Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Der Lehrreiche Kirchhoff. Der Lehrreiche Kirchhoff.
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Jhr Menschen! die ein toller Wahn Der falschen Einbildung betrogen, Als wenn kein Todt euch treffen kan, Da ihr in Eitelkeit erzogen, Kommt seht und lernet was ihr seid, Nach einer kurzen Daur der Zeit, Da euch die kalte Hand gerühret, Zu diesen Sammelplaz geführet. Kommt her an diesen stillen Ort, Verbannet nur das bange Grauen; Jhr werdet nichts als hier und dort Nur aufgeworffne Hügel schauen; Das Schrekgespenste stiller Nacht, Das euch den Kirchhof gräulich macht, Wird bei den wollgefaßten Sinnen, Gleich als ein leerer Dunst zerrinnen. Hier ist ein Tempel kommt herein, Darinnen ihr das könnet lernen Daß Menschen dennoch sterblich seyn, Ob sie sich gleich vom Todt entsernen; Die Zahl die hier begraben liegt, Und ihren lezten Feind besiegt, Die lehret euch mit stummen Munde, Es komm auch eure lezte Stunde. Was U 3
Der Lehrreiche Kirchhoff. Der Lehrreiche Kirchhoff.
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Jhr Menſchen! die ein toller Wahn Der falſchen Einbildung betrogen, Als wenn kein Todt euch treffen kan, Da ihr in Eitelkeit erzogen, Kommt ſeht und lernet was ihr ſeid, Nach einer kurzen Daur der Zeit, Da euch die kalte Hand geruͤhret, Zu dieſen Sammelplaz gefuͤhret. Kommt her an dieſen ſtillen Ort, Verbannet nur das bange Grauen; Jhr werdet nichts als hier und dort Nur aufgeworffne Huͤgel ſchauen; Das Schrekgeſpenſte ſtiller Nacht, Das euch den Kirchhof graͤulich macht, Wird bei den wollgefaßten Sinnen, Gleich als ein leerer Dunſt zerrinnen. Hier iſt ein Tempel kommt herein, Darinnen ihr das koͤnnet lernen Daß Menſchen dennoch ſterblich ſeyn, Ob ſie ſich gleich vom Todt entſernen; Die Zahl die hier begraben liegt, Und ihren lezten Feind beſiegt, Die lehret euch mit ſtummen Munde, Es komm auch eure lezte Stunde. Was U 3
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Der Lehrreiche Kirchhoff.
Der Lehrreiche Kirchhoff.
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Jhr Menſchen! die ein toller Wahn
Der falſchen Einbildung betrogen,
Als wenn kein Todt euch treffen kan,
Da ihr in Eitelkeit erzogen,
Kommt ſeht und lernet was ihr ſeid,
Nach einer kurzen Daur der Zeit,
Da euch die kalte Hand geruͤhret,
Zu dieſen Sammelplaz gefuͤhret.
Kommt her an dieſen ſtillen Ort,
Verbannet nur das bange Grauen;
Jhr werdet nichts als hier und dort
Nur aufgeworffne Huͤgel ſchauen;
Das Schrekgeſpenſte ſtiller Nacht,
Das euch den Kirchhof graͤulich macht,
Wird bei den wollgefaßten Sinnen,
Gleich als ein leerer Dunſt zerrinnen.
Hier iſt ein Tempel kommt herein,
Darinnen ihr das koͤnnet lernen
Daß Menſchen dennoch ſterblich ſeyn,
Ob ſie ſich gleich vom Todt entſernen;
Die Zahl die hier begraben liegt,
Und ihren lezten Feind beſiegt,
Die lehret euch mit ſtummen Munde,
Es komm auch eure lezte Stunde.
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