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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

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Die Klugheit.

Pfleget sie nicht lang zu träumen,
Und das Glükke zu versäumen,
Sie erkennet daß das Heut,
Allemahl die beste Zeit.

Wer sich von ihr läst regieren,
Suchet sich so aufzuführen,
Wie es GOtt, der klugen Welt,
Angenehm und wollgefällt.
Wer in dem Gesellschafts-Bande,
Lebt nach seiner Würd und Stande
Handelt wie ein jeder soll,
Als ein Mensch, vernünftig, woll.
Klugheit muß sich da auch zeigen,
Wenn wir reden, wenn wir schweigen,
Weil die Zung uns leichtlich stürzt;
Wenn die Rede nicht gewürzt,
Mit den Salz, das Klugheit giebet,
So wird man auch nicht geliebet,
Darum heift ein kluger Mann
Der die Zung regieren kan.
Klugheit ist der Zungen Zügel,
Und drükt oft ein festes Siegel,
Auf den Mund, der reden will,
Daß er wieder schweige still:
Weil ein Wort, das uns entfähret,
Wie oft die Erfahrung lehret,
Wenn es übel angebracht,
Nachher vielen Kummer macht.
Klug-

Die Klugheit.

Pfleget ſie nicht lang zu traͤumen,
Und das Gluͤkke zu verſaͤumen,
Sie erkennet daß das Heut,
Allemahl die beſte Zeit.

Wer ſich von ihr laͤſt regieren,
Suchet ſich ſo aufzufuͤhren,
Wie es GOtt, der klugen Welt,
Angenehm und wollgefaͤllt.
Wer in dem Geſellſchafts-Bande,
Lebt nach ſeiner Wuͤrd und Stande
Handelt wie ein jeder ſoll,
Als ein Menſch, vernuͤnftig, woll.
Klugheit muß ſich da auch zeigen,
Wenn wir reden, wenn wir ſchweigen,
Weil die Zung uns leichtlich ſtuͤrzt;
Wenn die Rede nicht gewuͤrzt,
Mit den Salz, das Klugheit giebet,
So wird man auch nicht geliebet,
Darum heift ein kluger Mann
Der die Zung regieren kan.
Klugheit iſt der Zungen Zuͤgel,
Und druͤkt oft ein feſtes Siegel,
Auf den Mund, der reden will,
Daß er wieder ſchweige ſtill:
Weil ein Wort, das uns entfaͤhret,
Wie oft die Erfahrung lehret,
Wenn es uͤbel angebracht,
Nachher vielen Kummer macht.
Klug-
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[91/0103] Die Klugheit. Pfleget ſie nicht lang zu traͤumen, Und das Gluͤkke zu verſaͤumen, Sie erkennet daß das Heut, Allemahl die beſte Zeit. Wer ſich von ihr laͤſt regieren, Suchet ſich ſo aufzufuͤhren, Wie es GOtt, der klugen Welt, Angenehm und wollgefaͤllt. Wer in dem Geſellſchafts-Bande, Lebt nach ſeiner Wuͤrd und Stande Handelt wie ein jeder ſoll, Als ein Menſch, vernuͤnftig, woll. Klugheit muß ſich da auch zeigen, Wenn wir reden, wenn wir ſchweigen, Weil die Zung uns leichtlich ſtuͤrzt; Wenn die Rede nicht gewuͤrzt, Mit den Salz, das Klugheit giebet, So wird man auch nicht geliebet, Darum heift ein kluger Mann Der die Zung regieren kan. Klugheit iſt der Zungen Zuͤgel, Und druͤkt oft ein feſtes Siegel, Auf den Mund, der reden will, Daß er wieder ſchweige ſtill: Weil ein Wort, das uns entfaͤhret, Wie oft die Erfahrung lehret, Wenn es uͤbel angebracht, Nachher vielen Kummer macht. Klug-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/103>, abgerufen am 19.04.2024.