Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Klugheit.

Man muß vorher überlegen,
Und die Folgen auch erwegen
Die aus einer Sach entstehn,
Eh sie würklich ist geschehn.

Wer zu hurtig im Urtheilen,
Kan sich leichtlich übereilen,
Und wenn man erst hat gewählt,
Und dabei das Ziel verfehlt:
So ist das was nun geschehen,
Nicht zu ändern, zu verdrehen;
Weil der Schade und Verdrus,
Mit der Neue kommen muß.
Klugheit sucht durch ihr Bemühen,
Diesem Uebel zu entfliehen,
Daher nimt sie eine That,
Erst in einem weisen Naht.
Was aus dies und jenen Dingen,
Kann als eine Folg entspringen.
Wird vorher erst überdacht,
Eh von ihr der Schlus gemacht.
Seinem Körper folgt der Schatten,
Die sich stets zusammen gatten:
So folgt nun und allemahl
Auf die That, Vergnügen, Qual,
Nachdem sie an sich beschaffen,
Wer sich nicht will selbst bestraffen,
Muß bedenken, was entsteht,
Wenn dies oder das vorgeht.
Es
F 5

Die Klugheit.

Man muß vorher uͤberlegen,
Und die Folgen auch erwegen
Die aus einer Sach entſtehn,
Eh ſie wuͤrklich iſt geſchehn.

Wer zu hurtig im Urtheilen,
Kan ſich leichtlich uͤbereilen,
Und wenn man erſt hat gewaͤhlt,
Und dabei das Ziel verfehlt:
So iſt das was nun geſchehen,
Nicht zu aͤndern, zu verdrehen;
Weil der Schade und Verdrus,
Mit der Neue kommen muß.
Klugheit ſucht durch ihr Bemuͤhen,
Dieſem Uebel zu entfliehen,
Daher nimt ſie eine That,
Erſt in einem weiſen Naht.
Was aus dies und jenen Dingen,
Kann als eine Folg entſpringen.
Wird vorher erſt uͤberdacht,
Eh von ihr der Schlus gemacht.
Seinem Koͤrper folgt der Schatten,
Die ſich ſtets zuſammen gatten:
So folgt nun und allemahl
Auf die That, Vergnuͤgen, Qual,
Nachdem ſie an ſich beſchaffen,
Wer ſich nicht will ſelbſt beſtraffen,
Muß bedenken, was entſteht,
Wenn dies oder das vorgeht.
Es
F 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="10">
            <l>
              <pb facs="#f0101" n="89"/>
              <fw place="top" type="header">Die Klugheit.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Man muß vorher u&#x0364;berlegen,</l><lb/>
            <l>Und die Folgen auch erwegen</l><lb/>
            <l>Die aus einer Sach ent&#x017F;tehn,</l><lb/>
            <l>Eh &#x017F;ie wu&#x0364;rklich i&#x017F;t ge&#x017F;chehn.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="11">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>er zu hurtig im Urtheilen,</l><lb/>
            <l>Kan &#x017F;ich leichtlich u&#x0364;bereilen,</l><lb/>
            <l>Und wenn man er&#x017F;t hat gewa&#x0364;hlt,</l><lb/>
            <l>Und dabei das Ziel verfehlt:</l><lb/>
            <l>So i&#x017F;t das was nun ge&#x017F;chehen,</l><lb/>
            <l>Nicht zu a&#x0364;ndern, zu verdrehen;</l><lb/>
            <l>Weil der Schade und Verdrus,</l><lb/>
            <l>Mit der Neue kommen muß.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">K</hi>lugheit &#x017F;ucht durch ihr Bemu&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>Die&#x017F;em Uebel zu entfliehen,</l><lb/>
            <l>Daher nimt &#x017F;ie eine That,</l><lb/>
            <l>Er&#x017F;t in einem wei&#x017F;en Naht.</l><lb/>
            <l>Was aus dies und jenen Dingen,</l><lb/>
            <l>Kann als eine Folg ent&#x017F;pringen.</l><lb/>
            <l>Wird vorher er&#x017F;t u&#x0364;berdacht,</l><lb/>
            <l>Eh von ihr der Schlus gemacht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">S</hi>einem Ko&#x0364;rper folgt der Schatten,</l><lb/>
            <l>Die &#x017F;ich &#x017F;tets zu&#x017F;ammen gatten:</l><lb/>
            <l>So folgt nun und allemahl</l><lb/>
            <l>Auf die That, Vergnu&#x0364;gen, Qual,</l><lb/>
            <l>Nachdem &#x017F;ie an &#x017F;ich be&#x017F;chaffen,</l><lb/>
            <l>Wer &#x017F;ich nicht will &#x017F;elb&#x017F;t be&#x017F;traffen,</l><lb/>
            <l>Muß bedenken, was ent&#x017F;teht,</l><lb/>
            <l>Wenn dies oder das vorgeht.</l>
          </lg><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">F 5</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Es</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[89/0101] Die Klugheit. Man muß vorher uͤberlegen, Und die Folgen auch erwegen Die aus einer Sach entſtehn, Eh ſie wuͤrklich iſt geſchehn. Wer zu hurtig im Urtheilen, Kan ſich leichtlich uͤbereilen, Und wenn man erſt hat gewaͤhlt, Und dabei das Ziel verfehlt: So iſt das was nun geſchehen, Nicht zu aͤndern, zu verdrehen; Weil der Schade und Verdrus, Mit der Neue kommen muß. Klugheit ſucht durch ihr Bemuͤhen, Dieſem Uebel zu entfliehen, Daher nimt ſie eine That, Erſt in einem weiſen Naht. Was aus dies und jenen Dingen, Kann als eine Folg entſpringen. Wird vorher erſt uͤberdacht, Eh von ihr der Schlus gemacht. Seinem Koͤrper folgt der Schatten, Die ſich ſtets zuſammen gatten: So folgt nun und allemahl Auf die That, Vergnuͤgen, Qual, Nachdem ſie an ſich beſchaffen, Wer ſich nicht will ſelbſt beſtraffen, Muß bedenken, was entſteht, Wenn dies oder das vorgeht. Es F 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/101
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 3. Hildesheim, 1747, S. 89. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen03_1747/101>, abgerufen am 24.11.2024.