Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Ohr als ein künstliches Meisterstükke.
Nachdem ist noch zu betrachten,
Als ein Wunder hochzuachten
Eine Nerve die sehr fein,
Und aus welcher kleine Sehnen
Sich hernachmahls weiter dehnen,
Und wie kleine Faden seyn,
Die noch mehr fast sind verdünnt,
Als die eine Spinne spinnt.
Alle diese Kleinigkeiten,
Hat beim ersten Zubereiten,
Unser Schöpfer ausgedacht.
Scheinen sie uns gleich geringe
So sind es doch Wunderdinge,
Einer grossen Schöpfungs-Macht.
Es ist nichts im Ohr so klein,
Es muß wozu nüzze seyn.
Dieses können wir beweisen,
Wenn wir sehn, wie aus den Kreisen
Der bewegten Lufft der Schall
Jn Gehöre wird erreget,
Wie er an die Trommel schläget,
Wie dadurch der Wunderhall,
Der da immer weiter dringt,
Bis zum Siz der Seelen klingt.
Saget doch, ihr blinden Thoren,
Sind etwa die beiden Ohren,
Die so künstlich eingericht,
Von sich selbsten so entstanden,
Oder
Das Ohr als ein kuͤnſtliches Meiſterſtuͤkke.
Nachdem iſt noch zu betrachten,
Als ein Wunder hochzuachten
Eine Nerve die ſehr fein,
Und aus welcher kleine Sehnen
Sich hernachmahls weiter dehnen,
Und wie kleine Faden ſeyn,
Die noch mehr faſt ſind verduͤnnt,
Als die eine Spinne ſpinnt.
Alle dieſe Kleinigkeiten,
Hat beim erſten Zubereiten,
Unſer Schoͤpfer ausgedacht.
Scheinen ſie uns gleich geringe
So ſind es doch Wunderdinge,
Einer groſſen Schoͤpfungs-Macht.
Es iſt nichts im Ohr ſo klein,
Es muß wozu nuͤzze ſeyn.
Dieſes koͤnnen wir beweiſen,
Wenn wir ſehn, wie aus den Kreiſen
Der bewegten Lufft der Schall
Jn Gehoͤre wird erreget,
Wie er an die Trommel ſchlaͤget,
Wie dadurch der Wunderhall,
Der da immer weiter dringt,
Bis zum Siz der Seelen klingt.
Saget doch, ihr blinden Thoren,
Sind etwa die beiden Ohren,
Die ſo kuͤnſtlich eingericht,
Von ſich ſelbſten ſo entſtanden,
Oder
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0188" n="172"/>
          <fw place="top" type="header">Das Ohr als ein ku&#x0364;n&#x017F;tliches Mei&#x017F;ter&#x017F;tu&#x0364;kke.</fw><lb/>
          <lg n="17">
            <l><hi rendition="#in">N</hi>achdem i&#x017F;t noch zu betrachten,</l><lb/>
            <l>Als ein Wunder hochzuachten</l><lb/>
            <l>Eine Nerve die &#x017F;ehr fein,</l><lb/>
            <l>Und aus welcher kleine Sehnen</l><lb/>
            <l>Sich hernachmahls weiter dehnen,</l><lb/>
            <l>Und wie kleine Faden &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>Die noch mehr fa&#x017F;t &#x017F;ind verdu&#x0364;nnt,</l><lb/>
            <l>Als die eine Spinne &#x017F;pinnt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="18">
            <l><hi rendition="#in">A</hi>lle die&#x017F;e Kleinigkeiten,</l><lb/>
            <l>Hat beim er&#x017F;ten Zubereiten,</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;er Scho&#x0364;pfer ausgedacht.</l><lb/>
            <l>Scheinen &#x017F;ie uns gleich geringe</l><lb/>
            <l>So &#x017F;ind es doch Wunderdinge,</l><lb/>
            <l>Einer gro&#x017F;&#x017F;en Scho&#x0364;pfungs-Macht.</l><lb/>
            <l>Es i&#x017F;t nichts im Ohr &#x017F;o klein,</l><lb/>
            <l>Es muß wozu nu&#x0364;zze &#x017F;eyn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="19">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ie&#x017F;es ko&#x0364;nnen wir bewei&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Wenn wir &#x017F;ehn, wie aus den Krei&#x017F;en</l><lb/>
            <l>Der bewegten Lufft der Schall</l><lb/>
            <l>Jn Geho&#x0364;re wird erreget,</l><lb/>
            <l>Wie er an die Trommel &#x017F;chla&#x0364;get,</l><lb/>
            <l>Wie dadurch der Wunderhall,</l><lb/>
            <l>Der da immer weiter dringt,</l><lb/>
            <l>Bis zum Siz der Seelen klingt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="20">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>aget doch, ihr blinden Thoren,</l><lb/>
            <l>Sind etwa die beiden Ohren,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;o ku&#x0364;n&#x017F;tlich eingericht,</l><lb/>
            <l>Von &#x017F;ich &#x017F;elb&#x017F;ten &#x017F;o ent&#x017F;tanden,<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Oder</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0188] Das Ohr als ein kuͤnſtliches Meiſterſtuͤkke. Nachdem iſt noch zu betrachten, Als ein Wunder hochzuachten Eine Nerve die ſehr fein, Und aus welcher kleine Sehnen Sich hernachmahls weiter dehnen, Und wie kleine Faden ſeyn, Die noch mehr faſt ſind verduͤnnt, Als die eine Spinne ſpinnt. Alle dieſe Kleinigkeiten, Hat beim erſten Zubereiten, Unſer Schoͤpfer ausgedacht. Scheinen ſie uns gleich geringe So ſind es doch Wunderdinge, Einer groſſen Schoͤpfungs-Macht. Es iſt nichts im Ohr ſo klein, Es muß wozu nuͤzze ſeyn. Dieſes koͤnnen wir beweiſen, Wenn wir ſehn, wie aus den Kreiſen Der bewegten Lufft der Schall Jn Gehoͤre wird erreget, Wie er an die Trommel ſchlaͤget, Wie dadurch der Wunderhall, Der da immer weiter dringt, Bis zum Siz der Seelen klingt. Saget doch, ihr blinden Thoren, Sind etwa die beiden Ohren, Die ſo kuͤnſtlich eingericht, Von ſich ſelbſten ſo entſtanden, Oder

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/188
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen04_1747/188>, abgerufen am 25.11.2024.