Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite
Der Sommer.
Als bequeme Sonnen-Dächer, in der schwülen
Hizze für,

Die nach unsers Schöpfers Rath, auf der Berge
steilen Höhen

Für den müden Wanderer wol gewebte Lust-Al-
leen.

Hier entspringt aus Fels und Stein, manche fri-
sche Labungsquelle,

Die als wie in Sprudeln kocht, und doch kühl und
klar und helle:

Dabei sezzet sich vergnüget, ein von Durst ermat-
tet Herz,

Und vertreibt durch gierig Schöpfen, den vorher
empfundnen Schmerz,

Und preißt bei der Silberfluth, die des Durstes
Qual gestillet,

Den, der aller Güte Born, woraus alles Labsal
quillet.

Hier in dem geweihten Tempel, wo die GOttheit
ihre Spur,

Ehrfurchtsvoll uns merken lässet, wo jedwede
Kreatur,

Die Vernunft und Odem hat, einen heilgen Schau-
der fühlet

Dient ein jedes grünes Blat, uns zum Fächer, der
uns kühlet

Bei des Sommers Brand und Hizze. Dieses merkt
das scheuche Wild

Das den schlauen Jäger fürchtet und die Angst
von Herzen brüllt,

Wenn das Windspiel es verliert, es verkreucht sich
unter Hekken,

Die mit einen frischen Laub sie in sanften Schatten
dekken.

Wenn
Der Sommer.
Als bequeme Sonnen-Daͤcher, in der ſchwuͤlen
Hizze fuͤr,

Die nach unſers Schoͤpfers Rath, auf der Berge
ſteilen Hoͤhen

Fuͤr den muͤden Wanderer wol gewebte Luſt-Al-
leen.

Hier entſpringt aus Fels und Stein, manche fri-
ſche Labungsquelle,

Die als wie in Sprudeln kocht, und doch kuͤhl und
klar und helle:

Dabei ſezzet ſich vergnuͤget, ein von Durſt ermat-
tet Herz,

Und vertreibt durch gierig Schoͤpfen, den vorher
empfundnen Schmerz,

Und preißt bei der Silberfluth, die des Durſtes
Qual geſtillet,

Den, der aller Guͤte Born, woraus alles Labſal
quillet.

Hier in dem geweihten Tempel, wo die GOttheit
ihre Spur,

Ehrfurchtsvoll uns merken laͤſſet, wo jedwede
Kreatur,

Die Vernunft und Odem hat, einen heilgen Schau-
der fuͤhlet

Dient ein jedes gruͤnes Blat, uns zum Faͤcher, der
uns kuͤhlet

Bei des Sommers Brand und Hizze. Dieſes merkt
das ſcheuche Wild

Das den ſchlauen Jaͤger fuͤrchtet und die Angſt
von Herzen bruͤllt,

Wenn das Windſpiel es verliert, es verkreucht ſich
unter Hekken,

Die mit einen friſchen Laub ſie in ſanften Schatten
dekken.

Wenn
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <pb facs="#f0025" n="13"/>
          <fw place="top" type="header">Der Sommer.</fw><lb/>
          <l>Als bequeme Sonnen-Da&#x0364;cher, in der &#x017F;chwu&#x0364;len<lb/><hi rendition="#et">Hizze fu&#x0364;r,</hi></l><lb/>
          <l>Die nach un&#x017F;ers Scho&#x0364;pfers Rath, auf der Berge<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;teilen Ho&#x0364;hen</hi></l><lb/>
          <l>Fu&#x0364;r den mu&#x0364;den Wanderer wol gewebte Lu&#x017F;t-Al-<lb/><hi rendition="#et">leen.</hi></l><lb/>
          <l>Hier ent&#x017F;pringt aus Fels und Stein, manche fri-<lb/><hi rendition="#et">&#x017F;che Labungsquelle,</hi></l><lb/>
          <l>Die als wie in Sprudeln kocht, und doch ku&#x0364;hl und<lb/><hi rendition="#et">klar und helle:</hi></l><lb/>
          <l>Dabei &#x017F;ezzet &#x017F;ich vergnu&#x0364;get, ein von Dur&#x017F;t ermat-<lb/><hi rendition="#et">tet Herz,</hi></l><lb/>
          <l>Und vertreibt durch gierig Scho&#x0364;pfen, den vorher<lb/><hi rendition="#et">empfundnen Schmerz,</hi></l><lb/>
          <l>Und preißt bei der Silberfluth, die des Dur&#x017F;tes<lb/><hi rendition="#et">Qual ge&#x017F;tillet,</hi></l><lb/>
          <l>Den, der aller Gu&#x0364;te Born, woraus alles Lab&#x017F;al<lb/><hi rendition="#et">quillet.</hi></l><lb/>
          <l>Hier in dem geweihten Tempel, wo die GOttheit<lb/><hi rendition="#et">ihre Spur,</hi></l><lb/>
          <l>Ehrfurchtsvoll uns merken la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et, wo jedwede<lb/><hi rendition="#et">Kreatur,</hi></l><lb/>
          <l>Die Vernunft und Odem hat, einen heilgen Schau-<lb/><hi rendition="#et">der fu&#x0364;hlet</hi></l><lb/>
          <l>Dient ein jedes gru&#x0364;nes Blat, uns zum Fa&#x0364;cher, der<lb/><hi rendition="#et">uns ku&#x0364;hlet</hi></l><lb/>
          <l>Bei des Sommers Brand und Hizze. Die&#x017F;es merkt<lb/><hi rendition="#et">das &#x017F;cheuche Wild</hi></l><lb/>
          <l>Das den &#x017F;chlauen Ja&#x0364;ger fu&#x0364;rchtet und die Ang&#x017F;t<lb/><hi rendition="#et">von Herzen bru&#x0364;llt,</hi></l><lb/>
          <l>Wenn das Wind&#x017F;piel es verliert, es verkreucht &#x017F;ich<lb/><hi rendition="#et">unter Hekken,</hi></l><lb/>
          <l>Die mit einen fri&#x017F;chen Laub &#x017F;ie in &#x017F;anften Schatten<lb/><hi rendition="#et">dekken.</hi></l><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">Wenn</fw><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0025] Der Sommer. Als bequeme Sonnen-Daͤcher, in der ſchwuͤlen Hizze fuͤr, Die nach unſers Schoͤpfers Rath, auf der Berge ſteilen Hoͤhen Fuͤr den muͤden Wanderer wol gewebte Luſt-Al- leen. Hier entſpringt aus Fels und Stein, manche fri- ſche Labungsquelle, Die als wie in Sprudeln kocht, und doch kuͤhl und klar und helle: Dabei ſezzet ſich vergnuͤget, ein von Durſt ermat- tet Herz, Und vertreibt durch gierig Schoͤpfen, den vorher empfundnen Schmerz, Und preißt bei der Silberfluth, die des Durſtes Qual geſtillet, Den, der aller Guͤte Born, woraus alles Labſal quillet. Hier in dem geweihten Tempel, wo die GOttheit ihre Spur, Ehrfurchtsvoll uns merken laͤſſet, wo jedwede Kreatur, Die Vernunft und Odem hat, einen heilgen Schau- der fuͤhlet Dient ein jedes gruͤnes Blat, uns zum Faͤcher, der uns kuͤhlet Bei des Sommers Brand und Hizze. Dieſes merkt das ſcheuche Wild Das den ſchlauen Jaͤger fuͤrchtet und die Angſt von Herzen bruͤllt, Wenn das Windſpiel es verliert, es verkreucht ſich unter Hekken, Die mit einen friſchen Laub ſie in ſanften Schatten dekken. Wenn

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/25
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/25>, abgerufen am 21.11.2024.