Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Die grüne Saaten. Er hat euch seine Wundergüt, in alle Sin-nen eingedrükt Anjezo könt ihr solche sehn, in kurzen kön- net ihr sie schmekken, O! Menschen last euch nur dadurch, zu eu- res Gebers Ruhm erwekken! Die Erndte ist in Hofnung da, fleht seine ewge Güte an, Die uns zu eures Lebens Nuz durch ih- ren Schuz erhalten kan; Der Schöpfer zeigt euch, wie er will, aus lauter Liebe euch versorgen, Drum sorget nicht im Zweifelmuth, für ei- nen annoch künftgen Morgen: Denkt aber nicht in Sicherheit, da ihr der Felder Flor anseht: Hier haben wir schon Ueberflus, weil alles auf dem Wachsthum steht, Die Hofnung ist noch allemahl, mit einer bangen Furcht verbunden, Heut blüht sie schön zu eurer Lust, und Morgen kan sie seyn verschwunden. Wie bald wird unsre grüne Flor vom stren- gen Hagelschlag zerstükt, Von Wassergüssen überschlammt, von Sturm und Wetter unterdrükt. Und was die Allmacht sonsten braucht, die Hofnung von den Seegensfrüchten, Wenn sie schon herrlich aufgegrünnt, zu eurer Strafe, zu zernichten: Drum dienet euren GOtt mit Furcht, und wenn ihr euch mit zittern freut, So schaft die ewge Vatergüt, daß unsre grüne Saat gedeit. Die Zweyter Theil. H
Die gruͤne Saaten. Er hat euch ſeine Wunderguͤt, in alle Sin-nen eingedruͤkt Anjezo koͤnt ihr ſolche ſehn, in kurzen koͤn- net ihr ſie ſchmekken, O! Menſchen laſt euch nur dadurch, zu eu- res Gebers Ruhm erwekken! Die Erndte iſt in Hofnung da, fleht ſeine ewge Guͤte an, Die uns zu eures Lebens Nuz durch ih- ren Schuz erhalten kan; Der Schoͤpfer zeigt euch, wie er will, aus lauter Liebe euch verſorgen, Drum ſorget nicht im Zweifelmuth, fuͤr ei- nen annoch kuͤnftgen Morgen: Denkt aber nicht in Sicherheit, da ihr der Felder Flor anſeht: Hier haben wir ſchon Ueberflus, weil alles auf dem Wachsthum ſteht, Die Hofnung iſt noch allemahl, mit einer bangen Furcht verbunden, Heut bluͤht ſie ſchoͤn zu eurer Luſt, und Morgen kan ſie ſeyn verſchwunden. Wie bald wird unſre gruͤne Flor vom ſtren- gen Hagelſchlag zerſtuͤkt, Von Waſſerguͤſſen uͤberſchlammt, von Sturm und Wetter unterdruͤkt. Und was die Allmacht ſonſten braucht, die Hofnung von den Seegensfruͤchten, Wenn ſie ſchon herrlich aufgegruͤnnt, zu eurer Strafe, zu zernichten: Drum dienet euren GOtt mit Furcht, und wenn ihr euch mit zittern freut, So ſchaft die ewge Vaterguͤt, daß unſre gruͤne Saat gedeit. Die Zweyter Theil. H
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Die gruͤne Saaten.
Er hat euch ſeine Wunderguͤt, in alle Sin-
nen eingedruͤkt
Anjezo koͤnt ihr ſolche ſehn, in kurzen koͤn-
net ihr ſie ſchmekken,
O! Menſchen laſt euch nur dadurch, zu eu-
res Gebers Ruhm erwekken!
Die Erndte iſt in Hofnung da, fleht ſeine
ewge Guͤte an,
Die uns zu eures Lebens Nuz durch ih-
ren Schuz erhalten kan;
Der Schoͤpfer zeigt euch, wie er will, aus
lauter Liebe euch verſorgen,
Drum ſorget nicht im Zweifelmuth, fuͤr ei-
nen annoch kuͤnftgen Morgen:
Denkt aber nicht in Sicherheit, da ihr der
Felder Flor anſeht:
Hier haben wir ſchon Ueberflus, weil alles
auf dem Wachsthum ſteht,
Die Hofnung iſt noch allemahl, mit einer
bangen Furcht verbunden,
Heut bluͤht ſie ſchoͤn zu eurer Luſt, und
Morgen kan ſie ſeyn verſchwunden.
Wie bald wird unſre gruͤne Flor vom ſtren-
gen Hagelſchlag zerſtuͤkt,
Von Waſſerguͤſſen uͤberſchlammt, von Sturm
und Wetter unterdruͤkt.
Und was die Allmacht ſonſten braucht, die
Hofnung von den Seegensfruͤchten,
Wenn ſie ſchon herrlich aufgegruͤnnt, zu
eurer Strafe, zu zernichten:
Drum dienet euren GOtt mit Furcht, und
wenn ihr euch mit zittern freut,
So ſchaft die ewge Vaterguͤt, daß unſre
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