Garn gefangen.So ist ein schneller Tod, ein unverhoft Geschik, Uns kein betrübter Fall, vielmehr ein grosses Glük. Die Vorsicht hat darum das Ende uns verborgen, Daß wir zu jederzeit vor dessen Ankunft sorgen. Die Weisheit zeiget uns auch darin ihren Rath, Daß sie uns nicht vorher die Zeit bestimmet hat, Noch auch die Todes Art; damit wir ohne Zagen, Und einer innren Angst nicht vorher drüber klagen. Man meinet zwar es sei viel besser, wenn mans weis; Allein was unbekandt das machet uns nicht heiß. Ein unverhoftes Glük erwekt viel größre Freude, Was unerwartet kömmt ist auch gut bei dem Leide, Das Unverhoft kommt oft, und bringet uns viel Guts, Es dient zur Linderung, es macht uns gutes Muths: Ein weiser braucht den Trost der in dem Worte stekket, Und wird dadurch allzeit zur guten That erwekket. Ein
Unverhoft kommt oft. Als daß er ploͤzlich werd in Todes Garn gefangen.So iſt ein ſchneller Tod, ein unverhoft Geſchik, Uns kein betruͤbter Fall, vielmehr ein groſſes Gluͤk. Die Vorſicht hat darum das Ende uns verborgen, Daß wir zu jederzeit vor deſſen Ankunft ſorgen. Die Weisheit zeiget uns auch darin ihren Rath, Daß ſie uns nicht vorher die Zeit beſtimmet hat, Noch auch die Todes Art; damit wir ohne Zagen, Und einer innren Angſt nicht vorher druͤber klagen. Man meinet zwar es ſei viel beſſer, wenn mans weis; Allein was unbekandt das machet uns nicht heiß. Ein unverhoftes Gluͤk erwekt viel groͤßre Freude, Was unerwartet koͤmmt iſt auch gut bei dem Leide, Das Unverhoft kommt oft, und bringet uns viel Guts, Es dient zur Linderung, es macht uns gutes Muths: Ein weiſer braucht den Troſt der in dem Worte ſtekket, Und wird dadurch allzeit zur guten That erwekket. Ein
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Unverhoft kommt oft.
Als daß er ploͤzlich werd in Todes Garn gefangen.
So iſt ein ſchneller Tod, ein unverhoft Geſchik,
Uns kein betruͤbter Fall, vielmehr ein groſſes Gluͤk.
Die Vorſicht hat darum das Ende uns verborgen,
Daß wir zu jederzeit vor deſſen Ankunft ſorgen.
Die Weisheit zeiget uns auch darin ihren Rath,
Daß ſie uns nicht vorher die Zeit beſtimmet hat,
Noch auch die Todes Art; damit wir ohne Zagen,
Und einer innren Angſt nicht vorher druͤber klagen.
Man meinet zwar es ſei viel beſſer, wenn mans weis;
Allein was unbekandt das machet uns nicht heiß.
Ein unverhoftes Gluͤk erwekt viel groͤßre Freude,
Was unerwartet koͤmmt iſt auch gut bei dem Leide,
Das Unverhoft kommt oft, und bringet uns viel
Guts,
Es dient zur Linderung, es macht uns gutes Muths:
Ein weiſer braucht den Troſt der in dem Worte
ſtekket,
Und wird dadurch allzeit zur guten That erwekket.
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/204>, abgerufen am 21.07.2024. |