Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Krieg.

Menschen lernet von den Bienen,
Die uns zum Exempel dienen,
Daß ein Staat im Flore blüht,
Wo man auch auf andre sieht.



Der Krieg.
Das Höllen-Kind, der Menschen-Fresser,
Der Krieg verdirbt die ganze Welt,
Zerstöhrt das Land, tobt im Gewässer,
Das von dem Menschen Blut auf-
schwellt,

Durch sein Verheern, ergrimmtes Morden,
Sind Menschen wilde Thiere worden.
Der Krieg entspringt aus falschen Meinen,
Aus Hochmuth oder Eigennuz:
Man will vor andern herrlich scheinen,
Drum beut man einem andern Truz;
Man denkt durch ein recht wütend Schnauben,
Des andern Ansehn zu berauben.
So bald der erste Mensch verlohren,
Was ihm zum Kleinod ward geschenkt,
Da war der stolze Muth gebohren,
Der immer auf den Vorzug denkt.
Die wahre Liebe war gewichen:
Drum muste sich die Ruh verkriechen.
Ein
O 4

Der Krieg.

Menſchen lernet von den Bienen,
Die uns zum Exempel dienen,
Daß ein Staat im Flore bluͤht,
Wo man auch auf andre ſieht.



Der Krieg.
Das Hoͤllen-Kind, der Menſchen-Freſſer,
Der Krieg verdirbt die ganze Welt,
Zerſtoͤhrt das Land, tobt im Gewaͤſſer,
Das von dem Menſchen Blut auf-
ſchwellt,

Durch ſein Verheern, ergrimmtes Morden,
Sind Menſchen wilde Thiere worden.
Der Krieg entſpringt aus falſchen Meinen,
Aus Hochmuth oder Eigennuz:
Man will vor andern herrlich ſcheinen,
Drum beut man einem andern Truz;
Man denkt durch ein recht wuͤtend Schnauben,
Des andern Anſehn zu berauben.
So bald der erſte Menſch verlohren,
Was ihm zum Kleinod ward geſchenkt,
Da war der ſtolze Muth gebohren,
Der immer auf den Vorzug denkt.
Die wahre Liebe war gewichen:
Drum muſte ſich die Ruh verkriechen.
Ein
O 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="69">
            <l>
              <pb facs="#f0227" n="215"/>
              <fw place="top" type="header">Der Krieg.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Men&#x017F;chen lernet von den Bienen,</l><lb/>
            <l>Die uns zum Exempel dienen,</l><lb/>
            <l>Daß ein Staat im Flore blu&#x0364;ht,</l><lb/>
            <l>Wo man auch auf andre &#x017F;ieht.</l>
          </lg>
        </lg>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <head> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#g">Der Krieg.</hi> </hi> </head><lb/>
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>as Ho&#x0364;llen-Kind, der Men&#x017F;chen-Fre&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
            <l>Der Krieg verdirbt die ganze Welt,</l><lb/>
            <l>Zer&#x017F;to&#x0364;hrt das Land, tobt im Gewa&#x0364;&#x017F;&#x017F;er,</l><lb/>
            <l>Das von dem Men&#x017F;chen Blut auf-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chwellt,</hi></l><lb/>
            <l>Durch &#x017F;ein Verheern, ergrimmtes Morden,</l><lb/>
            <l>Sind Men&#x017F;chen wilde Thiere worden.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>er Krieg ent&#x017F;pringt aus fal&#x017F;chen Meinen,</l><lb/>
            <l>Aus Hochmuth oder Eigennuz:</l><lb/>
            <l>Man will vor andern herrlich &#x017F;cheinen,</l><lb/>
            <l>Drum beut man einem andern Truz;</l><lb/>
            <l>Man denkt durch ein recht wu&#x0364;tend Schnauben,</l><lb/>
            <l>Des andern An&#x017F;ehn zu berauben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>o bald der er&#x017F;te Men&#x017F;ch verlohren,</l><lb/>
            <l>Was ihm zum Kleinod ward ge&#x017F;chenkt,</l><lb/>
            <l>Da war der &#x017F;tolze Muth gebohren,</l><lb/>
            <l>Der immer auf den Vorzug denkt.</l><lb/>
            <l>Die wahre Liebe war gewichen:</l><lb/>
            <l>Drum mu&#x017F;te &#x017F;ich die Ruh verkriechen.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">O 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Ein</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[215/0227] Der Krieg. Menſchen lernet von den Bienen, Die uns zum Exempel dienen, Daß ein Staat im Flore bluͤht, Wo man auch auf andre ſieht. Der Krieg. Das Hoͤllen-Kind, der Menſchen-Freſſer, Der Krieg verdirbt die ganze Welt, Zerſtoͤhrt das Land, tobt im Gewaͤſſer, Das von dem Menſchen Blut auf- ſchwellt, Durch ſein Verheern, ergrimmtes Morden, Sind Menſchen wilde Thiere worden. Der Krieg entſpringt aus falſchen Meinen, Aus Hochmuth oder Eigennuz: Man will vor andern herrlich ſcheinen, Drum beut man einem andern Truz; Man denkt durch ein recht wuͤtend Schnauben, Des andern Anſehn zu berauben. So bald der erſte Menſch verlohren, Was ihm zum Kleinod ward geſchenkt, Da war der ſtolze Muth gebohren, Der immer auf den Vorzug denkt. Die wahre Liebe war gewichen: Drum muſte ſich die Ruh verkriechen. Ein O 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/227
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 215. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/227>, abgerufen am 29.03.2024.