Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Stimme GOttes im Hagel. Als wenn sie in geschwinden Flug, das was sie fas-sen gleich zerknikken. Er stäupet oft nur eine Seite und läst die andre ohn- gestäupt, Zum Zeugnis, daß er in dem Zorne, dennoch ein gütger Vater bleibt. Vertilget er die Winterfrucht; so läst er wol aus lauter Gnaden, Das was in warmen Sommer keimmt, frei von den schweren Hagel-Schaden: Ja! seine Güt die ohne Schranken, verriegelt oft die dikke Luft, Wenn des erschroknen Sünders Herze in Thränen um Genade ruft. Ein Wind treibt oft in schneller Flucht die Wolken die zusammen gehen, Das gleichsam aller Hagel schmelzt, wenn sanft und laue Westen wehen. Beherrscher aller Kreaturen! du bist in allen Din- gen gros, Bedächte daß stets unsre Seele! erwegte das der Erden-Kloß, Der Erd und Himmel stürmen will; so würden wir an deinen Werken, Den mit der Güt vermischten Ernst, zu unsrer Bes- serung bemerken. Der Lüfte ausgespannte Grenzen, die keines Men- schen Auge mißt, Sind voll von deinen Schrekkensstimmen, womit du den der dich vergist, Jn Augenblikke lernen kanst; daß du ein GOtt der uns regieret, Und alles was in der Natur entsteht zu seinen Ziele führet. Du
Die Stimme GOttes im Hagel. Als wenn ſie in geſchwinden Flug, das was ſie faſ-ſen gleich zerknikken. Er ſtaͤupet oft nur eine Seite und laͤſt die andre ohn- geſtaͤupt, Zum Zeugnis, daß er in dem Zorne, dennoch ein guͤtger Vater bleibt. Vertilget er die Winterfrucht; ſo laͤſt er wol aus lauter Gnaden, Das was in warmen Sommer keimmt, frei von den ſchweren Hagel-Schaden: Ja! ſeine Guͤt die ohne Schranken, verriegelt oft die dikke Luft, Wenn des erſchroknen Suͤnders Herze in Thraͤnen um Genade ruft. Ein Wind treibt oft in ſchneller Flucht die Wolken die zuſammen gehen, Das gleichſam aller Hagel ſchmelzt, wenn ſanft und laue Weſten wehen. Beherrſcher aller Kreaturen! du biſt in allen Din- gen gros, Bedaͤchte daß ſtets unſre Seele! erwegte das der Erden-Kloß, Der Erd und Himmel ſtuͤrmen will; ſo wuͤrden wir an deinen Werken, Den mit der Guͤt vermiſchten Ernſt, zu unſrer Beſ- ſerung bemerken. Der Luͤfte ausgeſpannte Grenzen, die keines Men- ſchen Auge mißt, Sind voll von deinen Schrekkensſtimmen, womit du den der dich vergiſt, Jn Augenblikke lernen kanſt; daß du ein GOtt der uns regieret, Und alles was in der Natur entſteht zu ſeinen Ziele fuͤhret. Du
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0219" n="207"/> <fw place="top" type="header">Die Stimme GOttes im Hagel.</fw><lb/> <l>Als wenn ſie in geſchwinden Flug, das was ſie faſ-<lb/><hi rendition="#et">ſen gleich zerknikken.</hi></l><lb/> <l>Er ſtaͤupet oft nur eine Seite und laͤſt die andre ohn-<lb/><hi rendition="#et">geſtaͤupt,</hi></l><lb/> <l>Zum Zeugnis, daß er in dem Zorne, dennoch ein<lb/><hi rendition="#et">guͤtger Vater bleibt.</hi></l><lb/> <l>Vertilget er die Winterfrucht; ſo laͤſt er wol aus<lb/><hi rendition="#et">lauter Gnaden,</hi></l><lb/> <l>Das was in warmen Sommer keimmt, frei von<lb/><hi rendition="#et">den ſchweren Hagel-Schaden:</hi></l><lb/> <l>Ja! ſeine Guͤt die ohne Schranken, verriegelt oft<lb/><hi rendition="#et">die dikke Luft,</hi></l><lb/> <l>Wenn des erſchroknen Suͤnders Herze in Thraͤnen<lb/><hi rendition="#et">um Genade ruft.</hi></l><lb/> <l>Ein Wind treibt oft in ſchneller Flucht die Wolken<lb/><hi rendition="#et">die zuſammen gehen,</hi></l><lb/> <l>Das gleichſam aller Hagel ſchmelzt, wenn ſanft und<lb/><hi rendition="#et">laue Weſten wehen.</hi></l><lb/> <l>Beherrſcher aller Kreaturen! du biſt in allen Din-<lb/><hi rendition="#et">gen gros,</hi></l><lb/> <l>Bedaͤchte daß ſtets unſre Seele! erwegte das der<lb/><hi rendition="#et">Erden-Kloß,</hi></l><lb/> <l>Der Erd und Himmel ſtuͤrmen will; ſo wuͤrden wir<lb/><hi rendition="#et">an deinen Werken,</hi></l><lb/> <l>Den mit der Guͤt vermiſchten Ernſt, zu unſrer Beſ-<lb/><hi rendition="#et">ſerung bemerken.</hi></l><lb/> <l>Der Luͤfte ausgeſpannte Grenzen, die keines Men-<lb/><hi rendition="#et">ſchen Auge mißt,</hi></l><lb/> <l>Sind voll von deinen Schrekkensſtimmen, womit<lb/><hi rendition="#et">du den der dich vergiſt,</hi></l><lb/> <l>Jn Augenblikke lernen kanſt; daß du ein <hi rendition="#fr">GOtt</hi> der<lb/><hi rendition="#et">uns regieret,</hi></l><lb/> <l>Und alles was in der Natur entſteht zu ſeinen Ziele<lb/><hi rendition="#et">fuͤhret.</hi></l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">Du</fw><lb/> </lg> </div> </body> </text> </TEI> [207/0219]
Die Stimme GOttes im Hagel.
Als wenn ſie in geſchwinden Flug, das was ſie faſ-
ſen gleich zerknikken.
Er ſtaͤupet oft nur eine Seite und laͤſt die andre ohn-
geſtaͤupt,
Zum Zeugnis, daß er in dem Zorne, dennoch ein
guͤtger Vater bleibt.
Vertilget er die Winterfrucht; ſo laͤſt er wol aus
lauter Gnaden,
Das was in warmen Sommer keimmt, frei von
den ſchweren Hagel-Schaden:
Ja! ſeine Guͤt die ohne Schranken, verriegelt oft
die dikke Luft,
Wenn des erſchroknen Suͤnders Herze in Thraͤnen
um Genade ruft.
Ein Wind treibt oft in ſchneller Flucht die Wolken
die zuſammen gehen,
Das gleichſam aller Hagel ſchmelzt, wenn ſanft und
laue Weſten wehen.
Beherrſcher aller Kreaturen! du biſt in allen Din-
gen gros,
Bedaͤchte daß ſtets unſre Seele! erwegte das der
Erden-Kloß,
Der Erd und Himmel ſtuͤrmen will; ſo wuͤrden wir
an deinen Werken,
Den mit der Guͤt vermiſchten Ernſt, zu unſrer Beſ-
ſerung bemerken.
Der Luͤfte ausgeſpannte Grenzen, die keines Men-
ſchen Auge mißt,
Sind voll von deinen Schrekkensſtimmen, womit
du den der dich vergiſt,
Jn Augenblikke lernen kanſt; daß du ein GOtt der
uns regieret,
Und alles was in der Natur entſteht zu ſeinen Ziele
fuͤhret.
Du
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |