Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Der Mensch. Seine Weisheit kan euch auch ein gewachs-nes Blättgen lehren Wollet ihr noch seine Macht von dem Baum bezeuget hören. Gebt nur acht auf jenes Chor, das auf sei- nen Gipfel singt, Und ein liebliches Gethön, gurgelnd aus der Kehle zwingt, Was mag wol der Jnhalt sein? werde ich nicht gänzlich fehlen So deucht mir ich höre es GOttes grosse Macht erzählen. Der Mensch.
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Was ist doch woll der Mensch, wenn er sich selbst beschaut? Ein herrlich Meisterstük von GOttes Macht erbaut Aus einen Geist und Leib, ein leben- des Gehäuse, Das künstlichste Geschöpf im weiten Erden Kreise; Die Seele wohnt im Leib und führt das Regiment, Die macht daß er sich selbst und andre Dinge kennt, Die macht daß er sich kan an seines Schöpfers Gaben Die er ihm fürgesezt, mit allen Sinnen laben. Beglükte Kreatur! du bist des Höchsten Bild, Das er mit Weisheits Glanz und Heiligkeit erfüllt, Das
Der Menſch. Seine Weisheit kan euch auch ein gewachs-nes Blaͤttgen lehren Wollet ihr noch ſeine Macht von dem Baum bezeuget hoͤren. Gebt nur acht auf jenes Chor, das auf ſei- nen Gipfel ſingt, Und ein liebliches Gethoͤn, gurgelnd aus der Kehle zwingt, Was mag wol der Jnhalt ſein? werde ich nicht gaͤnzlich fehlen So deucht mir ich hoͤre es GOttes groſſe Macht erzaͤhlen. Der Menſch.
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Was iſt doch woll der Menſch, wenn er ſich ſelbſt beſchaut? Ein herrlich Meiſterſtuͤk von GOttes Macht erbaut Aus einen Geiſt und Leib, ein leben- des Gehaͤuſe, Das kuͤnſtlichſte Geſchoͤpf im weiten Erden Kreiſe; Die Seele wohnt im Leib und fuͤhrt das Regiment, Die macht daß er ſich ſelbſt und andre Dinge kennt, Die macht daß er ſich kan an ſeines Schoͤpfers Gaben Die er ihm fuͤrgeſezt, mit allen Sinnen laben. Begluͤkte Kreatur! du biſt des Hoͤchſten Bild, Das er mit Weisheits Glanz und Heiligkeit erfuͤllt, Das
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Der Menſch.
Seine Weisheit kan euch auch ein gewachs-
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bezeuget hoͤren.
Gebt nur acht auf jenes Chor, das auf ſei-
nen Gipfel ſingt,
Und ein liebliches Gethoͤn, gurgelnd aus der
Kehle zwingt,
Was mag wol der Jnhalt ſein? werde ich
nicht gaͤnzlich fehlen
So deucht mir ich hoͤre es GOttes groſſe
Macht erzaͤhlen.
Der Menſch.
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Was iſt doch woll der Menſch, wenn
er ſich ſelbſt beſchaut?
Ein herrlich Meiſterſtuͤk von GOttes
Macht erbaut
Aus einen Geiſt und Leib, ein leben-
des Gehaͤuſe,
Das kuͤnſtlichſte Geſchoͤpf im weiten Erden Kreiſe;
Die Seele wohnt im Leib und fuͤhrt das Regiment,
Die macht daß er ſich ſelbſt und andre Dinge kennt,
Die macht daß er ſich kan an ſeines Schoͤpfers Gaben
Die er ihm fuͤrgeſezt, mit allen Sinnen laben.
Begluͤkte Kreatur! du biſt des Hoͤchſten Bild,
Das er mit Weisheits Glanz und Heiligkeit erfuͤllt,
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