Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.der lehrenden Blumen. Es ist mit uns gar bald zum Ende, Wenn ein aus Lust gereizter Thor, Ein spielend Kind die giergen Hände, Legt an die aufgegrünnte Flor. Wir sind dahin von unsern Pläzzen, Wenn man zum Hauptschmuk uns erwählt, Abreist, die Nase zu ergözzen, Zusammen häuft, im Bande quält; Da wir, wenn wir die Häupter neigen, Das Bildnis eures Todes zeigen. Hie seht ihr Menschen! Blumen-Leichen, Vom Schiksal plözlich hingeraft, Das sind von euren Sterben, Zeichen, Wenn euch in eurer besten Kraft Die Hand des Allerhöchsten rühret, Und durch ein plözlich Ungelük, Den Schauplaz dieser Welt entführet. So kan in einem Augenblik, Ein Stichflus, oder andres Leiden, Bei euch, den Geist und Körper scheiden. Wenn Pest und andre strenge Seuchen, Des Himmels hartes Strafgericht, Vom Haus zu Haus im Finstern schleichen; So löscht gar bald eur Lebens-Licht. Und wenn die Krieges Schwerdter blinken, So fällt oft eine grosse Zahl, Die gleichsam wie im Blut ertrinken, An einem Tage auf einmahl; Da liegen öfters ganze Heeren, Als wenn sie Gras und Blumen wären. So E 3
der lehrenden Blumen. Es iſt mit uns gar bald zum Ende, Wenn ein aus Luſt gereizter Thor, Ein ſpielend Kind die giergen Haͤnde, Legt an die aufgegruͤnnte Flor. Wir ſind dahin von unſern Plaͤzzen, Wenn man zum Hauptſchmuk uns erwaͤhlt, Abreiſt, die Naſe zu ergoͤzzen, Zuſammen haͤuft, im Bande quaͤlt; Da wir, wenn wir die Haͤupter neigen, Das Bildnis eures Todes zeigen. Hie ſeht ihr Menſchen! Blumen-Leichen, Vom Schikſal ploͤzlich hingeraft, Das ſind von euren Sterben, Zeichen, Wenn euch in eurer beſten Kraft Die Hand des Allerhoͤchſten ruͤhret, Und durch ein ploͤzlich Ungeluͤk, Den Schauplaz dieſer Welt entfuͤhret. So kan in einem Augenblik, Ein Stichflus, oder andres Leiden, Bei euch, den Geiſt und Koͤrper ſcheiden. Wenn Peſt und andre ſtrenge Seuchen, Des Himmels hartes Strafgericht, Vom Haus zu Haus im Finſtern ſchleichen; So loͤſcht gar bald eur Lebens-Licht. Und wenn die Krieges Schwerdter blinken, So faͤllt oft eine groſſe Zahl, Die gleichſam wie im Blut ertrinken, An einem Tage auf einmahl; Da liegen oͤfters ganze Heeren, Als wenn ſie Gras und Blumen waͤren. So E 3
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der lehrenden Blumen.
Es iſt mit uns gar bald zum Ende,
Wenn ein aus Luſt gereizter Thor,
Ein ſpielend Kind die giergen Haͤnde,
Legt an die aufgegruͤnnte Flor.
Wir ſind dahin von unſern Plaͤzzen,
Wenn man zum Hauptſchmuk uns erwaͤhlt,
Abreiſt, die Naſe zu ergoͤzzen,
Zuſammen haͤuft, im Bande quaͤlt;
Da wir, wenn wir die Haͤupter neigen,
Das Bildnis eures Todes zeigen.
Hie ſeht ihr Menſchen! Blumen-Leichen,
Vom Schikſal ploͤzlich hingeraft,
Das ſind von euren Sterben, Zeichen,
Wenn euch in eurer beſten Kraft
Die Hand des Allerhoͤchſten ruͤhret,
Und durch ein ploͤzlich Ungeluͤk,
Den Schauplaz dieſer Welt entfuͤhret.
So kan in einem Augenblik,
Ein Stichflus, oder andres Leiden,
Bei euch, den Geiſt und Koͤrper ſcheiden.
Wenn Peſt und andre ſtrenge Seuchen,
Des Himmels hartes Strafgericht,
Vom Haus zu Haus im Finſtern ſchleichen;
So loͤſcht gar bald eur Lebens-Licht.
Und wenn die Krieges Schwerdter blinken,
So faͤllt oft eine groſſe Zahl,
Die gleichſam wie im Blut ertrinken,
An einem Tage auf einmahl;
Da liegen oͤfters ganze Heeren,
Als wenn ſie Gras und Blumen waͤren.
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