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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Die Keuschheit.

Das in der Tugend Tempel steht;
So wird die Reinligkeit gemahlet,
Die herrlich in die Augen strahlet,
Und ihren wahren Werth erhöht,
Jhr Menschen! so müsst ihr euch weisen,
Wenn man euch soll als Keusche preisen.

O! nicht genug Susanna heissen,
Und sich aus Blödigkeit befleissen,
Der Keuschheit Bilde gleich zu seyn:
Wer nur dem Joseph gleich im Fliehen,
Wen Geile sich um ihm bemühen,
Der zeigt nur einen falschen Schein,
Wenn nicht Gedanken und die Sinnen,
Zugleich auch fliehen mit von hinnen.
Die Tugend die man Keuschheit nennet,
Die dämpft das Fleisch das wilde brennet,
Und greift die wilde Regung an;
Sie sieht in den Gesezes Spiegel,
Bemerket die gesezten Riegel,
Und weicht nicht von der rechten Bahn;
Sie kämpfet immer mit den Sinnen,
Der Menschligkeit Verführerinnen.
Sie hütet sich in freien Stande,
Vor dem entglomnen Geilheits Brande,
Und lässet sich niemahls verführn,
Den Kranz der Ehren zu verscherzen,
Den viele heimlich eitle Herzen,
Beim äusren Schmuk doch schon verliern:
Die Keuschheit meidet alle Schlingen,
Die auch verdekt die Zucht umringen.
Auch
Q 4

Die Keuſchheit.

Das in der Tugend Tempel ſteht;
So wird die Reinligkeit gemahlet,
Die herrlich in die Augen ſtrahlet,
Und ihren wahren Werth erhoͤht,
Jhr Menſchen! ſo muͤſſt ihr euch weiſen,
Wenn man euch ſoll als Keuſche preiſen.

O! nicht genug Suſanna heiſſen,
Und ſich aus Bloͤdigkeit befleiſſen,
Der Keuſchheit Bilde gleich zu ſeyn:
Wer nur dem Joſeph gleich im Fliehen,
Wen Geile ſich um ihm bemuͤhen,
Der zeigt nur einen falſchen Schein,
Wenn nicht Gedanken und die Sinnen,
Zugleich auch fliehen mit von hinnen.
Die Tugend die man Keuſchheit nennet,
Die daͤmpft das Fleiſch das wilde brennet,
Und greift die wilde Regung an;
Sie ſieht in den Geſezes Spiegel,
Bemerket die geſezten Riegel,
Und weicht nicht von der rechten Bahn;
Sie kaͤmpfet immer mit den Sinnen,
Der Menſchligkeit Verfuͤhrerinnen.
Sie huͤtet ſich in freien Stande,
Vor dem entglomnen Geilheits Brande,
Und laͤſſet ſich niemahls verfuͤhrn,
Den Kranz der Ehren zu verſcherzen,
Den viele heimlich eitle Herzen,
Beim aͤuſren Schmuk doch ſchon verliern:
Die Keuſchheit meidet alle Schlingen,
Die auch verdekt die Zucht umringen.
Auch
Q 4
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[147[247]/0259] Die Keuſchheit. Das in der Tugend Tempel ſteht; So wird die Reinligkeit gemahlet, Die herrlich in die Augen ſtrahlet, Und ihren wahren Werth erhoͤht, Jhr Menſchen! ſo muͤſſt ihr euch weiſen, Wenn man euch ſoll als Keuſche preiſen. O! nicht genug Suſanna heiſſen, Und ſich aus Bloͤdigkeit befleiſſen, Der Keuſchheit Bilde gleich zu ſeyn: Wer nur dem Joſeph gleich im Fliehen, Wen Geile ſich um ihm bemuͤhen, Der zeigt nur einen falſchen Schein, Wenn nicht Gedanken und die Sinnen, Zugleich auch fliehen mit von hinnen. Die Tugend die man Keuſchheit nennet, Die daͤmpft das Fleiſch das wilde brennet, Und greift die wilde Regung an; Sie ſieht in den Geſezes Spiegel, Bemerket die geſezten Riegel, Und weicht nicht von der rechten Bahn; Sie kaͤmpfet immer mit den Sinnen, Der Menſchligkeit Verfuͤhrerinnen. Sie huͤtet ſich in freien Stande, Vor dem entglomnen Geilheits Brande, Und laͤſſet ſich niemahls verfuͤhrn, Den Kranz der Ehren zu verſcherzen, Den viele heimlich eitle Herzen, Beim aͤuſren Schmuk doch ſchon verliern: Die Keuſchheit meidet alle Schlingen, Die auch verdekt die Zucht umringen. Auch Q 4

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 147[247]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/259>, abgerufen am 23.12.2024.