Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.
Da wird das Blut zu sehr umdämmet, Das Herze wird mit Angst beklemmet, Und wenn es wie im Stürmen raßt Wird es von Wirbeln aufgefaßt: Da folget Schwindel, Schlag, Verlähmen, Ein schneller Tod aufs zornigs Grämen: Die Puls wird nicht so sehr bewegt, Wenn man sein Leiden willig trägt. Gedult ist bei den bangen Quälen, Die beste Linderung der Seelen, Und wenn uns ein Affect bekriegt, So wird er dadurch bald besiegt. Wir müssen allemahl gedenken, Die Vorsicht, weis es so zu lenken, Das alles uns zum Besten nüzt, Wenn man in harten Leiden schwizt. Mensch wilt du diese Tugend üben, Wenn Welt und Bosheit dich betrüben: So sieh stets auf der Vorsichts Spur Behersche des Gemüths Natur; Und suche den bewegten Willen, Durch des Verstandes Licht zu stillen: Denn durch desselben Heiterkeit, Wird alles Traur-Gewölk zerstreut. Beden- X 4
Da wird das Blut zu ſehr umdaͤmmet, Das Herze wird mit Angſt beklemmet, Und wenn es wie im Stuͤrmen raßt Wird es von Wirbeln aufgefaßt: Da folget Schwindel, Schlag, Verlaͤhmen, Ein ſchneller Tod aufs zornigs Graͤmen: Die Puls wird nicht ſo ſehr bewegt, Wenn man ſein Leiden willig traͤgt. Gedult iſt bei den bangen Quaͤlen, Die beſte Linderung der Seelen, Und wenn uns ein Affect bekriegt, So wird er dadurch bald beſiegt. Wir muͤſſen allemahl gedenken, Die Vorſicht, weis es ſo zu lenken, Das alles uns zum Beſten nuͤzt, Wenn man in harten Leiden ſchwizt. Menſch wilt du dieſe Tugend uͤben, Wenn Welt und Bosheit dich betruͤben: So ſieh ſtets auf der Vorſichts Spur Beherſche des Gemuͤths Natur; Und ſuche den bewegten Willen, Durch des Verſtandes Licht zu ſtillen: Denn durch deſſelben Heiterkeit, Wird alles Traur-Gewoͤlk zerſtreut. Beden- X 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <lg> <l> <pb facs="#f0339" n="327"/> <fw place="top" type="header">Die Gedult.</fw> </l><lb/> <l>Der Leidenſchaften innre Pein</l><lb/> <l>Die nimmt ſo gleich den Koͤrper ein,</l><lb/> <l>Wo ihre Wuth recht angefangen,</l><lb/> <l>Da ſind ſie wie die Feuerſchlangen:</l><lb/> <l>Aus deren Bis ein Jaͤſcht herflieſt,</l><lb/> <l>Der ſich bis an das Herz ergießt.</l> </lg><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">D</hi>a wird das Blut zu ſehr umdaͤmmet,</l><lb/> <l>Das Herze wird mit Angſt beklemmet,</l><lb/> <l>Und wenn es wie im Stuͤrmen raßt</l><lb/> <l>Wird es von Wirbeln aufgefaßt:</l><lb/> <l>Da folget Schwindel, Schlag, Verlaͤhmen,</l><lb/> <l>Ein ſchneller Tod aufs zornigs Graͤmen:</l><lb/> <l>Die Puls wird nicht ſo ſehr bewegt,</l><lb/> <l>Wenn man ſein Leiden willig traͤgt.</l> </lg><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">G</hi>edult iſt bei den bangen Quaͤlen,</l><lb/> <l>Die beſte Linderung der Seelen,</l><lb/> <l>Und wenn uns ein Affect bekriegt,</l><lb/> <l>So wird er dadurch bald beſiegt.</l><lb/> <l>Wir muͤſſen allemahl gedenken,</l><lb/> <l>Die Vorſicht, weis es ſo zu lenken,</l><lb/> <l>Das alles uns zum Beſten nuͤzt,</l><lb/> <l>Wenn man in harten Leiden ſchwizt.</l> </lg><lb/> <lg> <l><hi rendition="#in">M</hi>enſch wilt du dieſe Tugend uͤben,</l><lb/> <l>Wenn Welt und Bosheit dich betruͤben:</l><lb/> <l>So ſieh ſtets auf der Vorſichts Spur</l><lb/> <l>Beherſche des Gemuͤths Natur;</l><lb/> <l>Und ſuche den bewegten Willen,</l><lb/> <l>Durch des Verſtandes Licht zu ſtillen:</l><lb/> <l>Denn durch deſſelben Heiterkeit,</l><lb/> <l>Wird alles Traur-Gewoͤlk zerſtreut.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Beden-</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [327/0339]
Die Gedult.
Der Leidenſchaften innre Pein
Die nimmt ſo gleich den Koͤrper ein,
Wo ihre Wuth recht angefangen,
Da ſind ſie wie die Feuerſchlangen:
Aus deren Bis ein Jaͤſcht herflieſt,
Der ſich bis an das Herz ergießt.
Da wird das Blut zu ſehr umdaͤmmet,
Das Herze wird mit Angſt beklemmet,
Und wenn es wie im Stuͤrmen raßt
Wird es von Wirbeln aufgefaßt:
Da folget Schwindel, Schlag, Verlaͤhmen,
Ein ſchneller Tod aufs zornigs Graͤmen:
Die Puls wird nicht ſo ſehr bewegt,
Wenn man ſein Leiden willig traͤgt.
Gedult iſt bei den bangen Quaͤlen,
Die beſte Linderung der Seelen,
Und wenn uns ein Affect bekriegt,
So wird er dadurch bald beſiegt.
Wir muͤſſen allemahl gedenken,
Die Vorſicht, weis es ſo zu lenken,
Das alles uns zum Beſten nuͤzt,
Wenn man in harten Leiden ſchwizt.
Menſch wilt du dieſe Tugend uͤben,
Wenn Welt und Bosheit dich betruͤben:
So ſieh ſtets auf der Vorſichts Spur
Beherſche des Gemuͤths Natur;
Und ſuche den bewegten Willen,
Durch des Verſtandes Licht zu ſtillen:
Denn durch deſſelben Heiterkeit,
Wird alles Traur-Gewoͤlk zerſtreut.
Beden-
X 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |