Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.Der Akker Der Lehrer der selbst GOtt, die ewge Weisheitheist, Der uns die Warheit lehrt, zur Besserung an- weißt, Führt uns oft in die Welt darinnen zu erblikken, Die Dinge die das Herz der Sterblichen abdrükken. Er führt uns in das Feld, und weiset unsern Sinn, Ein achtsames Gemüt, zu einem Akker hin, Hier bald zum steinigten, da zu dem guten Lande, Da wir ein Bildnis sehn, von unsers Herzens Stande. Sieht man den Akker an, eh er wird umge- scharrt, So ist desselben Fläch, rauh, ungebahnt und hart, Der Pflug, der ihn durchwühlt, der muß ihn erst bequemen, Daß er das Saamenkorn, kan in dem Schoos auf- nehmen Und bleibt er ungedüngt, von fetter Fruchtbarkeit, So wird das Saamenkorn vergeblich ausgestreut, Wird es nicht tief verstekt; so kan man leicht er- messen, Es wird von Vögel-Raub uns wieder weggefressen. Und taugt der Boden nichts, ist er wie Fels und Stein; So dringt der Wurzelkeim nicht tief genug hinein; Bekommt er keine Kraft, empfängt er keinen Re- gen, So wächset auch nicht auf der eingesaamte Segen; Hingegen von sich selbst ohn daß wir uns bemühn, Sehn wir aus seinem Schoos, das böse Unkraut blühn; Die Dorn und Diesteln sind, ohn Pflanzen, oh- ne Graben, Auf
Der Akker Der Lehrer der ſelbſt GOtt, die ewge Weisheitheiſt, Der uns die Warheit lehrt, zur Beſſerung an- weißt, Fuͤhrt uns oft in die Welt darinnen zu erblikken, Die Dinge die das Herz der Sterblichen abdruͤkken. Er fuͤhrt uns in das Feld, und weiſet unſern Sinn, Ein achtſames Gemuͤt, zu einem Akker hin, Hier bald zum ſteinigten, da zu dem guten Lande, Da wir ein Bildnis ſehn, von unſers Herzens Stande. Sieht man den Akker an, eh er wird umge- ſcharrt, So iſt deſſelben Flaͤch, rauh, ungebahnt und hart, Der Pflug, der ihn durchwuͤhlt, der muß ihn erſt bequemen, Daß er das Saamenkorn, kan in dem Schoos auf- nehmen Und bleibt er ungeduͤngt, von fetter Fruchtbarkeit, So wird das Saamenkorn vergeblich ausgeſtreut, Wird es nicht tief verſtekt; ſo kan man leicht er- meſſen, Es wird von Voͤgel-Raub uns wieder weggefreſſen. Und taugt der Boden nichts, iſt er wie Fels und Stein; So dringt der Wurzelkeim nicht tief genug hinein; Bekommt er keine Kraft, empfaͤngt er keinen Re- gen, So waͤchſet auch nicht auf der eingeſaamte Segen; Hingegen von ſich ſelbſt ohn daß wir uns bemuͤhn, Sehn wir aus ſeinem Schoos, das boͤſe Unkraut bluͤhn; Die Dorn und Dieſteln ſind, ohn Pflanzen, oh- ne Graben, Auf
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Der Akker
Der Lehrer der ſelbſt GOtt, die ewge Weisheit
heiſt,
Der uns die Warheit lehrt, zur Beſſerung an-
weißt,
Fuͤhrt uns oft in die Welt darinnen zu erblikken,
Die Dinge die das Herz der Sterblichen abdruͤkken.
Er fuͤhrt uns in das Feld, und weiſet unſern Sinn,
Ein achtſames Gemuͤt, zu einem Akker hin,
Hier bald zum ſteinigten, da zu dem guten Lande,
Da wir ein Bildnis ſehn, von unſers Herzens
Stande.
Sieht man den Akker an, eh er wird umge-
ſcharrt,
So iſt deſſelben Flaͤch, rauh, ungebahnt und hart,
Der Pflug, der ihn durchwuͤhlt, der muß ihn erſt
bequemen,
Daß er das Saamenkorn, kan in dem Schoos auf-
nehmen
Und bleibt er ungeduͤngt, von fetter Fruchtbarkeit,
So wird das Saamenkorn vergeblich ausgeſtreut,
Wird es nicht tief verſtekt; ſo kan man leicht er-
meſſen,
Es wird von Voͤgel-Raub uns wieder weggefreſſen.
Und taugt der Boden nichts, iſt er wie Fels und
Stein;
So dringt der Wurzelkeim nicht tief genug hinein;
Bekommt er keine Kraft, empfaͤngt er keinen Re-
gen,
So waͤchſet auch nicht auf der eingeſaamte Segen;
Hingegen von ſich ſelbſt ohn daß wir uns bemuͤhn,
Sehn wir aus ſeinem Schoos, das boͤſe Unkraut
bluͤhn;
Die Dorn und Dieſteln ſind, ohn Pflanzen, oh-
ne Graben,
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