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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die mannigfaltige Weisheit GOttes.

Was einst Jacobs Geist gesehen,
War zu Betlehem geschehen.

Wenn wir auf des Heilands Leben,
Nur im Glauben Achtung geben;
Wie das Evangelium;
Daran wir recht gläuben sollen,
Jn die ganze Welt erschollen:
So muß man zu GOttes Ruhm,
Dies Bekänntnis gläubig bringen:
GOtt ist weis in allen Dingen.
Menschen müssen seinen Willen,
Ohne Wiederstand erfüllen,
Wenn die Allmacht sie bewegt:
Aber durch ein mächtig Zwingen,
Einen zu den Glauben bringen
Den GOtt uns hat vorgelegt,
Heist der Menschheit freies Wählen,
Wieder die Natur zu quälen.
Wenn des Höchsten Gnadenstimme,
Mit den Bliz von seinen Grimme,
Mit den Donner seiner Macht,
Zugleich wäre ausposaunet;
So wär alle Welt erstaunet,
Zu des Heilands Lehr gebracht:
Aber Christi Reich der Liebe
Braucht nicht Zwang, nur starke Triebe.
Darum waren arme Lehrer,
Seine grossen Reichs-Vermehrer,
Von dem Geist der Kraft gerührt;
Die vor aller Welt verachtet,
Wur-

Die mannigfaltige Weisheit GOttes.

Was einſt Jacobs Geiſt geſehen,
War zu Betlehem geſchehen.

Wenn wir auf des Heilands Leben,
Nur im Glauben Achtung geben;
Wie das Evangelium;
Daran wir recht glaͤuben ſollen,
Jn die ganze Welt erſchollen:
So muß man zu GOttes Ruhm,
Dies Bekaͤnntnis glaͤubig bringen:
GOtt iſt weiſ in allen Dingen.
Menſchen muͤſſen ſeinen Willen,
Ohne Wiederſtand erfuͤllen,
Wenn die Allmacht ſie bewegt:
Aber durch ein maͤchtig Zwingen,
Einen zu den Glauben bringen
Den GOtt uns hat vorgelegt,
Heiſt der Menſchheit freies Waͤhlen,
Wieder die Natur zu quaͤlen.
Wenn des Hoͤchſten Gnadenſtimme,
Mit den Bliz von ſeinen Grimme,
Mit den Donner ſeiner Macht,
Zugleich waͤre auspoſaunet;
So waͤr alle Welt erſtaunet,
Zu des Heilands Lehr gebracht:
Aber Chriſti Reich der Liebe
Braucht nicht Zwang, nur ſtarke Triebe.
Darum waren arme Lehrer,
Seine groſſen Reichs-Vermehrer,
Von dem Geiſt der Kraft geruͤhrt;
Die vor aller Welt verachtet,
Wur-
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[26/0038] Die mannigfaltige Weisheit GOttes. Was einſt Jacobs Geiſt geſehen, War zu Betlehem geſchehen. Wenn wir auf des Heilands Leben, Nur im Glauben Achtung geben; Wie das Evangelium; Daran wir recht glaͤuben ſollen, Jn die ganze Welt erſchollen: So muß man zu GOttes Ruhm, Dies Bekaͤnntnis glaͤubig bringen: GOtt iſt weiſ in allen Dingen. Menſchen muͤſſen ſeinen Willen, Ohne Wiederſtand erfuͤllen, Wenn die Allmacht ſie bewegt: Aber durch ein maͤchtig Zwingen, Einen zu den Glauben bringen Den GOtt uns hat vorgelegt, Heiſt der Menſchheit freies Waͤhlen, Wieder die Natur zu quaͤlen. Wenn des Hoͤchſten Gnadenſtimme, Mit den Bliz von ſeinen Grimme, Mit den Donner ſeiner Macht, Zugleich waͤre auspoſaunet; So waͤr alle Welt erſtaunet, Zu des Heilands Lehr gebracht: Aber Chriſti Reich der Liebe Braucht nicht Zwang, nur ſtarke Triebe. Darum waren arme Lehrer, Seine groſſen Reichs-Vermehrer, Von dem Geiſt der Kraft geruͤhrt; Die vor aller Welt verachtet, Wur-

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 26. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/38>, abgerufen am 29.03.2024.