Ebeling, Johann Justus: Andächtige Betrachtungen aus dem Buche der Natur und Schrift. Bd. 1. Hildesheim, 1747.Die Grösse GOttes Und als ein Meisterstück des Schöpfers auch geprie-sen, Wer blickt die Kräuter an, die in dem grünen Wie- sen Aus zarten Keimen gehn? Wer ist woll recht bemüht, Den Jsop anzusehn, der nur an Wänden blüht? Und doch des Schöpfers Macht, zu seinen Preis erhebet; Ob er in Niedrigkeit, gleich an der Erde klebet. Jm Thierreich ist uns Nichts, was wir bewundern schön, Als eine Kreatur, die wir gar selten sehn; Als ein solch Ungeheur, für dessen Gang die Wellen, Wenn es im Wasser wohnt, wie hohe Berge schwellen: Als solch ein Wunderthier, das auf dem Troknen lebt, Und seiner Glieder Bau, vor andern hoch erhebt; Das wie ein Elephant sich mit dem Rüssel brüstet Und gleich wie ein Cameel mit Thürmen ausgerüstet. Ein Thiergen das da nur in faulen Sümpfen kreucht, Und ein gefiedertes, das fast unsichtbahr fleucht, Wird von dem wenigsten, für sonderbar geachtet Und noch viel weniger zu GOttes Ruhm betrachtet. Wie aber ist den GOtt nur in den grossen Gros, Schafft er die Bäume nur, nicht auch das zarte Moos? Hat seine Macht sich nur im Adler abgespiegelt Und nicht wenn er durch Kunst, ein Mükken Heer beflügelt? Des Schöpfers Kreatur, ist sie gleich noch so klein, Kan doch ein grosses Bild von seiner Allmacht seyn. Je kleiner ein Geschöpf; je zarter ein Gespinste, Je grösser ist das Werk, wens voll verborgner Künste. Des Meisters Wissenschafft verdient ein Augenmerk, Der eine Uhr gemacht von zarten Räderwerk; Und
Die Groͤſſe GOttes Und als ein Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers auch geprie-ſen, Wer blickt die Kraͤuter an, die in dem gruͤnen Wie- ſen Aus zarten Keimen gehn? Wer iſt woll recht bemuͤht, Den Jſop anzuſehn, der nur an Waͤnden bluͤht? Und doch des Schoͤpfers Macht, zu ſeinen Preis erhebet; Ob er in Niedrigkeit, gleich an der Erde klebet. Jm Thierreich iſt uns Nichts, was wir bewundern ſchoͤn, Als eine Kreatur, die wir gar ſelten ſehn; Als ein ſolch Ungeheur, fuͤr deſſen Gang die Wellen, Wenn es im Waſſer wohnt, wie hohe Berge ſchwellen: Als ſolch ein Wunderthier, das auf dem Troknen lebt, Und ſeiner Glieder Bau, vor andern hoch erhebt; Das wie ein Elephant ſich mit dem Ruͤſſel bruͤſtet Und gleich wie ein Cameel mit Thuͤrmen ausgeruͤſtet. Ein Thiergen das da nur in faulen Suͤmpfen kreucht, Und ein gefiedertes, das faſt unſichtbahr fleucht, Wird von dem wenigſten, fuͤr ſonderbar geachtet Und noch viel weniger zu GOttes Ruhm betrachtet. Wie aber iſt den GOtt nur in den groſſen Gros, Schafft er die Baͤume nur, nicht auch das zarte Moos? Hat ſeine Macht ſich nur im Adler abgeſpiegelt Und nicht wenn er durch Kunſt, ein Muͤkken Heer befluͤgelt? Des Schoͤpfers Kreatur, iſt ſie gleich noch ſo klein, Kan doch ein groſſes Bild von ſeiner Allmacht ſeyn. Je kleiner ein Geſchoͤpf; je zarter ein Geſpinſte, Je groͤſſer iſt das Werk, wens voll verborgner Kuͤnſte. Des Meiſters Wiſſenſchafft verdient ein Augenmerk, Der eine Uhr gemacht von zarten Raͤderwerk; Und
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Die Groͤſſe GOttes
Und als ein Meiſterſtuͤck des Schoͤpfers auch geprie-
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Wer blickt die Kraͤuter an, die in dem gruͤnen Wie-
ſen
Aus zarten Keimen gehn? Wer iſt woll recht bemuͤht,
Den Jſop anzuſehn, der nur an Waͤnden bluͤht?
Und doch des Schoͤpfers Macht, zu ſeinen Preis
erhebet;
Ob er in Niedrigkeit, gleich an der Erde klebet.
Jm Thierreich iſt uns Nichts, was wir bewundern
ſchoͤn,
Als eine Kreatur, die wir gar ſelten ſehn;
Als ein ſolch Ungeheur, fuͤr deſſen Gang die Wellen,
Wenn es im Waſſer wohnt, wie hohe Berge ſchwellen:
Als ſolch ein Wunderthier, das auf dem Troknen
lebt,
Und ſeiner Glieder Bau, vor andern hoch erhebt;
Das wie ein Elephant ſich mit dem Ruͤſſel bruͤſtet
Und gleich wie ein Cameel mit Thuͤrmen ausgeruͤſtet.
Ein Thiergen das da nur in faulen Suͤmpfen kreucht,
Und ein gefiedertes, das faſt unſichtbahr fleucht,
Wird von dem wenigſten, fuͤr ſonderbar geachtet
Und noch viel weniger zu GOttes Ruhm betrachtet.
Wie aber iſt den GOtt nur in den groſſen Gros,
Schafft er die Baͤume nur, nicht auch das zarte Moos?
Hat ſeine Macht ſich nur im Adler abgeſpiegelt
Und nicht wenn er durch Kunſt, ein Muͤkken Heer
befluͤgelt?
Des Schoͤpfers Kreatur, iſt ſie gleich noch ſo klein,
Kan doch ein groſſes Bild von ſeiner Allmacht ſeyn.
Je kleiner ein Geſchoͤpf; je zarter ein Geſpinſte,
Je groͤſſer iſt das Werk, wens voll verborgner Kuͤnſte.
Des Meiſters Wiſſenſchafft verdient ein Augenmerk,
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