Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 4. Hildesheim, 1747.Das Herz. Wenn man ferner hin bedenket, Wie in uns die rothe See, Durch die Röhren wird gelenket, Und sich sprizzet in die Höh; Wie das Blut zum Herzen drenget Von der Höh, sich nicht vermenget, Mit dem das da aufwerts steigt Sondern weislich solchen weicht. Wenn der Flus würd aufgehalten; Wenn der Kreislauf würd gestöhrt, Müste gleich der Mensch erkalten, Der durchs Blut sein Leben nährt. Dieses könte leicht geschehen, Wenn nicht GOttes Aug ersehen Die Gefahr, mit weiser Macht, Daselbst Hügel angebracht. O! wie künstlich, o wie weise Wird des Blutes Lauf regiert, Daß es nicht auf seiner Reise Von der rechten Bahn verirrt. Da, die hohlen Adern gehen, Sieht man kleine Hügel stehen, Wo die Flut die abwerts steigt Sich seitwerts in etwas beugt. (*) Dadurch (*) Das ist oben am Herzen, wo das Blut in die Hohl-
ader oder vena cava herabfält, und da das Blut aus der andern hinaufsteigt und gegen die andre anläufft. Damit dadurch nicht der Lauf gehemmet werde; so hat die ewige Weisheit eine Höhe zwischen diesen bei- den Das Herz. Wenn man ferner hin bedenket, Wie in uns die rothe See, Durch die Roͤhren wird gelenket, Und ſich ſprizzet in die Hoͤh; Wie das Blut zum Herzen drenget Von der Hoͤh, ſich nicht vermenget, Mit dem das da aufwerts ſteigt Sondern weislich ſolchen weicht. Wenn der Flus wuͤrd aufgehalten; Wenn der Kreislauf wuͤrd geſtoͤhrt, Muͤſte gleich der Menſch erkalten, Der durchs Blut ſein Leben naͤhrt. Dieſes koͤnte leicht geſchehen, Wenn nicht GOttes Aug erſehen Die Gefahr, mit weiſer Macht, Daſelbſt Huͤgel angebracht. O! wie kuͤnſtlich, o wie weiſe Wird des Blutes Lauf regiert, Daß es nicht auf ſeiner Reiſe Von der rechten Bahn verirrt. Da, die hohlen Adern gehen, Sieht man kleine Huͤgel ſtehen, Wo die Flut die abwerts ſteigt Sich ſeitwerts in etwas beugt. (*) Dadurch (*) Das iſt oben am Herzen, wo das Blut in die Hohl-
ader oder vena cava herabfaͤlt, und da das Blut aus der andern hinaufſteigt und gegen die andre anlaͤufft. Damit dadurch nicht der Lauf gehemmet werde; ſo hat die ewige Weisheit eine Hoͤhe zwiſchen dieſen bei- den <TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0141" n="125"/> <fw place="top" type="header">Das Herz.</fw><lb/> <lg n="14"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn man ferner hin bedenket,</l><lb/> <l>Wie in uns die rothe See,</l><lb/> <l>Durch die Roͤhren wird gelenket,</l><lb/> <l>Und ſich ſprizzet in die Hoͤh;</l><lb/> <l>Wie das Blut zum Herzen drenget</l><lb/> <l>Von der Hoͤh, ſich nicht vermenget,</l><lb/> <l>Mit dem das da aufwerts ſteigt</l><lb/> <l>Sondern weislich ſolchen weicht.</l> </lg><lb/> <lg n="15"> <l><hi rendition="#in">W</hi>enn der Flus wuͤrd aufgehalten;</l><lb/> <l>Wenn der Kreislauf wuͤrd geſtoͤhrt,</l><lb/> <l>Muͤſte gleich der Menſch erkalten,</l><lb/> <l>Der durchs Blut ſein Leben naͤhrt.</l><lb/> <l>Dieſes koͤnte leicht geſchehen,</l><lb/> <l>Wenn nicht GOttes Aug erſehen</l><lb/> <l>Die Gefahr, mit weiſer Macht,</l><lb/> <l>Daſelbſt Huͤgel angebracht.</l> </lg><lb/> <lg n="16"> <l><hi rendition="#in">O</hi>! wie kuͤnſtlich, o wie weiſe</l><lb/> <l>Wird des Blutes Lauf regiert,</l><lb/> <l>Daß es nicht auf ſeiner Reiſe</l><lb/> <l>Von der rechten Bahn verirrt.</l><lb/> <l>Da, die hohlen Adern gehen,</l><lb/> <l>Sieht man kleine Huͤgel ſtehen,</l><lb/> <l>Wo die Flut die abwerts ſteigt</l><lb/> <l>Sich ſeitwerts in etwas beugt. <note xml:id="f01" next="#f02" place="foot" n="(*)">Das iſt oben am Herzen, wo das Blut in die Hohl-<lb/> ader oder <hi rendition="#aq">vena cava</hi> herabfaͤlt, und da das Blut aus<lb/> der andern hinaufſteigt und gegen die andre anlaͤufft.<lb/> Damit dadurch nicht der Lauf gehemmet werde; ſo<lb/> hat die ewige Weisheit eine Hoͤhe zwiſchen dieſen bei-<lb/> <fw place="bottom" type="catch">den</fw></note></l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Dadurch</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [125/0141]
Das Herz.
Wenn man ferner hin bedenket,
Wie in uns die rothe See,
Durch die Roͤhren wird gelenket,
Und ſich ſprizzet in die Hoͤh;
Wie das Blut zum Herzen drenget
Von der Hoͤh, ſich nicht vermenget,
Mit dem das da aufwerts ſteigt
Sondern weislich ſolchen weicht.
Wenn der Flus wuͤrd aufgehalten;
Wenn der Kreislauf wuͤrd geſtoͤhrt,
Muͤſte gleich der Menſch erkalten,
Der durchs Blut ſein Leben naͤhrt.
Dieſes koͤnte leicht geſchehen,
Wenn nicht GOttes Aug erſehen
Die Gefahr, mit weiſer Macht,
Daſelbſt Huͤgel angebracht.
O! wie kuͤnſtlich, o wie weiſe
Wird des Blutes Lauf regiert,
Daß es nicht auf ſeiner Reiſe
Von der rechten Bahn verirrt.
Da, die hohlen Adern gehen,
Sieht man kleine Huͤgel ſtehen,
Wo die Flut die abwerts ſteigt
Sich ſeitwerts in etwas beugt. (*)
Dadurch
(*) Das iſt oben am Herzen, wo das Blut in die Hohl-
ader oder vena cava herabfaͤlt, und da das Blut aus
der andern hinaufſteigt und gegen die andre anlaͤufft.
Damit dadurch nicht der Lauf gehemmet werde; ſo
hat die ewige Weisheit eine Hoͤhe zwiſchen dieſen bei-
den
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