Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die Herrlichkeit der Lillien. Man wird auf den glatten Flächen, Wenn sich dran die Strahlen brechen, Viele Kügelchen gewahr, Die durchsichtig, schimmernd klar: Wer dies sieht, der solte meinen, Daß auf einem Lillien-Blat, So viel als es Höhen hat, So viel Edelsteine scheinen; Und daß es mit Regenbogen, Von dem Schöpfer überzogen. Ja! von einem jedem Ende, Wo ich mich hindreh und wende, Blizt hervor ein solcher Schein, Worin alle Farben seyn, Die im Regenbogen strahlen: Denn die Bläsgen sind gefüllt, Und was darin nasses quillt, Fliest darin als wie in Schalen, Und kann durch der Sonnen Blikken, Solche Pracht ins Auge schikken. Weiser Schöpfer! Sonnen Sonne! Warum hast du solche Wonne, Solche Herrlichkeit und Pracht, Für die Lillien ausgedacht? Du hast sie so schön geschmükket, Wie der tausendste kaum sieht, Der wenn eine Lillie blüht, Sie nur obenhin erblikket, Möchten wir dein herrlich Wesen Darin als im Spiegel lesen! Pran-
Die Herrlichkeit der Lillien. Man wird auf den glatten Flaͤchen, Wenn ſich dran die Strahlen brechen, Viele Kuͤgelchen gewahr, Die durchſichtig, ſchimmernd klar: Wer dies ſieht, der ſolte meinen, Daß auf einem Lillien-Blat, So viel als es Hoͤhen hat, So viel Edelſteine ſcheinen; Und daß es mit Regenbogen, Von dem Schoͤpfer uͤberzogen. Ja! von einem jedem Ende, Wo ich mich hindreh und wende, Blizt hervor ein ſolcher Schein, Worin alle Farben ſeyn, Die im Regenbogen ſtrahlen: Denn die Blaͤsgen ſind gefuͤllt, Und was darin naſſes quillt, Flieſt darin als wie in Schalen, Und kann durch der Sonnen Blikken, Solche Pracht ins Auge ſchikken. Weiſer Schoͤpfer! Sonnen Sonne! Warum haſt du ſolche Wonne, Solche Herrlichkeit und Pracht, Fuͤr die Lillien ausgedacht? Du haſt ſie ſo ſchoͤn geſchmuͤkket, Wie der tauſendſte kaum ſieht, Der wenn eine Lillie bluͤht, Sie nur obenhin erblikket, Moͤchten wir dein herrlich Weſen Darin als im Spiegel leſen! Pran-
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Die Herrlichkeit der Lillien.
Man wird auf den glatten Flaͤchen,
Wenn ſich dran die Strahlen brechen,
Viele Kuͤgelchen gewahr,
Die durchſichtig, ſchimmernd klar:
Wer dies ſieht, der ſolte meinen,
Daß auf einem Lillien-Blat,
So viel als es Hoͤhen hat,
So viel Edelſteine ſcheinen;
Und daß es mit Regenbogen,
Von dem Schoͤpfer uͤberzogen.
Ja! von einem jedem Ende,
Wo ich mich hindreh und wende,
Blizt hervor ein ſolcher Schein,
Worin alle Farben ſeyn,
Die im Regenbogen ſtrahlen:
Denn die Blaͤsgen ſind gefuͤllt,
Und was darin naſſes quillt,
Flieſt darin als wie in Schalen,
Und kann durch der Sonnen Blikken,
Solche Pracht ins Auge ſchikken.
Weiſer Schoͤpfer! Sonnen Sonne!
Warum haſt du ſolche Wonne,
Solche Herrlichkeit und Pracht,
Fuͤr die Lillien ausgedacht?
Du haſt ſie ſo ſchoͤn geſchmuͤkket,
Wie der tauſendſte kaum ſieht,
Der wenn eine Lillie bluͤht,
Sie nur obenhin erblikket,
Moͤchten wir dein herrlich Weſen
Darin als im Spiegel leſen!
Pran-
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Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 148. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/160>, abgerufen am 16.02.2025. |