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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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der Güte und Gerechtigkeit.
Steht die Gerechtigkeit und Lieb im Gleichgewicht.
Der ewge Gnadenbund kan uns dies klärlich wei-
sen,

Darin wir seine Güt, die überschwenglich preisen:
Es leuchtet aber auch, wenn uns die Huld erfreut,
Dabei der strenge Bliz von der Gerechtigkeit.
Die Liebe sahe an, mit gnädigen Erbarmen,
Die Sünder und schloß sie in ihrer Güte Armen;
Jedoch mit dem Beding, daß vor die ganze Welt,
Des Höchsten eigner Sohn, der GOtt und Ja-
cobs Held,

Sich selbst verbürgete, der hat als Mittler müssen,
An aller Sünder statt, für uns die Straffe büssen.
Hieraus erhellet klar, daß GOtt die Liebe sei,
Der seinen Sohn gestraft, damit wir würden frei,
Doch auch dabei gerecht, weil er ein Opfer fodert,
Da die Gerechtigkeit in Eiferflammen lodert,
Die nicht zu tilgen sind, als durchs vergoßne
Blut

Des Mittlers, der dem Zorn vollkommen Gnüge
thut.

Wie weislich hat sich hier, da die Erlösung funden,
Lieb und Gerechtigkeit vereiniget, verbunden!
Der Heiland hat erfüllt den ganzen Gnadenrath,
Er stillt des Höchsten Zorn, und daß an unsrer
Stat,

Er leidet was wir sonst auf ewig solten leiden,
Und sezzet uns dadurch in einen Stand der Freu-
den,

Er hält auch das Gesez, was die Gerechtigkeit,
Von uns mit Recht verlangt, als eine Pflicht ge-
beut.

Drum muß ein Sünder hier auf GOttes Güte
sehen,

Doch
E 5
der Guͤte und Gerechtigkeit.
Steht die Gerechtigkeit und Lieb im Gleichgewicht.
Der ewge Gnadenbund kan uns dies klaͤrlich wei-
ſen,

Darin wir ſeine Guͤt, die uͤberſchwenglich preiſen:
Es leuchtet aber auch, wenn uns die Huld erfreut,
Dabei der ſtrenge Bliz von der Gerechtigkeit.
Die Liebe ſahe an, mit gnaͤdigen Erbarmen,
Die Suͤnder und ſchloß ſie in ihrer Guͤte Armen;
Jedoch mit dem Beding, daß vor die ganze Welt,
Des Hoͤchſten eigner Sohn, der GOtt und Ja-
cobs Held,

Sich ſelbſt verbuͤrgete, der hat als Mittler muͤſſen,
An aller Suͤnder ſtatt, fuͤr uns die Straffe buͤſſen.
Hieraus erhellet klar, daß GOtt die Liebe ſei,
Der ſeinen Sohn geſtraft, damit wir wuͤrden frei,
Doch auch dabei gerecht, weil er ein Opfer fodert,
Da die Gerechtigkeit in Eiferflammen lodert,
Die nicht zu tilgen ſind, als durchs vergoßne
Blut

Des Mittlers, der dem Zorn vollkommen Gnuͤge
thut.

Wie weislich hat ſich hier, da die Erloͤſung funden,
Lieb und Gerechtigkeit vereiniget, verbunden!
Der Heiland hat erfuͤllt den ganzen Gnadenrath,
Er ſtillt des Hoͤchſten Zorn, und daß an unſrer
Stat,

Er leidet was wir ſonſt auf ewig ſolten leiden,
Und ſezzet uns dadurch in einen Stand der Freu-
den,

Er haͤlt auch das Geſez, was die Gerechtigkeit,
Von uns mit Recht verlangt, als eine Pflicht ge-
beut.

Drum muß ein Suͤnder hier auf GOttes Guͤte
ſehen,

Doch
E 5
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[73/0085] der Guͤte und Gerechtigkeit. Steht die Gerechtigkeit und Lieb im Gleichgewicht. Der ewge Gnadenbund kan uns dies klaͤrlich wei- ſen, Darin wir ſeine Guͤt, die uͤberſchwenglich preiſen: Es leuchtet aber auch, wenn uns die Huld erfreut, Dabei der ſtrenge Bliz von der Gerechtigkeit. Die Liebe ſahe an, mit gnaͤdigen Erbarmen, Die Suͤnder und ſchloß ſie in ihrer Guͤte Armen; Jedoch mit dem Beding, daß vor die ganze Welt, Des Hoͤchſten eigner Sohn, der GOtt und Ja- cobs Held, Sich ſelbſt verbuͤrgete, der hat als Mittler muͤſſen, An aller Suͤnder ſtatt, fuͤr uns die Straffe buͤſſen. Hieraus erhellet klar, daß GOtt die Liebe ſei, Der ſeinen Sohn geſtraft, damit wir wuͤrden frei, Doch auch dabei gerecht, weil er ein Opfer fodert, Da die Gerechtigkeit in Eiferflammen lodert, Die nicht zu tilgen ſind, als durchs vergoßne Blut Des Mittlers, der dem Zorn vollkommen Gnuͤge thut. Wie weislich hat ſich hier, da die Erloͤſung funden, Lieb und Gerechtigkeit vereiniget, verbunden! Der Heiland hat erfuͤllt den ganzen Gnadenrath, Er ſtillt des Hoͤchſten Zorn, und daß an unſrer Stat, Er leidet was wir ſonſt auf ewig ſolten leiden, Und ſezzet uns dadurch in einen Stand der Freu- den, Er haͤlt auch das Geſez, was die Gerechtigkeit, Von uns mit Recht verlangt, als eine Pflicht ge- beut. Drum muß ein Suͤnder hier auf GOttes Guͤte ſehen, Doch E 5

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/85>, abgerufen am 28.03.2024.