Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.
Gib wenn ich auf den Kirchhof geh, Daß ich mein Sterblichseyn erwege; Wenn ich die weissen Gräber seh, Jm Herzen mir vor Augen lege: Ob ich an Gräbern die da schön, Mit ihrer Tünche anzusehn, Ein Ebenbild von meinen Wesen, Jm Christenthum noch könne lesen. Was ist es wenn das Grab geschmükt, Darin doch fauler Moder lieget? Was ist das Thun das man erblikt Wenn uns die Heuchelei betrieget? Drum flös mir bei der Gräber Schein: Auch diese Lehr-Gedanken ein: Daß ich mich möge stets befleissen: Ein Christ zu seyn, nicht nur zu heissen. Verkläre auch mein Glaubenslicht, Allhie wo Menschen ausgesäet, Daß ich erkenn, was dein Mund spricht: Wie endlich alles auferstehet: Befriedige den scheuchen Geist, Der mir des Lebens Ende weißt, Mit dieser Hofnung: daß zum Leben, Die Todten dreinst ihr Haupt erheben. Jch Dritter Theil. X
Gib wenn ich auf den Kirchhof geh, Daß ich mein Sterblichſeyn erwege; Wenn ich die weiſſen Graͤber ſeh, Jm Herzen mir vor Augen lege: Ob ich an Graͤbern die da ſchoͤn, Mit ihrer Tuͤnche anzuſehn, Ein Ebenbild von meinen Weſen, Jm Chriſtenthum noch koͤnne leſen. Was iſt es wenn das Grab geſchmuͤkt, Darin doch fauler Moder lieget? Was iſt das Thun das man erblikt Wenn uns die Heuchelei betrieget? Drum floͤs mir bei der Graͤber Schein: Auch dieſe Lehr-Gedanken ein: Daß ich mich moͤge ſtets befleiſſen: Ein Chriſt zu ſeyn, nicht nur zu heiſſen. Verklaͤre auch mein Glaubenslicht, Allhie wo Menſchen ausgeſaͤet, Daß ich erkenn, was dein Mund ſpricht: Wie endlich alles auferſtehet: Befriedige den ſcheuchen Geiſt, Der mir des Lebens Ende weißt, Mit dieſer Hofnung: daß zum Leben, Die Todten dreinſt ihr Haupt erheben. Jch Dritter Theil. X
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Der Lehrreiche Kirchhoff.
Zugleich ein heilſam Denkbild ſey:
Der Todt kommt unvermerkt herbei,
Drum muß man ſich in Gnaden-Zeiten,
Aufs Ende das da kommt, bereiten.
Gib wenn ich auf den Kirchhof geh,
Daß ich mein Sterblichſeyn erwege;
Wenn ich die weiſſen Graͤber ſeh,
Jm Herzen mir vor Augen lege:
Ob ich an Graͤbern die da ſchoͤn,
Mit ihrer Tuͤnche anzuſehn,
Ein Ebenbild von meinen Weſen,
Jm Chriſtenthum noch koͤnne leſen.
Was iſt es wenn das Grab geſchmuͤkt,
Darin doch fauler Moder lieget?
Was iſt das Thun das man erblikt
Wenn uns die Heuchelei betrieget?
Drum floͤs mir bei der Graͤber Schein:
Auch dieſe Lehr-Gedanken ein:
Daß ich mich moͤge ſtets befleiſſen:
Ein Chriſt zu ſeyn, nicht nur zu heiſſen.
Verklaͤre auch mein Glaubenslicht,
Allhie wo Menſchen ausgeſaͤet,
Daß ich erkenn, was dein Mund ſpricht:
Wie endlich alles auferſtehet:
Befriedige den ſcheuchen Geiſt,
Der mir des Lebens Ende weißt,
Mit dieſer Hofnung: daß zum Leben,
Die Todten dreinſt ihr Haupt erheben.
Jch
Dritter Theil. X
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