Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Allmacht, Weisheit und Güte GOttes Die der schroffen Erde Grund, als mit sanfftenPolstern zieret, Worauf die Natur zur Lust manches Frühlings Kind gebieret. Welch ein Vorwurf rührt die Sinnen, wenn das Auge Blumen sieht Und das Riechen unsrer Nasen holde Dünste an sich zieht; Wenn das Ohr den Lustgesang der erwachten Vö- gel höret Und die Zunge das geschmekt, was der Lentzen uns bescheret; Wenn das Blut in unsern Adern, frische Lebens Geister fühlt Da der Frühling wieder wärmet, was der Win- ter abgekühlt! Wer sieht, riechet, hört und schmekt, wer empfin- det; des Gemüte Siehet auch riecht hört und schmekt, GOttes Weis- heit, Macht und Güte. Nicht alleine das Vergnügen, das der Zeiten Wech- sel macht, Sondern auch der grosse Nutze komt hie billig in Be- tracht, Gebe uns der Sonnenstrahl, wie im Winter mat- te Blikke Ja! so bliebe auch die Frucht, die uns nähret ganz zurükke, Bliebe stets die Sonn im Widder, und im Stier und Zwilling stehn, Würden wir auf unsrer Fläche zwar beständig Früh- ling sehn: Aber die gesäete Frucht, wäre nie zur Reiffe kommen, Wenn nicht ein viel stärker Brand in der Sommers Zeit entglommen, Da
Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes Die der ſchroffen Erde Grund, als mit ſanfftenPolſtern zieret, Worauf die Natur zur Luſt manches Fruͤhlings Kind gebieret. Welch ein Vorwurf ruͤhrt die Sinnen, wenn das Auge Blumen ſieht Und das Riechen unſrer Naſen holde Duͤnſte an ſich zieht; Wenn das Ohr den Luſtgeſang der erwachten Voͤ- gel hoͤret Und die Zunge das geſchmekt, was der Lentzen uns beſcheret; Wenn das Blut in unſern Adern, friſche Lebens Geiſter fuͤhlt Da der Fruͤhling wieder waͤrmet, was der Win- ter abgekuͤhlt! Wer ſieht, riechet, hoͤrt und ſchmekt, wer empfin- det; des Gemuͤte Siehet auch riecht hoͤrt und ſchmekt, GOttes Weis- heit, Macht und Guͤte. Nicht alleine das Vergnuͤgen, das der Zeiten Wech- ſel macht, Sondern auch der groſſe Nutze komt hie billig in Be- tracht, Gebe uns der Sonnenſtrahl, wie im Winter mat- te Blikke Ja! ſo bliebe auch die Frucht, die uns naͤhret ganz zuruͤkke, Bliebe ſtets die Sonn im Widder, und im Stier und Zwilling ſtehn, Wuͤrden wir auf unſrer Flaͤche zwar beſtaͤndig Fruͤh- ling ſehn: Aber die geſaͤete Frucht, waͤre nie zur Reiffe kommen, Wenn nicht ein viel ſtaͤrker Brand in der Sommers Zeit entglommen, Da
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Die Allmacht, Weisheit und Guͤte GOttes
Die der ſchroffen Erde Grund, als mit ſanfften
Polſtern zieret,
Worauf die Natur zur Luſt manches Fruͤhlings Kind
gebieret.
Welch ein Vorwurf ruͤhrt die Sinnen, wenn das
Auge Blumen ſieht
Und das Riechen unſrer Naſen holde Duͤnſte an
ſich zieht;
Wenn das Ohr den Luſtgeſang der erwachten Voͤ-
gel hoͤret
Und die Zunge das geſchmekt, was der Lentzen uns
beſcheret;
Wenn das Blut in unſern Adern, friſche Lebens
Geiſter fuͤhlt
Da der Fruͤhling wieder waͤrmet, was der Win-
ter abgekuͤhlt!
Wer ſieht, riechet, hoͤrt und ſchmekt, wer empfin-
det; des Gemuͤte
Siehet auch riecht hoͤrt und ſchmekt, GOttes Weis-
heit, Macht und Guͤte.
Nicht alleine das Vergnuͤgen, das der Zeiten Wech-
ſel macht,
Sondern auch der groſſe Nutze komt hie billig in Be-
tracht,
Gebe uns der Sonnenſtrahl, wie im Winter mat-
te Blikke
Ja! ſo bliebe auch die Frucht, die uns naͤhret ganz
zuruͤkke,
Bliebe ſtets die Sonn im Widder, und im Stier
und Zwilling ſtehn,
Wuͤrden wir auf unſrer Flaͤche zwar beſtaͤndig Fruͤh-
ling ſehn:
Aber die geſaͤete Frucht, waͤre nie zur Reiffe kommen,
Wenn nicht ein viel ſtaͤrker Brand in der Sommers
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