Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Sommer. Auf dem gelben Akkerfeld, die bewegten Halmen se-hen. Da wallt unser Herz von Freude, wenn der Wind die Frucht bewegt, Und ein lispelndes Gezische in den Aehren-Meer erregt, Und gleichsam den Landman sagt, daß die Zeit an ihren Seegen, Den der Sommer reif gemacht, nun die Siechel anzulegen. Es entsteht ein muntres Jauchzen; man wird bald der Schnitter Schaar, Die recht froh zu Felde ziehet, in der Erndte-Zeit gewahr, Und die ganze Dorfschaft kommt, die die Sensen scharf gewezzet, Welche die bewegte Faust, mit begierger Lust an- sezzet. O' ein angenehmes Kriegen! wo die Erndte-Sie- chel blinkt, Und auf jeden Schlag die Beute mit den Feind dar- nieder sinkt. Wo ein lustigs Feldgeschrei! ohne alles Blutver- giessen, Wo von der beschwizten Faust, zwar die heissen Tropfen fliessen, Doch aus keinen Wunden rinnen. Welch ein Schauspiel giebt das Feld, Da der Landmann seine Völker, wie zur Schlacht in Ordnung stellt: Da folgt immer Schlag auf Schlag, Hieb auf Hieb, und Bliz auf Blizzen Wenn sie mit geschwenkten Arm, durch die dorren Halmen rizzen Und Zweyter Theil. B
Der Sommer. Auf dem gelben Akkerfeld, die bewegten Halmen ſe-hen. Da wallt unſer Herz von Freude, wenn der Wind die Frucht bewegt, Und ein lispelndes Geziſche in den Aehren-Meer erregt, Und gleichſam den Landman ſagt, daß die Zeit an ihren Seegen, Den der Sommer reif gemacht, nun die Siechel anzulegen. Es entſteht ein muntres Jauchzen; man wird bald der Schnitter Schaar, Die recht froh zu Felde ziehet, in der Erndte-Zeit gewahr, Und die ganze Dorfſchaft kommt, die die Senſen ſcharf gewezzet, Welche die bewegte Fauſt, mit begierger Luſt an- ſezzet. O’ ein angenehmes Kriegen! wo die Erndte-Sie- chel blinkt, Und auf jeden Schlag die Beute mit den Feind dar- nieder ſinkt. Wo ein luſtigs Feldgeſchrei! ohne alles Blutver- gieſſen, Wo von der beſchwizten Fauſt, zwar die heiſſen Tropfen flieſſen, Doch aus keinen Wunden rinnen. Welch ein Schauſpiel giebt das Feld, Da der Landmann ſeine Voͤlker, wie zur Schlacht in Ordnung ſtellt: Da folgt immer Schlag auf Schlag, Hieb auf Hieb, und Bliz auf Blizzen Wenn ſie mit geſchwenkten Arm, durch die dorren Halmen rizzen Und Zweyter Theil. B
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Der Sommer.
Auf dem gelben Akkerfeld, die bewegten Halmen ſe-
hen.
Da wallt unſer Herz von Freude, wenn der Wind
die Frucht bewegt,
Und ein lispelndes Geziſche in den Aehren-Meer
erregt,
Und gleichſam den Landman ſagt, daß die Zeit an
ihren Seegen,
Den der Sommer reif gemacht, nun die Siechel
anzulegen.
Es entſteht ein muntres Jauchzen; man wird bald
der Schnitter Schaar,
Die recht froh zu Felde ziehet, in der Erndte-Zeit
gewahr,
Und die ganze Dorfſchaft kommt, die die Senſen
ſcharf gewezzet,
Welche die bewegte Fauſt, mit begierger Luſt an-
ſezzet.
O’ ein angenehmes Kriegen! wo die Erndte-Sie-
chel blinkt,
Und auf jeden Schlag die Beute mit den Feind dar-
nieder ſinkt.
Wo ein luſtigs Feldgeſchrei! ohne alles Blutver-
gieſſen,
Wo von der beſchwizten Fauſt, zwar die heiſſen
Tropfen flieſſen,
Doch aus keinen Wunden rinnen. Welch ein
Schauſpiel giebt das Feld,
Da der Landmann ſeine Voͤlker, wie zur Schlacht
in Ordnung ſtellt:
Da folgt immer Schlag auf Schlag, Hieb auf
Hieb, und Bliz auf Blizzen
Wenn ſie mit geſchwenkten Arm, durch die dorren
Halmen rizzen
Und
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