Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.mannigfaltigen Baumfrüchten zu sehen. Alsdenn deucht mir kan man schmekken, wie derHöchste gütig heist, Wenn der Saft der reiffen Früchte sanfte durch die Kehlen fleußt; Alsdenn kan man klärlich sehn, wie die Weisheit nach den Zeiten, Jhr Geschenke eingericht, alles so weis zu bereiten Als es ihren Kindern nüzet. Bricht der kalte Herbst herein, Da die Früchte auf den Bäumen alle in der Reiffe seyn; So entdekt ein achtsam Herz, bei dem forschenden Erwegen, Lauter Mannigfaltigkeit an den zugetheilten Seegen. Da sind viele Arten Früchte dem Geschmakke angenehm, Die auch gleich so roh zu essen, so bald als sie reif, bequem. Andre sind zu herb und hart, die wenn sie ein Zeit- lang liegen, Hernach erst erquiklich seyn, und recht herrlich uns vergnügen. Diese sind so hart wie Steine, taugen gar zum Es- sen nicht, Wenn man sie von ihren Bäumen; ob sie gleich ganz reif, abbricht: Aber wenn man solche kocht, können sie beim er- sten Schmekken, Einen lekkerhaften Mund giergen Appetit erwekken. Viele von der Frucht der Bäume sind bei einem kalten Frost, Des darauf erfolgten Winters, für uns eine schöne Kost, Wenn man sie am Feuer dorrt, und auf diese Zei- ten heget, Und damit an warmen Heerd seinen Körper nährt und pfleget. Wel- C 5
mannigfaltigen Baumfruͤchten zu ſehen. Alsdenn deucht mir kan man ſchmekken, wie derHoͤchſte guͤtig heiſt, Wenn der Saft der reiffen Fruͤchte ſanfte durch die Kehlen fleußt; Alsdenn kan man klaͤrlich ſehn, wie die Weisheit nach den Zeiten, Jhr Geſchenke eingericht, alles ſo weis zu bereiten Als es ihren Kindern nuͤzet. Bricht der kalte Herbſt herein, Da die Fruͤchte auf den Baͤumen alle in der Reiffe ſeyn; So entdekt ein achtſam Herz, bei dem forſchenden Erwegen, Lauter Mannigfaltigkeit an den zugetheilten Seegen. Da ſind viele Arten Fruͤchte dem Geſchmakke angenehm, Die auch gleich ſo roh zu eſſen, ſo bald als ſie reif, bequem. Andre ſind zu herb und hart, die wenn ſie ein Zeit- lang liegen, Hernach erſt erquiklich ſeyn, und recht herrlich uns vergnuͤgen. Dieſe ſind ſo hart wie Steine, taugen gar zum Eſ- ſen nicht, Wenn man ſie von ihren Baͤumen; ob ſie gleich ganz reif, abbricht: Aber wenn man ſolche kocht, koͤnnen ſie beim er- ſten Schmekken, Einen lekkerhaften Mund giergen Appetit erwekken. Viele von der Frucht der Baͤume ſind bei einem kalten Froſt, Des darauf erfolgten Winters, fuͤr uns eine ſchoͤne Koſt, Wenn man ſie am Feuer dorrt, und auf dieſe Zei- ten heget, Und damit an warmen Heerd ſeinen Koͤrper naͤhrt und pfleget. Wel- C 5
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mannigfaltigen Baumfruͤchten zu ſehen.
Alsdenn deucht mir kan man ſchmekken, wie der
Hoͤchſte guͤtig heiſt,
Wenn der Saft der reiffen Fruͤchte ſanfte durch die
Kehlen fleußt;
Alsdenn kan man klaͤrlich ſehn, wie die Weisheit
nach den Zeiten,
Jhr Geſchenke eingericht, alles ſo weis zu bereiten
Als es ihren Kindern nuͤzet. Bricht der kalte Herbſt
herein,
Da die Fruͤchte auf den Baͤumen alle in der Reiffe ſeyn;
So entdekt ein achtſam Herz, bei dem forſchenden
Erwegen,
Lauter Mannigfaltigkeit an den zugetheilten Seegen.
Da ſind viele Arten Fruͤchte dem Geſchmakke angenehm,
Die auch gleich ſo roh zu eſſen, ſo bald als ſie reif,
bequem.
Andre ſind zu herb und hart, die wenn ſie ein Zeit-
lang liegen,
Hernach erſt erquiklich ſeyn, und recht herrlich uns
vergnuͤgen.
Dieſe ſind ſo hart wie Steine, taugen gar zum Eſ-
ſen nicht,
Wenn man ſie von ihren Baͤumen; ob ſie gleich ganz
reif, abbricht:
Aber wenn man ſolche kocht, koͤnnen ſie beim er-
ſten Schmekken,
Einen lekkerhaften Mund giergen Appetit erwekken.
Viele von der Frucht der Baͤume ſind bei einem
kalten Froſt,
Des darauf erfolgten Winters, fuͤr uns eine ſchoͤne Koſt,
Wenn man ſie am Feuer dorrt, und auf dieſe Zei-
ten heget,
Und damit an warmen Heerd ſeinen Koͤrper naͤhrt
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