Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.Gedanken bei Betrachtung eines Wetterhahns. Gedanken bei Betrachtung ei- nes Wetterhahns. Der Wetterhahn wird stets vom Wind herum gedrehet, Er richtet sich darnach; so wie der- selbe wehet Sich ändert, hie herfährt, aus Ost und Westen braußt, Aus Süden oder Nord mit seinen Flügeln saußt; So schwinget er sich auch; die Fahne wird be- wogen, Nachdem der Windebraus kommt in der Lufft ge- flogen: Das ist ein rechtes Bild der Unbeständigkeit, Von einer Wechselhaft- und Aendrungs-vollen Zeit. Die Menschen gleichen auch mit ihren Sin, Ge- danken Den Hähnen auf dem Thurm die hin und wieder- wanken. Blässt sie ein Glükkeswind auf dieser Erden an, So sieht man wie gar leicht sie solcher ändern kan, Und kommt ein rauher Nord des Schiksahls herge- zogen, So wird auch ihr Gemüt von solchen gleich bewo- gen. Der
Gedanken bei Betrachtung eines Wetterhahns. Gedanken bei Betrachtung ei- nes Wetterhahns. Der Wetterhahn wird ſtets vom Wind herum gedrehet, Er richtet ſich darnach; ſo wie der- ſelbe wehet Sich aͤndert, hie herfaͤhrt, aus Oſt und Weſten braußt, Aus Suͤden oder Nord mit ſeinen Fluͤgeln ſaußt; So ſchwinget er ſich auch; die Fahne wird be- wogen, Nachdem der Windebraus kommt in der Lufft ge- flogen: Das iſt ein rechtes Bild der Unbeſtaͤndigkeit, Von einer Wechſelhaft- und Aendrungs-vollen Zeit. Die Menſchen gleichen auch mit ihren Sin, Ge- danken Den Haͤhnen auf dem Thurm die hin und wieder- wanken. Blaͤſſt ſie ein Gluͤkkeswind auf dieſer Erden an, So ſieht man wie gar leicht ſie ſolcher aͤndern kan, Und kommt ein rauher Nord des Schikſahls herge- zogen, So wird auch ihr Gemuͤt von ſolchen gleich bewo- gen. Der
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Gedanken bei Betrachtung eines Wetterhahns.
Gedanken bei Betrachtung ei-
nes Wetterhahns.
Der Wetterhahn wird ſtets vom Wind
herum gedrehet,
Er richtet ſich darnach; ſo wie der-
ſelbe wehet
Sich aͤndert, hie herfaͤhrt, aus Oſt
und Weſten braußt,
Aus Suͤden oder Nord mit ſeinen Fluͤgeln ſaußt;
So ſchwinget er ſich auch; die Fahne wird be-
wogen,
Nachdem der Windebraus kommt in der Lufft ge-
flogen:
Das iſt ein rechtes Bild der Unbeſtaͤndigkeit,
Von einer Wechſelhaft- und Aendrungs-vollen Zeit.
Die Menſchen gleichen auch mit ihren Sin, Ge-
danken
Den Haͤhnen auf dem Thurm die hin und wieder-
wanken.
Blaͤſſt ſie ein Gluͤkkeswind auf dieſer Erden an,
So ſieht man wie gar leicht ſie ſolcher aͤndern kan,
Und kommt ein rauher Nord des Schikſahls herge-
zogen,
So wird auch ihr Gemuͤt von ſolchen gleich bewo-
gen.
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