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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die GOtt gefällige Augenlust.
Der sieht ein grosses Heer von schimmernden La-
ternen,

Bey einer dunklen Nacht an denen güldnen Ster-
nen;

Der siehet hie und da, ein schön gemahlt Ge-
wand,

Das GOttes weise Macht in Luft-Kreis ausge-
spannt.

Der Farben Mannigfalt von dem gestrahlten Lich-
te,

Das durch die Wolken scheint, vergnügt uns durch
Gesichte.

Das Herze wird erfreut, nach der verschwundnen
Nacht,

Wenn uns das Morgenroth mit frohen Blik an-
lacht;

Es wird in sich vergnügt, wenn mit den heitren
Prangen,

Der grosse Fürst des Lichts, am Tage aufgegan-
gen.

Wer dieses Luftrevier, die strahlenreiche Pracht,
Zur Weide des Gemüths, zu seinem Vorwurf
macht,

Und dabei sich bemüht den Schöpfer zu erken-
nen,

Kan seine Augenlust recht GOtt gefällig nennen.
Der Erden weiter Raum, der grosse Wunderbau,
Legt uns viel schönes auch, zu unsrer Lust zum
Schau:

Jm Reiche der Natur sind unsers Schöpfers Ga-
ben,

Darum so schön geschmükt; weil wirs vor Augen
haben.

Wohin wir unser Aug im Kreis der Erden drehn,
Da
Die GOtt gefaͤllige Augenluſt.
Der ſieht ein groſſes Heer von ſchimmernden La-
ternen,

Bey einer dunklen Nacht an denen guͤldnen Ster-
nen;

Der ſiehet hie und da, ein ſchoͤn gemahlt Ge-
wand,

Das GOttes weiſe Macht in Luft-Kreis ausge-
ſpannt.

Der Farben Mannigfalt von dem geſtrahlten Lich-
te,

Das durch die Wolken ſcheint, vergnuͤgt uns durch
Geſichte.

Das Herze wird erfreut, nach der verſchwundnen
Nacht,

Wenn uns das Morgenroth mit frohen Blik an-
lacht;

Es wird in ſich vergnuͤgt, wenn mit den heitren
Prangen,

Der groſſe Fuͤrſt des Lichts, am Tage aufgegan-
gen.

Wer dieſes Luftrevier, die ſtrahlenreiche Pracht,
Zur Weide des Gemuͤths, zu ſeinem Vorwurf
macht,

Und dabei ſich bemuͤht den Schoͤpfer zu erken-
nen,

Kan ſeine Augenluſt recht GOtt gefaͤllig nennen.
Der Erden weiter Raum, der groſſe Wunderbau,
Legt uns viel ſchoͤnes auch, zu unſrer Luſt zum
Schau:

Jm Reiche der Natur ſind unſers Schoͤpfers Ga-
ben,

Darum ſo ſchoͤn geſchmuͤkt; weil wirs vor Augen
haben.

Wohin wir unſer Aug im Kreis der Erden drehn,
Da
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[248/0260] Die GOtt gefaͤllige Augenluſt. Der ſieht ein groſſes Heer von ſchimmernden La- ternen, Bey einer dunklen Nacht an denen guͤldnen Ster- nen; Der ſiehet hie und da, ein ſchoͤn gemahlt Ge- wand, Das GOttes weiſe Macht in Luft-Kreis ausge- ſpannt. Der Farben Mannigfalt von dem geſtrahlten Lich- te, Das durch die Wolken ſcheint, vergnuͤgt uns durch Geſichte. Das Herze wird erfreut, nach der verſchwundnen Nacht, Wenn uns das Morgenroth mit frohen Blik an- lacht; Es wird in ſich vergnuͤgt, wenn mit den heitren Prangen, Der groſſe Fuͤrſt des Lichts, am Tage aufgegan- gen. Wer dieſes Luftrevier, die ſtrahlenreiche Pracht, Zur Weide des Gemuͤths, zu ſeinem Vorwurf macht, Und dabei ſich bemuͤht den Schoͤpfer zu erken- nen, Kan ſeine Augenluſt recht GOtt gefaͤllig nennen. Der Erden weiter Raum, der groſſe Wunderbau, Legt uns viel ſchoͤnes auch, zu unſrer Luſt zum Schau: Jm Reiche der Natur ſind unſers Schoͤpfers Ga- ben, Darum ſo ſchoͤn geſchmuͤkt; weil wirs vor Augen haben. Wohin wir unſer Aug im Kreis der Erden drehn, Da

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/260>, abgerufen am 27.11.2024.