Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

Bild:
<< vorherige Seite

das kostbare Kleinod der Menschen.

Entflieht den Tod den Fürst des Raubes
Besiegt die Herrschaft seines Staubes.

Es bleibt der Geist doch unzerstöhret,
Wenn gleich der Leibes Bau verheeret;
Wie Trümmer in einander fällt;
Weil ihm der Schöpfer stets erhält.
Unsterblichkeit ist vor sein Wesen,
Zum Schmuk und Eigenthum erlesen,
Die Seele bleibt, die Denkungskraft,
Jst ihre ewge Eigenschaft:
Sie wird durch keine Aenderungen,
Jn ein zerflatternd Nichts verschlungen.
Dies ist der Vorzug vor die Seele
Daß sie in keiner Grabes Höle
Den Untergang zu fürchten hat;
Sie geht nach ihres Schöpfers Rath:
So bald des Körpers Bau zerstükket,
Dahin wo sie sein Antliz blikket,
Wenn sie auf dieser Unterwelt,
Des Höchsten Recht und Zeugnis hält,
Und durch des Heilands Gnade sieget,
Und der Begierden Heer bekrieget.
Wenn sie den Höchsten recht erkennet,
Jn ihr das Feur der Liebe brennet
Wenn sie im allerhöchsten Gut,
Durch dieser Liebe Neigung ruht;
So kann den Menschen nichts mehr fehlen,
Nichts mit den bangen Kummer quälen;
So trift ihm kein betrübt Geschik
Von einem wahren Ungelük:
Viel-

das koſtbare Kleinod der Menſchen.

Entflieht den Tod den Fuͤrſt des Raubes
Beſiegt die Herrſchaft ſeines Staubes.

Es bleibt der Geiſt doch unzerſtoͤhret,
Wenn gleich der Leibes Bau verheeret;
Wie Truͤmmer in einander faͤllt;
Weil ihm der Schoͤpfer ſtets erhaͤlt.
Unſterblichkeit iſt vor ſein Weſen,
Zum Schmuk und Eigenthum erleſen,
Die Seele bleibt, die Denkungskraft,
Jſt ihre ewge Eigenſchaft:
Sie wird durch keine Aenderungen,
Jn ein zerflatternd Nichts verſchlungen.
Dies iſt der Vorzug vor die Seele
Daß ſie in keiner Grabes Hoͤle
Den Untergang zu fuͤrchten hat;
Sie geht nach ihres Schoͤpfers Rath:
So bald des Koͤrpers Bau zerſtuͤkket,
Dahin wo ſie ſein Antliz blikket,
Wenn ſie auf dieſer Unterwelt,
Des Hoͤchſten Recht und Zeugnis haͤlt,
Und durch des Heilands Gnade ſieget,
Und der Begierden Heer bekrieget.
Wenn ſie den Hoͤchſten recht erkennet,
Jn ihr das Feur der Liebe brennet
Wenn ſie im allerhoͤchſten Gut,
Durch dieſer Liebe Neigung ruht;
So kann den Menſchen nichts mehr fehlen,
Nichts mit den bangen Kummer quaͤlen;
So trift ihm kein betruͤbt Geſchik
Von einem wahren Ungeluͤk:
Viel-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <lg type="poem">
          <lg n="11">
            <l>
              <pb facs="#f0231" n="219"/>
              <fw place="top" type="header">das ko&#x017F;tbare Kleinod der Men&#x017F;chen.</fw>
            </l><lb/>
            <l>Entflieht den Tod den Fu&#x0364;r&#x017F;t des Raubes</l><lb/>
            <l>Be&#x017F;iegt die Herr&#x017F;chaft &#x017F;eines Staubes.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="12">
            <l><hi rendition="#in">E</hi>s bleibt der Gei&#x017F;t doch unzer&#x017F;to&#x0364;hret,</l><lb/>
            <l>Wenn gleich der Leibes Bau verheeret;</l><lb/>
            <l>Wie Tru&#x0364;mmer in einander fa&#x0364;llt;</l><lb/>
            <l>Weil ihm der Scho&#x0364;pfer &#x017F;tets erha&#x0364;lt.</l><lb/>
            <l>Un&#x017F;terblichkeit i&#x017F;t vor &#x017F;ein We&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Zum Schmuk und Eigenthum erle&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Die Seele bleibt, die Denkungskraft,</l><lb/>
            <l>J&#x017F;t ihre ewge Eigen&#x017F;chaft:</l><lb/>
            <l>Sie wird durch keine Aenderungen,</l><lb/>
            <l>Jn ein zerflatternd Nichts ver&#x017F;chlungen.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="13">
            <l><hi rendition="#in">D</hi>ies i&#x017F;t der Vorzug vor die Seele</l><lb/>
            <l>Daß &#x017F;ie in keiner Grabes Ho&#x0364;le</l><lb/>
            <l>Den Untergang zu fu&#x0364;rchten hat;</l><lb/>
            <l>Sie geht nach ihres Scho&#x0364;pfers Rath:</l><lb/>
            <l>So bald des Ko&#x0364;rpers Bau zer&#x017F;tu&#x0364;kket,</l><lb/>
            <l>Dahin wo &#x017F;ie &#x017F;ein Antliz blikket,</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie auf die&#x017F;er Unterwelt,</l><lb/>
            <l>Des Ho&#x0364;ch&#x017F;ten Recht und Zeugnis ha&#x0364;lt,</l><lb/>
            <l>Und durch des Heilands Gnade &#x017F;ieget,</l><lb/>
            <l>Und der Begierden Heer bekrieget.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="14">
            <l><hi rendition="#in">W</hi>enn &#x017F;ie den Ho&#x0364;ch&#x017F;ten recht erkennet,</l><lb/>
            <l>Jn ihr das Feur der Liebe brennet</l><lb/>
            <l>Wenn &#x017F;ie im allerho&#x0364;ch&#x017F;ten Gut,</l><lb/>
            <l>Durch die&#x017F;er Liebe Neigung ruht;</l><lb/>
            <l>So kann den Men&#x017F;chen nichts mehr fehlen,</l><lb/>
            <l>Nichts mit den bangen Kummer qua&#x0364;len;</l><lb/>
            <l>So trift ihm kein betru&#x0364;bt Ge&#x017F;chik</l><lb/>
            <l>Von einem wahren Ungelu&#x0364;k:<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Viel-</fw><lb/></l>
          </lg>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[219/0231] das koſtbare Kleinod der Menſchen. Entflieht den Tod den Fuͤrſt des Raubes Beſiegt die Herrſchaft ſeines Staubes. Es bleibt der Geiſt doch unzerſtoͤhret, Wenn gleich der Leibes Bau verheeret; Wie Truͤmmer in einander faͤllt; Weil ihm der Schoͤpfer ſtets erhaͤlt. Unſterblichkeit iſt vor ſein Weſen, Zum Schmuk und Eigenthum erleſen, Die Seele bleibt, die Denkungskraft, Jſt ihre ewge Eigenſchaft: Sie wird durch keine Aenderungen, Jn ein zerflatternd Nichts verſchlungen. Dies iſt der Vorzug vor die Seele Daß ſie in keiner Grabes Hoͤle Den Untergang zu fuͤrchten hat; Sie geht nach ihres Schoͤpfers Rath: So bald des Koͤrpers Bau zerſtuͤkket, Dahin wo ſie ſein Antliz blikket, Wenn ſie auf dieſer Unterwelt, Des Hoͤchſten Recht und Zeugnis haͤlt, Und durch des Heilands Gnade ſieget, Und der Begierden Heer bekrieget. Wenn ſie den Hoͤchſten recht erkennet, Jn ihr das Feur der Liebe brennet Wenn ſie im allerhoͤchſten Gut, Durch dieſer Liebe Neigung ruht; So kann den Menſchen nichts mehr fehlen, Nichts mit den bangen Kummer quaͤlen; So trift ihm kein betruͤbt Geſchik Von einem wahren Ungeluͤk: Viel-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/231
Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 219. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/231>, abgerufen am 21.11.2024.