Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Bald der trübe Herbst und Winter mit den Frostund Kälte nach: Last euch dies ein Denkbild seyn, das mit denen Sommer-Jahren, Auch die Munterkeit vergeht. Man muß auf dem Win- ter sparen, Wenn die Zeit der reichen Erndte, Boden, Faß und Keller füllt; Wenn der Brunquell aller Gaben, von den See- gen überquillt: So muß man bei frischer Kraft der noch muntren Leibessäfte Als zur rechten Erndte-Zeit, treiben sein Berufs- geschäfte. Hier sind immer Zeiten-Wechsel, und der Son- nen Unbestand, Macht die Aendrungs-volle Erde, wie uns allen wol bekand, Zu den grossen Jnbegrif, wo die Eitelkeit regie- ret; Dadurch wird der rege Sinn das zu suchen, ange- führet Was beständig ewig dauret. Dieses ist nur da zu sehn, Wo sich die vollkomnen Zirkel güldner Ewigkeiten drehn; Jn der seelgen Geister-Welt, wo die ewge Sonn zu schauen, Wo es immer Sommer bleibt, dort in Salems grü- nen Auen. Die B 4
Der Sommer. Bald der truͤbe Herbſt und Winter mit den Froſtund Kaͤlte nach: Laſt euch dies ein Denkbild ſeyn, das mit denen Sommer-Jahren, Auch die Munterkeit vergeht. Man muß auf dem Win- ter ſparen, Wenn die Zeit der reichen Erndte, Boden, Faß und Keller fuͤllt; Wenn der Brunquell aller Gaben, von den See- gen uͤberquillt: So muß man bei friſcher Kraft der noch muntren Leibesſaͤfte Als zur rechten Erndte-Zeit, treiben ſein Berufs- geſchaͤfte. Hier ſind immer Zeiten-Wechſel, und der Son- nen Unbeſtand, Macht die Aendrungs-volle Erde, wie uns allen wol bekand, Zu den groſſen Jnbegrif, wo die Eitelkeit regie- ret; Dadurch wird der rege Sinn das zu ſuchen, ange- fuͤhret Was beſtaͤndig ewig dauret. Dieſes iſt nur da zu ſehn, Wo ſich die vollkomnen Zirkel guͤldner Ewigkeiten drehn; Jn der ſeelgen Geiſter-Welt, wo die ewge Sonn zu ſchauen, Wo es immer Sommer bleibt, dort in Salems gruͤ- nen Auen. Die B 4
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Der Sommer.
Bald der truͤbe Herbſt und Winter mit den Froſt
und Kaͤlte nach:
Laſt euch dies ein Denkbild ſeyn, das mit denen
Sommer-Jahren,
Auch die Munterkeit vergeht. Man muß auf dem Win-
ter ſparen,
Wenn die Zeit der reichen Erndte, Boden, Faß
und Keller fuͤllt;
Wenn der Brunquell aller Gaben, von den See-
gen uͤberquillt:
So muß man bei friſcher Kraft der noch muntren
Leibesſaͤfte
Als zur rechten Erndte-Zeit, treiben ſein Berufs-
geſchaͤfte.
Hier ſind immer Zeiten-Wechſel, und der Son-
nen Unbeſtand,
Macht die Aendrungs-volle Erde, wie uns allen
wol bekand,
Zu den groſſen Jnbegrif, wo die Eitelkeit regie-
ret;
Dadurch wird der rege Sinn das zu ſuchen, ange-
fuͤhret
Was beſtaͤndig ewig dauret. Dieſes iſt nur da zu
ſehn,
Wo ſich die vollkomnen Zirkel guͤldner Ewigkeiten
drehn;
Jn der ſeelgen Geiſter-Welt, wo die ewge Sonn
zu ſchauen,
Wo es immer Sommer bleibt, dort in Salems gruͤ-
nen Auen.
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