Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.
Wer nicht im Kummer will verzagen, Der glaube eine Vorsehung, Die weiß und kennet unste Plagen, Die schaffet uns auch Linderung, Und schenket uns den Freuden-Wein, Jn einem Thränen-Becher ein. Was uns auf dieser Welt begegnet, Das nüzzet in der Ewigkeit; Was schadts dem Akker wens drauf regnet? Es dient zur guten Erndte-Zeit: So auch wer freudig erndten will, Der bleibe hier in Thränen still. Man muß in Leiden dieser Zeiten, Jm Glauben auf das Künfftge sehn, Was GOtt uns wird vor Lust bereiten, Jn Salems hellgestirnten Höhn; So wird das bange Herz verklärt, Wenn es von Kummer wird beschwert. Man muß was Zeitlich ist bedenken, Wie bald dasselbige vergeht, Das Herze auf das Ewge lenken, Das ohne Aenderung besteht: Es schwindet alle Kümmerniß, So bald man gläubt daß dies gewis. Darum ihr traurigen Gemüther, Die ihr im Gram und Schwermuth liegt, Be-
Wer nicht im Kummer will verzagen, Der glaube eine Vorſehung, Die weiß und kennet unſte Plagen, Die ſchaffet uns auch Linderung, Und ſchenket uns den Freuden-Wein, Jn einem Thraͤnen-Becher ein. Was uns auf dieſer Welt begegnet, Das nuͤzzet in der Ewigkeit; Was ſchadts dem Akker wens drauf regnet? Es dient zur guten Erndte-Zeit: So auch wer freudig erndten will, Der bleibe hier in Thraͤnen ſtill. Man muß in Leiden dieſer Zeiten, Jm Glauben auf das Kuͤnfftge ſehn, Was GOtt uns wird vor Luſt bereiten, Jn Salems hellgeſtirnten Hoͤhn; So wird das bange Herz verklaͤrt, Wenn es von Kummer wird beſchwert. Man muß was Zeitlich iſt bedenken, Wie bald daſſelbige vergeht, Das Herze auf das Ewge lenken, Das ohne Aenderung beſteht: Es ſchwindet alle Kuͤmmerniß, So bald man glaͤubt daß dies gewis. Darum ihr traurigen Gemuͤther, Die ihr im Gram und Schwermuth liegt, Be-
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Warhafte Mittel
Der druͤke ſich die Warheit ein,
Was Sichtbar kan vergaͤnglich ſeyn.
Wer nicht im Kummer will verzagen,
Der glaube eine Vorſehung,
Die weiß und kennet unſte Plagen,
Die ſchaffet uns auch Linderung,
Und ſchenket uns den Freuden-Wein,
Jn einem Thraͤnen-Becher ein.
Was uns auf dieſer Welt begegnet,
Das nuͤzzet in der Ewigkeit;
Was ſchadts dem Akker wens drauf regnet?
Es dient zur guten Erndte-Zeit:
So auch wer freudig erndten will,
Der bleibe hier in Thraͤnen ſtill.
Man muß in Leiden dieſer Zeiten,
Jm Glauben auf das Kuͤnfftge ſehn,
Was GOtt uns wird vor Luſt bereiten,
Jn Salems hellgeſtirnten Hoͤhn;
So wird das bange Herz verklaͤrt,
Wenn es von Kummer wird beſchwert.
Man muß was Zeitlich iſt bedenken,
Wie bald daſſelbige vergeht,
Das Herze auf das Ewge lenken,
Das ohne Aenderung beſteht:
Es ſchwindet alle Kuͤmmerniß,
So bald man glaͤubt daß dies gewis.
Darum ihr traurigen Gemuͤther,
Die ihr im Gram und Schwermuth liegt,
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