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Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747.

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Die weise Güte GOttes
So müssen wir gerührt gestehn, daß GOtt der
alle Ding regieret,

Das Böse, wenn er es zuläst, dennoch zum gu-
ten Zwekke führet

Er lässet über seine Kinder, oft alle Trübsals-Wet-
ter gehn,

Damit sie nach den trüben Wolken, die Sonne de-
sto heller sehn;

Er führt sie in einen Thränen-Thal, nach Bochim;
weil er sie bestimmet,

Nach Elim wo ein voller Bach, zu ihrer Lust und
Labsal schwimmet;

Er lässet sie durch Kreuzes-Wege auf harten Stei-
nen einher gehn,

Damit sie nach der schweren Reise, ein Land voll
Milch und Honig sehn.

Dies zeiget, der in Unschuld siegt, des Herz ein
GOtt geweihter Tempel,

Der Joseph, der der Bosheit Raub, in einen herr-
lichen Exempel.

Die Welt gleicht einen Jrregarten, und dem ver-
wirrten Labirinth,

Worin die Quer und Kreuzes-Wege, so wunderbar
vermenget sind,

Daß man gar keinen Ausgang sieht, weil die ver-
wirrten Lauben, Hekken,

Wenn uns des Weges Weiser fehlt, der uns den-
selben zeigt, verdekken.

Der HErr der über alles siehet, und auch nach sei-
nen Willen fügt,

Dem Anfang, Fortgang und das Ende, auf ein-
mahl vor den Augen liegt,

Der sieht wie alles kommen muß, befördert unsern
Nuz in Schaden,

Und
Die weiſe Guͤte GOttes
So muͤſſen wir geruͤhrt geſtehn, daß GOtt der
alle Ding regieret,

Das Boͤſe, wenn er es zulaͤſt, dennoch zum gu-
ten Zwekke fuͤhret

Er laͤſſet uͤber ſeine Kinder, oft alle Truͤbſals-Wet-
ter gehn,

Damit ſie nach den truͤben Wolken, die Sonne de-
ſto heller ſehn;

Er fuͤhrt ſie in einen Thraͤnen-Thal, nach Bochim;
weil er ſie beſtimmet,

Nach Elim wo ein voller Bach, zu ihrer Luſt und
Labſal ſchwimmet;

Er laͤſſet ſie durch Kreuzes-Wege auf harten Stei-
nen einher gehn,

Damit ſie nach der ſchweren Reiſe, ein Land voll
Milch und Honig ſehn.

Dies zeiget, der in Unſchuld ſiegt, des Herz ein
GOtt geweihter Tempel,

Der Joſeph, der der Bosheit Raub, in einen herr-
lichen Exempel.

Die Welt gleicht einen Jrregarten, und dem ver-
wirrten Labirinth,

Worin die Quer und Kreuzes-Wege, ſo wunderbar
vermenget ſind,

Daß man gar keinen Ausgang ſieht, weil die ver-
wirrten Lauben, Hekken,

Wenn uns des Weges Weiſer fehlt, der uns den-
ſelben zeigt, verdekken.

Der HErr der uͤber alles ſiehet, und auch nach ſei-
nen Willen fuͤgt,

Dem Anfang, Fortgang und das Ende, auf ein-
mahl vor den Augen liegt,

Der ſieht wie alles kommen muß, befoͤrdert unſern
Nuz in Schaden,

Und
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[94/0106] Die weiſe Guͤte GOttes So muͤſſen wir geruͤhrt geſtehn, daß GOtt der alle Ding regieret, Das Boͤſe, wenn er es zulaͤſt, dennoch zum gu- ten Zwekke fuͤhret Er laͤſſet uͤber ſeine Kinder, oft alle Truͤbſals-Wet- ter gehn, Damit ſie nach den truͤben Wolken, die Sonne de- ſto heller ſehn; Er fuͤhrt ſie in einen Thraͤnen-Thal, nach Bochim; weil er ſie beſtimmet, Nach Elim wo ein voller Bach, zu ihrer Luſt und Labſal ſchwimmet; Er laͤſſet ſie durch Kreuzes-Wege auf harten Stei- nen einher gehn, Damit ſie nach der ſchweren Reiſe, ein Land voll Milch und Honig ſehn. Dies zeiget, der in Unſchuld ſiegt, des Herz ein GOtt geweihter Tempel, Der Joſeph, der der Bosheit Raub, in einen herr- lichen Exempel. Die Welt gleicht einen Jrregarten, und dem ver- wirrten Labirinth, Worin die Quer und Kreuzes-Wege, ſo wunderbar vermenget ſind, Daß man gar keinen Ausgang ſieht, weil die ver- wirrten Lauben, Hekken, Wenn uns des Weges Weiſer fehlt, der uns den- ſelben zeigt, verdekken. Der HErr der uͤber alles ſiehet, und auch nach ſei- nen Willen fuͤgt, Dem Anfang, Fortgang und das Ende, auf ein- mahl vor den Augen liegt, Der ſieht wie alles kommen muß, befoͤrdert unſern Nuz in Schaden, Und

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Zitationshilfe: Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 2. Hildesheim, 1747, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen02_1747/106>, abgerufen am 28.04.2024.