Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Das dankbahre Herz. Vater! solte nicht die Seele, Satt von deiner Güte seyn, Da durch leibliche Canäle Deines Seegens Gnadenschein, Da durch körperliche Sinnen, So viel Wollustströme rinnen? Wir geniessen lauter Wunder, Die die weise Allmacht zeigt, Und daraus entbrennt der Zunder Der das Herz zur Liebe neigt: Du giebst uns das Korngerichte, Nim davor der Andacht Früchte. So viel Körner, so viel Halmen, Uns die Erndte hat beschert; So viel Lob und Dank und Psalmen, Verdient der, der uns ernährt! Wären alle Glieder Zungen, Würdest Du nicht gnug besungen. So viel Nahrungsreiche Bissen, Aus der Körner Mark entstehn, Und wir dieses Jahr geniessen: So viel muß man dich erhöhn! Möchte doch der Zungen Schmekken, Dazu meinen Geist erwekken! Auf mein Herz! stets zu bedenken, Was die Vorsicht hat gethan; So wird sie die Triebe lenken, Da sie alles lenken kan, Daß ich könn aus reiner Seelen, Was mein Mund geschmekt, erzählen! Re-
Das dankbahre Herz. Vater! ſolte nicht die Seele, Satt von deiner Guͤte ſeyn, Da durch leibliche Canaͤle Deines Seegens Gnadenſchein, Da durch koͤrperliche Sinnen, So viel Wolluſtſtroͤme rinnen? Wir genieſſen lauter Wunder, Die die weiſe Allmacht zeigt, Und daraus entbrennt der Zunder Der das Herz zur Liebe neigt: Du giebſt uns das Korngerichte, Nim davor der Andacht Fruͤchte. So viel Koͤrner, ſo viel Halmen, Uns die Erndte hat beſchert; So viel Lob und Dank und Pſalmen, Verdient der, der uns ernaͤhrt! Waͤren alle Glieder Zungen, Wuͤrdeſt Du nicht gnug beſungen. So viel Nahrungsreiche Biſſen, Aus der Koͤrner Mark entſtehn, Und wir dieſes Jahr genieſſen: So viel muß man dich erhoͤhn! Moͤchte doch der Zungen Schmekken, Dazu meinen Geiſt erwekken! Auf mein Herz! ſtets zu bedenken, Was die Vorſicht hat gethan; So wird ſie die Triebe lenken, Da ſie alles lenken kan, Daß ich koͤnn aus reiner Seelen, Was mein Mund geſchmekt, erzaͤhlen! Re-
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Das dankbahre Herz.
Vater! ſolte nicht die Seele,
Satt von deiner Guͤte ſeyn,
Da durch leibliche Canaͤle
Deines Seegens Gnadenſchein,
Da durch koͤrperliche Sinnen,
So viel Wolluſtſtroͤme rinnen?
Wir genieſſen lauter Wunder,
Die die weiſe Allmacht zeigt,
Und daraus entbrennt der Zunder
Der das Herz zur Liebe neigt:
Du giebſt uns das Korngerichte,
Nim davor der Andacht Fruͤchte.
So viel Koͤrner, ſo viel Halmen,
Uns die Erndte hat beſchert;
So viel Lob und Dank und Pſalmen,
Verdient der, der uns ernaͤhrt!
Waͤren alle Glieder Zungen,
Wuͤrdeſt Du nicht gnug beſungen.
So viel Nahrungsreiche Biſſen,
Aus der Koͤrner Mark entſtehn,
Und wir dieſes Jahr genieſſen:
So viel muß man dich erhoͤhn!
Moͤchte doch der Zungen Schmekken,
Dazu meinen Geiſt erwekken!
Auf mein Herz! ſtets zu bedenken,
Was die Vorſicht hat gethan;
So wird ſie die Triebe lenken,
Da ſie alles lenken kan,
Daß ich koͤnn aus reiner Seelen,
Was mein Mund geſchmekt, erzaͤhlen!
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