Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Die betrachtenswürdigen Bäume. Zu Aesten, Zweigen, Frucht im Zirkel-Lauffeleiten, Wie die verborgne Kraft sie wunderbahrlich treibt, Da hier ein salzig Theil, dort das was schweflicht bleibt, Und hier was Oelicht sezt, und zu dem Wachs- thum bringet, Was als ein Nahrungssaft aus tieffer Erde drin- get. Der Rinden Festigkeit, ist um den Stamm ge- spannt, Die Häute sind gleichsam des Baumes Bettge- wand, Die ihn vor Hiz und Frost, vor mancherlei Ge- fahren, Vor einem scharfen Zahn der Thiere woll bewah- ren. Die Aeste breiten sich verwundernswürdig aus, Die Zweige die daran, sind wie an einem Haus, Den hohen Sparen gleich, die alle das bestärken, Was wir zu GOttes Ruhm an einem Stamm be- merken. Die weise Einrichtung, die daran ist zu sehn, Jst wunderbahr gemacht, zur Lust und Nuzzen schön; Die Knospen lehren uns, wenn sie im Herbst sich zeigen, Wie drin die Urbildung, von Blüthen, Frucht und Zweigen, Und wie die Vorsehung dieselbige gebiehrt, Wenn sich die Frucht, das Laub in rauhen Herbst verliehrt. Recht angenehm ist es, wenn wir das weise Wesen, Und dessen Vorsehung an diesen Augen lesen, Die
Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume. Zu Aeſten, Zweigen, Frucht im Zirkel-Lauffeleiten, Wie die verborgne Kraft ſie wunderbahrlich treibt, Da hier ein ſalzig Theil, dort das was ſchweflicht bleibt, Und hier was Oelicht ſezt, und zu dem Wachs- thum bringet, Was als ein Nahrungsſaft aus tieffer Erde drin- get. Der Rinden Feſtigkeit, iſt um den Stamm ge- ſpannt, Die Haͤute ſind gleichſam des Baumes Bettge- wand, Die ihn vor Hiz und Froſt, vor mancherlei Ge- fahren, Vor einem ſcharfen Zahn der Thiere woll bewah- ren. Die Aeſte breiten ſich verwundernswuͤrdig aus, Die Zweige die daran, ſind wie an einem Haus, Den hohen Sparen gleich, die alle das beſtaͤrken, Was wir zu GOttes Ruhm an einem Stamm be- merken. Die weiſe Einrichtung, die daran iſt zu ſehn, Jſt wunderbahr gemacht, zur Luſt und Nuzzen ſchoͤn; Die Knospen lehren uns, wenn ſie im Herbſt ſich zeigen, Wie drin die Urbildung, von Bluͤthen, Frucht und Zweigen, Und wie die Vorſehung dieſelbige gebiehrt, Wenn ſich die Frucht, das Laub in rauhen Herbſt verliehrt. Recht angenehm iſt es, wenn wir das weiſe Weſen, Und deſſen Vorſehung an dieſen Augen leſen, Die
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Die betrachtenswuͤrdigen Baͤume.
Zu Aeſten, Zweigen, Frucht im Zirkel-Lauffe
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Wie die verborgne Kraft ſie wunderbahrlich treibt,
Da hier ein ſalzig Theil, dort das was ſchweflicht
bleibt,
Und hier was Oelicht ſezt, und zu dem Wachs-
thum bringet,
Was als ein Nahrungsſaft aus tieffer Erde drin-
get.
Der Rinden Feſtigkeit, iſt um den Stamm ge-
ſpannt,
Die Haͤute ſind gleichſam des Baumes Bettge-
wand,
Die ihn vor Hiz und Froſt, vor mancherlei Ge-
fahren,
Vor einem ſcharfen Zahn der Thiere woll bewah-
ren.
Die Aeſte breiten ſich verwundernswuͤrdig aus,
Die Zweige die daran, ſind wie an einem Haus,
Den hohen Sparen gleich, die alle das beſtaͤrken,
Was wir zu GOttes Ruhm an einem Stamm be-
merken.
Die weiſe Einrichtung, die daran iſt zu ſehn,
Jſt wunderbahr gemacht, zur Luſt und Nuzzen
ſchoͤn;
Die Knospen lehren uns, wenn ſie im Herbſt ſich
zeigen,
Wie drin die Urbildung, von Bluͤthen, Frucht
und Zweigen,
Und wie die Vorſehung dieſelbige gebiehrt,
Wenn ſich die Frucht, das Laub in rauhen Herbſt
verliehrt.
Recht angenehm iſt es, wenn wir das weiſe Weſen,
Und deſſen Vorſehung an dieſen Augen leſen,
Die
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