Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Der Glaube. So lange wir allhie als Erden Pilgrim wallen.Daraus erhellet schon daß der glükselig sey, Wer sich ins Herze drükt, daß unser GOtt ge- treu, Und daß sein Wort gewis; und wer sich wird be- quemen, Was er uns hat gesagt, als Warheit anzuneh- men. Wie glüklich war der Mensch in seinem Para- dies, So lang er das annahm, was ihn sein GOtt ver- hies: So bald der Glaube war aus seiner Seel verlohren; So bald war Unruh, Schmerz in seinem Geist gebohren. Er ward ein Unglükskind, er rieß das Band ent- zwei, Das ihn mit GOtt verknüpft, und ward dem un- getreu, Der ihn das Glüklichseyn so fest ins Herz gepräget, Die Mittel zu dem Woll, so deutlich vorgeleget. Jhr die ihr dies erkennt, das Höchste Gut verehrt, Jhr sprecht von Glauben oft, da euch ein Wahn bethört; Es ist ein Unterscheid den Allerhöchsten kennen, Und ihn mit Zuversicht auch seinen Vater nennen. Der eine saget oft: Jch glaube daß ein GOtt, Er lacht die Thoren aus, die sich mit Schimpf und Spott, Mit blinder Unvernunfft an ihren Schöpfer wagen, Und ihr Gewissen nur mit falschen Lügen plagen. Der andre brüstet sich mit seiner Wissenschafft Und meint das Wissen sey, das im Gedächtnis hafft, Ein sichrer Grund vor ihm, daß er dem Glauben habe Der
Der Glaube. So lange wir allhie als Erden Pilgrim wallen.Daraus erhellet ſchon daß der gluͤkſelig ſey, Wer ſich ins Herze druͤkt, daß unſer GOtt ge- treu, Und daß ſein Wort gewis; und wer ſich wird be- quemen, Was er uns hat geſagt, als Warheit anzuneh- men. Wie gluͤklich war der Menſch in ſeinem Para- dies, So lang er das annahm, was ihn ſein GOtt ver- hies: So bald der Glaube war aus ſeiner Seel verlohren; So bald war Unruh, Schmerz in ſeinem Geiſt gebohren. Er ward ein Ungluͤkskind, er rieß das Band ent- zwei, Das ihn mit GOtt verknuͤpft, und ward dem un- getreu, Der ihn das Gluͤklichſeyn ſo feſt ins Herz gepraͤget, Die Mittel zu dem Woll, ſo deutlich vorgeleget. Jhr die ihr dies erkennt, das Hoͤchſte Gut verehrt, Jhr ſprecht von Glauben oft, da euch ein Wahn bethoͤrt; Es iſt ein Unterſcheid den Allerhoͤchſten kennen, Und ihn mit Zuverſicht auch ſeinen Vater nennen. Der eine ſaget oft: Jch glaube daß ein GOtt, Er lacht die Thoren aus, die ſich mit Schimpf und Spott, Mit blinder Unvernunfft an ihren Schoͤpfer wagen, Und ihr Gewiſſen nur mit falſchen Luͤgen plagen. Der andre bruͤſtet ſich mit ſeiner Wiſſenſchafft Und meint das Wiſſen ſey, das im Gedaͤchtnis hafft, Ein ſichrer Grund vor ihm, daß er dem Glauben habe Der
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Der Glaube.
So lange wir allhie als Erden Pilgrim wallen.
Daraus erhellet ſchon daß der gluͤkſelig ſey,
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treu,
Und daß ſein Wort gewis; und wer ſich wird be-
quemen,
Was er uns hat geſagt, als Warheit anzuneh-
men.
Wie gluͤklich war der Menſch in ſeinem Para-
dies,
So lang er das annahm, was ihn ſein GOtt ver-
hies:
So bald der Glaube war aus ſeiner Seel verlohren;
So bald war Unruh, Schmerz in ſeinem Geiſt
gebohren.
Er ward ein Ungluͤkskind, er rieß das Band ent-
zwei,
Das ihn mit GOtt verknuͤpft, und ward dem un-
getreu,
Der ihn das Gluͤklichſeyn ſo feſt ins Herz gepraͤget,
Die Mittel zu dem Woll, ſo deutlich vorgeleget.
Jhr die ihr dies erkennt, das Hoͤchſte Gut verehrt,
Jhr ſprecht von Glauben oft, da euch ein Wahn
bethoͤrt;
Es iſt ein Unterſcheid den Allerhoͤchſten kennen,
Und ihn mit Zuverſicht auch ſeinen Vater nennen.
Der eine ſaget oft: Jch glaube daß ein GOtt,
Er lacht die Thoren aus, die ſich mit Schimpf und
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Mit blinder Unvernunfft an ihren Schoͤpfer wagen,
Und ihr Gewiſſen nur mit falſchen Luͤgen plagen.
Der andre bruͤſtet ſich mit ſeiner Wiſſenſchafft
Und meint das Wiſſen ſey, das im Gedaͤchtnis hafft,
Ein ſichrer Grund vor ihm, daß er dem Glauben habe
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