Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.
Man seh das ausgespannte Feld, Des Pflantzen reiches grüne Seiten, Was mag die Blumen Schrifft bedeuten Die sich uns ins Gesichte stellt? Jst nicht an Tannen, Fichten, Eichen Am hoch und niedrigen Gesträuchen Zu lesen, daß der Zebaoth Auch sei ein wundervoller GOtt? Und wirfft man auf ein Akkerstük, Das, wens in grüner Hofnung blühet, Wie ein beschriebnes Blat aussiehet, Mit Aufmerkung den Andachts Blik: So kan man aus den langen Halmen Die Lettern sind; recht schöne Psalmen, Bei buchstabierenden Bemühn, Zu GOttes Ruhm zusammen ziehn. So ist uns jede Kreatur, Ein Lautbuchstab zu GOttes Ehren, Da all uns seine Grösse lehren Jn diesem Buche der Natur: Nun denke Mensch! wie viele Blätter, Sind nicht darin, und eine Letter, Schliest so viel Warheits Lehren ein, Wie herrlich muß das Buch nicht seyn? Und C 4
Man ſeh das ausgeſpannte Feld, Des Pflantzen reiches gruͤne Seiten, Was mag die Blumen Schrifft bedeuten Die ſich uns ins Geſichte ſtellt? Jſt nicht an Tannen, Fichten, Eichen Am hoch und niedrigen Geſtraͤuchen Zu leſen, daß der Zebaoth Auch ſei ein wundervoller GOtt? Und wirfft man auf ein Akkerſtuͤk, Das, wens in gruͤner Hofnung bluͤhet, Wie ein beſchriebnes Blat ausſiehet, Mit Aufmerkung den Andachts Blik: So kan man aus den langen Halmen Die Lettern ſind; recht ſchoͤne Pſalmen, Bei buchſtabierenden Bemuͤhn, Zu GOttes Ruhm zuſammen ziehn. So iſt uns jede Kreatur, Ein Lautbuchſtab zu GOttes Ehren, Da all uns ſeine Groͤſſe lehren Jn dieſem Buche der Natur: Nun denke Menſch! wie viele Blaͤtter, Sind nicht darin, und eine Letter, Schlieſt ſo viel Warheits Lehren ein, Wie herrlich muß das Buch nicht ſeyn? Und C 4
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <lg n="7"> <l><pb facs="#f0055" n="39"/><fw place="top" type="header">Das Buch der Natur.</fw><lb/> Wer iſts der Meer und Fluth verriegelt?<lb/> Wer laͤſt der Fiſche ſchuppigt Heer<lb/> Jn ſchnellen Fluͤſſen, ſtillen Seen,<lb/> Bei tauſenden in Trifften gehen?<lb/> Jſt es nicht GOtt und ſeine Macht,<lb/> Die auch die Fluth herfuͤr gebracht?</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l><hi rendition="#in">M</hi>an ſeh das ausgeſpannte Feld,<lb/> Des Pflantzen reiches gruͤne Seiten,<lb/> Was mag die Blumen Schrifft bedeuten<lb/> Die ſich uns ins Geſichte ſtellt?<lb/> Jſt nicht an Tannen, Fichten, Eichen<lb/> Am hoch und niedrigen Geſtraͤuchen<lb/> Zu leſen, daß der Zebaoth<lb/> Auch ſei ein wundervoller GOtt?</l> </lg><lb/> <lg n="9"> <l><hi rendition="#in">U</hi>nd wirfft man auf ein Akkerſtuͤk,<lb/> Das, wens in gruͤner Hofnung bluͤhet,<lb/> Wie ein beſchriebnes Blat ausſiehet,<lb/> Mit Aufmerkung den Andachts Blik:<lb/> So kan man aus den langen Halmen<lb/> Die Lettern ſind; recht ſchoͤne Pſalmen,<lb/> Bei buchſtabierenden Bemuͤhn,<lb/> Zu <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Ruhm zuſammen ziehn.</l> </lg><lb/> <lg n="10"> <l><hi rendition="#in">S</hi>o iſt uns jede Kreatur,<lb/> Ein Lautbuchſtab zu <hi rendition="#fr">GOttes</hi> Ehren,<lb/> Da all uns ſeine Groͤſſe lehren<lb/> Jn dieſem Buche der Natur:<lb/> Nun denke <hi rendition="#fr">Menſch!</hi> wie viele Blaͤtter,<lb/> Sind nicht darin, und eine Letter,<lb/> Schlieſt ſo viel Warheits Lehren ein,<lb/> Wie herrlich muß das Buch nicht ſeyn?</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw> <fw place="bottom" type="catch">Und</fw><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [39/0055]
Das Buch der Natur.
Wer iſts der Meer und Fluth verriegelt?
Wer laͤſt der Fiſche ſchuppigt Heer
Jn ſchnellen Fluͤſſen, ſtillen Seen,
Bei tauſenden in Trifften gehen?
Jſt es nicht GOtt und ſeine Macht,
Die auch die Fluth herfuͤr gebracht?
Man ſeh das ausgeſpannte Feld,
Des Pflantzen reiches gruͤne Seiten,
Was mag die Blumen Schrifft bedeuten
Die ſich uns ins Geſichte ſtellt?
Jſt nicht an Tannen, Fichten, Eichen
Am hoch und niedrigen Geſtraͤuchen
Zu leſen, daß der Zebaoth
Auch ſei ein wundervoller GOtt?
Und wirfft man auf ein Akkerſtuͤk,
Das, wens in gruͤner Hofnung bluͤhet,
Wie ein beſchriebnes Blat ausſiehet,
Mit Aufmerkung den Andachts Blik:
So kan man aus den langen Halmen
Die Lettern ſind; recht ſchoͤne Pſalmen,
Bei buchſtabierenden Bemuͤhn,
Zu GOttes Ruhm zuſammen ziehn.
So iſt uns jede Kreatur,
Ein Lautbuchſtab zu GOttes Ehren,
Da all uns ſeine Groͤſſe lehren
Jn dieſem Buche der Natur:
Nun denke Menſch! wie viele Blaͤtter,
Sind nicht darin, und eine Letter,
Schlieſt ſo viel Warheits Lehren ein,
Wie herrlich muß das Buch nicht ſeyn?
Und
C 4
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/55 |
Zitationshilfe: | Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ebeling_betrachtungen01_1747/55>, abgerufen am 21.07.2024. |