Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Herbst.
An den Früchten schlanker Bäume weise Kunst und
regen Fleis,

Da der Saft der daraus quillt, durch so kleine Gän-
ge fliesset,

Bis das Obst zu seiner Grös, bis zur Zeitigung fort-
spriesset.

Doch des Himmels milde Gaben, die der Gärten
Erdreich nährt,

Die an sich nicht auszurechnen, wenn sie uns der
Herbst beschert,

Sind vornemlich kostbar schön in Lustgarten anzu-
schauen,

Die man pflegt mit mancher Art fremder Früchte
auszubauen.

Hie hängt an gedehnten Zweigen, die an Pfälen
ausgestrekt.

Ein saftig sanft bewollete Pfirsich die erquiklich
schmekt;

Da sind wieder andre noch die von aussen herrlich
scheinen,

Und dabei die innre Güt, mit den äusren Schmuk
vereinen.

Diese und noch mehr Gewächse, die süß-säurlich,
saftig, frisch,

Liefert der mit edlen Früchten reich begabte Herbst
zu Tisch,

Wo man den gefüllten Bauch, und den satten Mund
von neuen,

Sucht mit einem saftgen Obst durch die Kühlung
zu erfreuen.

Auf den gelben Haselstauden dran das Laub schon
welkend fliegt,

Wird das Auge durch die Trauben voller Nüsse
auch vergnügt,

Die
A 5
Der Herbſt.
An den Fruͤchten ſchlanker Baͤume weiſe Kunſt und
regen Fleis,

Da der Saft der daraus quillt, durch ſo kleine Gaͤn-
ge flieſſet,

Bis das Obſt zu ſeiner Groͤs, bis zur Zeitigung fort-
ſprieſſet.

Doch des Himmels milde Gaben, die der Gaͤrten
Erdreich naͤhrt,

Die an ſich nicht auszurechnen, wenn ſie uns der
Herbſt beſchert,

Sind vornemlich koſtbar ſchoͤn in Luſtgarten anzu-
ſchauen,

Die man pflegt mit mancher Art fremder Fruͤchte
auszubauen.

Hie haͤngt an gedehnten Zweigen, die an Pfaͤlen
ausgeſtrekt.

Ein ſaftig ſanft bewollete Pfirſich die erquiklich
ſchmekt;

Da ſind wieder andre noch die von auſſen herrlich
ſcheinen,

Und dabei die innre Guͤt, mit den aͤuſren Schmuk
vereinen.

Dieſe und noch mehr Gewaͤchſe, die ſuͤß-ſaͤurlich,
ſaftig, friſch,

Liefert der mit edlen Fruͤchten reich begabte Herbſt
zu Tiſch,

Wo man den gefuͤllten Bauch, und den ſatten Mund
von neuen,

Sucht mit einem ſaftgen Obſt durch die Kuͤhlung
zu erfreuen.

Auf den gelben Haſelſtauden dran das Laub ſchon
welkend fliegt,

Wird das Auge durch die Trauben voller Nuͤſſe
auch vergnuͤgt,

Die
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0021" n="9"/>
          <fw place="top" type="header">Der Herb&#x017F;t.</fw><lb/>
          <l>An den Fru&#x0364;chten &#x017F;chlanker Ba&#x0364;ume wei&#x017F;e Kun&#x017F;t und<lb/><hi rendition="#et">regen Fleis,</hi></l><lb/>
          <l>Da der Saft der daraus quillt, durch &#x017F;o kleine Ga&#x0364;n-<lb/><hi rendition="#et">ge flie&#x017F;&#x017F;et,</hi></l><lb/>
          <l>Bis das Ob&#x017F;t zu &#x017F;einer Gro&#x0364;s, bis zur Zeitigung fort-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;prie&#x017F;&#x017F;et.</hi></l><lb/>
          <l>Doch des Himmels milde Gaben, die der Ga&#x0364;rten<lb/><hi rendition="#et">Erdreich na&#x0364;hrt,</hi></l><lb/>
          <l>Die an &#x017F;ich nicht auszurechnen, wenn &#x017F;ie uns der<lb/><hi rendition="#et">Herb&#x017F;t be&#x017F;chert,</hi></l><lb/>
          <l>Sind vornemlich ko&#x017F;tbar &#x017F;cho&#x0364;n in Lu&#x017F;tgarten anzu-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chauen,</hi></l><lb/>
          <l>Die man pflegt mit mancher Art fremder Fru&#x0364;chte<lb/><hi rendition="#et">auszubauen.</hi></l><lb/>
          <l>Hie ha&#x0364;ngt an gedehnten Zweigen, die an Pfa&#x0364;len<lb/><hi rendition="#et">ausge&#x017F;trekt.</hi></l><lb/>
          <l>Ein &#x017F;aftig &#x017F;anft bewollete Pfir&#x017F;ich die erquiklich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;chmekt;</hi></l><lb/>
          <l>Da &#x017F;ind wieder andre noch die von au&#x017F;&#x017F;en herrlich<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;cheinen,</hi></l><lb/>
          <l>Und dabei die innre Gu&#x0364;t, mit den a&#x0364;u&#x017F;ren Schmuk<lb/><hi rendition="#et">vereinen.</hi></l><lb/>
          <l>Die&#x017F;e und noch mehr Gewa&#x0364;ch&#x017F;e, die &#x017F;u&#x0364;ß-&#x017F;a&#x0364;urlich,<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;aftig, fri&#x017F;ch,</hi></l><lb/>
          <l>Liefert der mit edlen Fru&#x0364;chten reich begabte Herb&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">zu Ti&#x017F;ch,</hi></l><lb/>
          <l>Wo man den gefu&#x0364;llten Bauch, und den &#x017F;atten Mund<lb/><hi rendition="#et">von neuen,</hi></l><lb/>
          <l>Sucht mit einem &#x017F;aftgen Ob&#x017F;t durch die Ku&#x0364;hlung<lb/><hi rendition="#et">zu erfreuen.</hi></l><lb/>
          <l>Auf den gelben Ha&#x017F;el&#x017F;tauden dran das Laub &#x017F;chon<lb/><hi rendition="#et">welkend fliegt,</hi></l><lb/>
          <l>Wird das Auge durch die Trauben voller Nu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e<lb/><hi rendition="#et">auch vergnu&#x0364;gt,</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">A 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0021] Der Herbſt. An den Fruͤchten ſchlanker Baͤume weiſe Kunſt und regen Fleis, Da der Saft der daraus quillt, durch ſo kleine Gaͤn- ge flieſſet, Bis das Obſt zu ſeiner Groͤs, bis zur Zeitigung fort- ſprieſſet. Doch des Himmels milde Gaben, die der Gaͤrten Erdreich naͤhrt, Die an ſich nicht auszurechnen, wenn ſie uns der Herbſt beſchert, Sind vornemlich koſtbar ſchoͤn in Luſtgarten anzu- ſchauen, Die man pflegt mit mancher Art fremder Fruͤchte auszubauen. Hie haͤngt an gedehnten Zweigen, die an Pfaͤlen ausgeſtrekt. Ein ſaftig ſanft bewollete Pfirſich die erquiklich ſchmekt; Da ſind wieder andre noch die von auſſen herrlich ſcheinen, Und dabei die innre Guͤt, mit den aͤuſren Schmuk vereinen. Dieſe und noch mehr Gewaͤchſe, die ſuͤß-ſaͤurlich, ſaftig, friſch, Liefert der mit edlen Fruͤchten reich begabte Herbſt zu Tiſch, Wo man den gefuͤllten Bauch, und den ſatten Mund von neuen, Sucht mit einem ſaftgen Obſt durch die Kuͤhlung zu erfreuen. Auf den gelben Haſelſtauden dran das Laub ſchon welkend fliegt, Wird das Auge durch die Trauben voller Nuͤſſe auch vergnuͤgt, Die A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/21
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/21>, abgerufen am 03.12.2024.