Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die wunderbahre Bienenstatt.

Die vor einer jungen Brut
Heilsam, die in Fächern ruht.

Man sieht auch vor jeder Zelle
Gleichsam eine hohe Schwelle
Die den Eingang kleiner macht:
Dies ist weislich ausgedacht:
Weil die Schwellen dazu nüzen,
Daß sie ihren Bau beschüzen,
Der wenn er nicht fest verschränkt,
Leichtlich wankt, und sich verrenkt.
Obgleich ohne Beil und Hammern
Ohne Nagel, ohne Klammern
Dieser Bau zu Stand gebracht,
Jst er doch so fest gemacht,
Und mit Kleister so verkittet,
Daß er bleibet unzerrüttet;
Und auf viele Jahre steht,
Weil kein Wind an solchen weht.
Denn sich vor den Wind zu schüzen,
Kleiben sie in allen Rizzen
Eines Korbes, Kleister ein:
Wo die Wände dünne seyn
Werden sie mit Leim beschmiret,
Der wie dikkes Pech formiret:
Und wenn man denselben lekt,
Garstig und sehr bitter schmekt.
O! wie klug sind die Anstalten,
O! wie weise das Verhalten,
Das der Bienen Volk uns zeigt,
Deren Wiz kein Thier erreicht!
Wenn

Die wunderbahre Bienenſtatt.

Die vor einer jungen Brut
Heilſam, die in Faͤchern ruht.

Man ſieht auch vor jeder Zelle
Gleichſam eine hohe Schwelle
Die den Eingang kleiner macht:
Dies iſt weislich ausgedacht:
Weil die Schwellen dazu nuͤzen,
Daß ſie ihren Bau beſchuͤzen,
Der wenn er nicht feſt verſchraͤnkt,
Leichtlich wankt, und ſich verrenkt.
Obgleich ohne Beil und Hammern
Ohne Nagel, ohne Klammern
Dieſer Bau zu Stand gebracht,
Jſt er doch ſo feſt gemacht,
Und mit Kleiſter ſo verkittet,
Daß er bleibet unzerruͤttet;
Und auf viele Jahre ſteht,
Weil kein Wind an ſolchen weht.
Denn ſich vor den Wind zu ſchuͤzen,
Kleiben ſie in allen Rizzen
Eines Korbes, Kleiſter ein:
Wo die Waͤnde duͤnne ſeyn
Werden ſie mit Leim beſchmiret,
Der wie dikkes Pech formiret:
Und wenn man denſelben lekt,
Garſtig und ſehr bitter ſchmekt.
O! wie klug ſind die Anſtalten,
O! wie weiſe das Verhalten,
Das der Bienen Volk uns zeigt,
Deren Wiz kein Thier erreicht!
Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="24">
            <l>
              <pb facs="#f0215" n="203"/>
              <fw place="top" type="header">Die wunderbahre Bienen&#x017F;tatt.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Die vor einer jungen Brut</l><lb/>
            <l>Heil&#x017F;am, die in Fa&#x0364;chern ruht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="25">
            <l><hi rendition="#in">M</hi>an &#x017F;ieht auch vor jeder Zelle</l><lb/>
            <l>Gleich&#x017F;am eine hohe Schwelle</l><lb/>
            <l>Die den Eingang kleiner macht:</l><lb/>
            <l>Dies i&#x017F;t weislich ausgedacht:</l><lb/>
            <l>Weil die Schwellen dazu nu&#x0364;zen,</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie ihren Bau be&#x017F;chu&#x0364;zen,</l><lb/>
            <l>Der wenn er nicht fe&#x017F;t ver&#x017F;chra&#x0364;nkt,</l><lb/>
            <l>Leichtlich wankt, und &#x017F;ich verrenkt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="26">
            <l><hi rendition="#in">O</hi>bgleich ohne Beil und Hammern</l><lb/>
            <l>Ohne Nagel, ohne Klammern</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;er Bau zu Stand gebracht,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t er doch &#x017F;o fe&#x017F;t gemacht,</l><lb/>
            <l>Und mit Klei&#x017F;ter &#x017F;o verkittet,</l><lb/>
            <l>Daß er bleibet unzerru&#x0364;ttet;</l><lb/>
            <l>Und auf viele Jahre &#x017F;teht,</l><lb/>
            <l>Weil kein Wind an &#x017F;olchen weht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="27">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>enn &#x017F;ich vor den Wind zu &#x017F;chu&#x0364;zen,</l><lb/>
            <l>Kleiben &#x017F;ie in allen Rizzen</l><lb/>
            <l>Eines Korbes, Klei&#x017F;ter ein:</l><lb/>
            <l>Wo die Wa&#x0364;nde du&#x0364;nne &#x017F;eyn</l><lb/>
            <l>Werden &#x017F;ie mit Leim be&#x017F;chmiret,</l><lb/>
            <l>Der wie dikkes Pech formiret:</l><lb/>
            <l>Und wenn man den&#x017F;elben lekt,</l><lb/>
            <l>Gar&#x017F;tig und &#x017F;ehr bitter &#x017F;chmekt.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="28">
            <l><hi rendition="#in">O!</hi> wie klug &#x017F;ind die An&#x017F;talten,</l><lb/>
            <l>O! wie wei&#x017F;e das Verhalten,</l><lb/>
            <l>Das der Bienen Volk uns zeigt,</l><lb/>
            <l>Deren Wiz kein Thier erreicht!<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[203/0215] Die wunderbahre Bienenſtatt. Die vor einer jungen Brut Heilſam, die in Faͤchern ruht. Man ſieht auch vor jeder Zelle Gleichſam eine hohe Schwelle Die den Eingang kleiner macht: Dies iſt weislich ausgedacht: Weil die Schwellen dazu nuͤzen, Daß ſie ihren Bau beſchuͤzen, Der wenn er nicht feſt verſchraͤnkt, Leichtlich wankt, und ſich verrenkt. Obgleich ohne Beil und Hammern Ohne Nagel, ohne Klammern Dieſer Bau zu Stand gebracht, Jſt er doch ſo feſt gemacht, Und mit Kleiſter ſo verkittet, Daß er bleibet unzerruͤttet; Und auf viele Jahre ſteht, Weil kein Wind an ſolchen weht. Denn ſich vor den Wind zu ſchuͤzen, Kleiben ſie in allen Rizzen Eines Korbes, Kleiſter ein: Wo die Waͤnde duͤnne ſeyn Werden ſie mit Leim beſchmiret, Der wie dikkes Pech formiret: Und wenn man denſelben lekt, Garſtig und ſehr bitter ſchmekt. O! wie klug ſind die Anſtalten, O! wie weiſe das Verhalten, Das der Bienen Volk uns zeigt, Deren Wiz kein Thier erreicht! Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/215
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/215>, abgerufen am 08.05.2024.